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Unter der Schutzherrschaft der Partei

Am 24. November 1989 fand in Norilsk die Gründungskonferenz der Norilsker Organisation der Allrussischen freiwilligen Geschichtsaufklärungsgesellschaft „Memorial“ statt.

Die erste Anordnung des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der UdSSR im Zusammenhang mit den Repressionen der 1930er bis 1950er Jahre erschien im September 1987. Ja-ja! Die Überprüfung der Vergangenheit begann unter der Schutzherrschaft der in der Sowjetunion herrschenden Partei. Die erste Konferenz in Norilsk verlief ebenfalls im Haus der politischen Aufklärung (heute das städtische Zentralkomitee). Damals maß dem niemand besondere Aufmerksamkeit bei. „Die Hauptsache war, dass die Zeit der Wahrheit eingesetzt hatte“, - schrieb der Norilsker Journalist Gunar Kroders in seinen Erinnerungen, die im August 1988 in der „Polar-Wahrheit“ veröffentlicht wurden. Ende der 1980er Jahre gerieten alle Zeitungen und Zeitschriften des Landes wegen des Materials zur Geschichte der politischen Repressionen aus der Fassung.

Zuerst tauchte in Norilsk das Komitee zur Verewigung des Gedenkens an die Opfer der stalinistischen Repressionen auf. Der Beschluss war natürlich vom städtischen Parteikomitee gefasst worden. In derselben „Poljarka“ wurde der Text des Aufrufs veröffentlicht, verfasst vom Redakteur des Norilsker Fernsehstudios und Autor des Programm-Zyklus „Mit Norilsk sind Schicksale verbunden“ Leonid Winogradskij umd unterzeichnet von bekannten Stadtbewohnern, unter ihnen auch ehemalige Insassen des Norillag. Zum Vorsitzenden des Komitees wurde Winogradskij gewählt. Die Direktorin des Museums der Erschließung und Entwicklung des Norilsker Industriegebiets, Lilia Petscherskaja, die zuvor als Instrukteurin im Stadtkomitee der Partei tätig gewesen war, wurde Stellvertreterin. Sie war es auch, der auf Entscheid der Konferenz die Aufgabe zufiel, die örtliche Filiale von „Memorial“ bis zur Abreise aus Norilsk im April 2001 zu leiten. All diese Jahre waren das Museum und „Memorial“ gleichbedeutende Begriffe und die Mitarbeiter des Museums gleichzeitig auch Mitglieder von „Memorial“. Und dennoch spielte die bedeutendste Rolle in seiner Arbeit in jenen Jahren zuerst eine Mitarbeiterin des Museums, die spätere Journalistin des „Polar-Boten“ – Alla Makarowa. Übrigens spielte Alla Borissowna überhaupt nicht, vielmehr lebte und durchlief sie das Thema, wobei sie nicht wenige würdige Namen in die Geschichte von Norilsk zurückholte und darin wieder aufleben ließ.

Damals entstand in der Stadt die Vereinigung der Repressionsopfer mit Mitrofan Rubeko an der Spitze. Ihre Rechtsnachfolgerin – die gesellschaftliche Organisation „Schutz der Opfer der politischen Repressionen“ unter dem Vorsitz von Jelisaweta Obst – bereitet sich im nächsten Jahr darauf vor, ihr 25-jähriges Jubiläum zu feiern.

„Polar-Bote“, 19.11.2015


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