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Über Kotowskij sprach er wenig

In dem Projekt „Einfache Geschichten“, welches zum 80. Jahrestag des Bestehens von „Norilsk Nickel“ gestartet wurde, erzählen Norilsker, die merkliche Spuren in der Biographie der Stadt und des Kombinats hinterlassen haben, über die Zeit und über sich selbst. Für „Autoradio“ und „Europa Plus“ wurden die Hörgeschichten von den verdienten Schauspielern Russlands – Nina Walenskaja, Larissa Potechina, Sergej Igolnikow, Sergej Rebrij sowie der Schauspieler Andrej Ksenjuk.

Der „Polar-Bote“ empfiehlt seinen Lesern die erweiterten Versionen der „Einfachen Geschichten“ als Fortsetzung des Jubiläums-Chronographen“.

- Ich war viele Jahre gut mit Aleksej Nikolajewitsch Garri bekannt, und zwar schon vor seiner und meiner Freilassung. Er kam nach meiner Freilassung zu mir nach Hause. Aus Krasnojarsk und Moskau schrieb er mir Briefe. Er erzählte tausende Geschichten…

Er sagte, dass er am Zarskosselsker Gymnasium gelernt habe und dass der Direktor des Gymnasiums der Poet Annenskij (Anna Andrejewna Achmatowo berichtete mir, dass er in all ihren jungen Jahren ihr liebster Dichter gewesen sei) – ihm aufgrund seiner guten Griechisch-Kenntnisse eine Goldmedaille ausgehändigt habe. Das war wahrscheinlich gelogen, denn in allen Sprachen, die er konnte, sprach er nur mit einem starken, lokalen, jüdischen Akzent.

Erstaunlicherweise sprach er nur wenig von Kotowskij. Er druckte ein Buch über Kotowskij, aber ich las es nicht. Viel erzählte er davon, wie er im Jahre 22 oder 23 in Paris gelebt, gemäß Aufgabenstellung der Komintern die Revolution in Frankreich organisiert und gleichzeitig während der Arbeit an dieser Hauptaufgabe eine junge Ballerina geheiratet hätte, die wenige Monate später an Schwindsucht gestorben wäre…

Ich fürchte, er hat seine Komintern-Belange nicht sehr eifrig verfolgt.

Häufiger und am meisten sprach er von Gromows Flug über Europa…

Nachdem Garri sich aus dem Norden losgerissen hatte, druckte er in Norilsk einen Roman-Entwurf mit zahlreichen interessanten Beobachtungen, doch er endet falsch. Zu der Zeit begann ich mit meiner Literatur. Er nahm innerlich daran teil – nicht organisiert, sondern mit seinem Herzen. Er wollte mich sehr gern auf dem Bucheinband sehen, und nicht in unseren nordischen Wattejacken.

… Garri lebte in großer Armut in Moskau: er borgte sich vieles, bemühte sich es zurückzugeben, doch es gelang ihm nicht immer. Iwan Sergejewitsch Makarew – er öffnete sich bald darauf wegen des Fehlens einer unbedeutenden Geldsumme, die er in Verwahrung hatte, die Pulsadern – unternahm zahlreiche Versuche einer Neuauflage von Aleksej Nikolajewitsch Erzählungen über Kotowskij. Das unterstützte Garri irgendwie.

Text: Sergej Stein (Snegow), studierter Physiker, Fantasy-Schriftsteller

Polar-Bote, 10. Dezember 2015


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