Nachdem ich angefangen hatte, Olga Wawilenkos Beitrag „Und es schien den
gebrandmarkten Söhnen an allem zu fehlen“ (№11 vom 26. Februar) konnte ich mich
davon nicht mehr losreißen. Ich las ihn in einem einzigen Atemzug bis zum Ende.
Dann nahm ich die Zeitung noch einmal zur Hand. Und mein Mann las ihn sogar
dreimal durch. Ein sehr interessanter Bericht über die äußerst dramatischen
Ereignisse im Leben des Jurij Tomskij.
Außerdem stieß ich in dem Material auf viele Namen, die mir schmerzlich bekannt
vorkamen, denn ich verbrachte meine Kindheit und Jugend in der Dritten Abteilung
des Staatsgutes Tajoschnij. Meine Eltern, Anton Donatowitsch Olechnowitsch und
Lydia Dawidowna (Mädchenname Bauer), wurden ebenfalls unrechtmäßig unterdrückt
und in die Dritte Abteilung verbannt.
Ich erinnerte mich an die Familien Deisner, Betechtin,Heinz, Tarassow, Heidelbach, Bondarenko, Gorlizyn, Gorbunow. Sogar an eine alleinstehende Frau namens Nonna. Es hieß, dass sie in Leningrad geboren sei. Ein sehr gutmütiger, wohlwollender, anteilnehmender Mensch, ganz offensichtlich aus einer guten Familie. Aber die unrechtmäßige Verurteilung, das Lager, machte die Frau kaputt. Sie begann zu trinken. Keiner der Dorfbewohner verurteilte sie. Sie bemitleideten sie. Und schon bald wurde ihr Leben durch die Tuberkulose verkürzt, die sie sich im Arbeits- und Straflager zugezogen hatte.
Aber in diesen Tagen erinnere ich mich vor allem an die Familie Günther. Der Autor des Artikels "Ich arbeitete mit Tomsky", Viktor Alexandrowitsch, war ein bemerkenswerter Mann. Klug, einflussreich, ein Tausendsassa in allen Bereichen. Er besaß eine Kamera. Die Tatsache, dass die Bewohner Familienalben haben, ist allein sein Verdienst. Er hat Fotos von allen gemacht. Ich schätze die Fotos von Viktor Alexandrowitsch sehr, weil meine geliebten Gesichter zeigen. Das Porträt meiner Schwester ist besonders schön.
In dem Unterstand, von dem Sie schreiben, richteten die Ponters nach dem Bau des Hauses eine Sommerküche ein. Die Frau von Viktor Alexandrowitsch, Tante Marusja, backte dort wunderbare Kuchen mit frischem Kohl und luftige, mit Bröseln bestreute Brötchen und verwöhnte uns Kinder großzügig. Die Familie war sehr freundlich und fleißig.
Liebe Redaktion! Bitte schreiben Sie mehr über Viktor Alexandrowitsch Günther.
Valentina FUCHS (Olechnowitsch), Lehrerin an der Tatarischen Schule
Arthur Heinz, Viktor Günther, ein Unbekannter (von links nach rechts). Ca. 1958
„Landleben“ (Suchobusimo), 11.03.2016