Am 10.09.1930 wurde in der Siedlung TATAUROWO, ULJOTOWSKER Kreis, Region OST-SIBIRIEN (heute Gebiet TSCHITA), der russische Bauer Georgij (Jegor, Sohn von Pawel) ANANJEW (1873-1931) verhaftet; er war gebürtig aus der Ortschaft Sloboda, Bezirk Irkutsk. Er wurde in das Gefängnis von TSCHITA abtransportiert.
Eine „Sonder-Trojka“ der Bevollmächtigten-Vertretung der OGPU des Gebietes Ost-Sibirien verurteilte ihn am 06.02.1931 wegen §58-10, 13 zur Höchststrafe; er wurde am 28.02.1931 (offensichtlich in TSCHITA) erschossen.
Am 27.11.1989 wurde er posthum von der Staatsanwaltschaft der Region Tschita rehabilitiert.
Im Juni 1931 wurden seine Ehefrau und die Kinder (gemäß einer Entscheidung der „Trojka für Aussiedlungsangelegenheiten“ vom 14.06.1931)
aus TATAUROWO (der Sohn aus TSCHITA, wo er studierte) nach Krasnojarsk und anschließend in das Dorf USTUG, Kreis KRASNOTURINO (am Fluß Ubej), deportiert.
Der älteste Sohn von G. (P.) ANANJEW, Mitrofan (Sohn von Georgij) ANANJEW (1903-1942), der aus Tataurowo stammte, arbeitete zu jener Zeit im Fernen Osten, aber seine Ehefrau und die Kinder lebten in TATAUROWO. Auch sie wurden nach USTUG deportiert, zusammen mit der Familie G. (P.) Ananjew:
Nach USTUG brachte man sie im August 1931. Dort kam V. (M.) ANANJEWA ums leben. Im November 1931 verlegte man die ANANJEWS von USTUG in die Siedlung KITSCHI-BASCH am Fluß SISIM.
Verwandte benachrichtigten M. (G.) ANANJEW, daß seine Familie in die Verbannung getrieben worden war, und so fuhr er nach KITSCHIBASCH. Dort arbeitete er, ebenso wie die Verbannten in der Nowosjolower Waldwirtschaft, wurde aber nicht unter Kommandantur gestellt. 1932 fuhr er nach Transbaikalien zurück, aber seine Ehefrau und die Kinder bleiben in der Verbannung.
Im April 1934 brachte man die ANANJEWS von KITSCHIBASCH in die Siedlung SCHULGET, Kreis NOWOSJOLOWO (der Dorfrat befand sich in Smolenka). Die Siedlung bestand aus ungefähr 20 Baracken, von denen jede in vier Bereiche unterteilt war. In jedem dieser Bereiche wohnten zwei Familien.
1935 erlaubte die Kommandantur N. (G.) ANANJEW zum Studium nach Krasnojarsk zu fahren. Er wollte sich gern am Technikum einschreiben, aber von dort verjagte man ihn, als man erfuhr, daß er ein Verbannter war. So mußte er sich an der Betriebsfachschule des Loko-motiven-Reparaturwerkes anmelden. Aber sobald er die Fachschule beendet hatte, bestellte man ihn zur Miliz und schickte ihn nach SCHULGET zurück. Von dort wurde er im Dezem-ber 1942 einberufen, aber man schickte ihn nicht an die Front, sondern nach Nowosibirsk zu den rückwärtigen Verbänden. Bei der Armee arbeitete er in der Autoreparaturwerkstatt. 1943 wurde diese nach Moskau verlegt. N. (G.) ANANJEW war dort bis zum Sommer 1946 tätig, als man ihn demobilisierte und ihm endlich einen Ausweis gab.
Die Verbannten in SCHULGET wurden nach dem Krieg in die Freiheit entlassen.
M. (G.) ANANJEW arbeitete an der Station Borsja am Bau und später als Vorarbeiter in der Einheit für den Bau militärischer Anlagen in der Ortschaft GORNIJ SERENTUJ, NERTSCHINSKO-SAWODSKER Kreis, Gebiet TSCHITA (20 km von Arguni, das heißt von der chinesischen Grenze entfernt).
Am 03.11.1938 wurde er verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis der Nertschinsko-Sawodsker Grenztruppe gesteckt. Bei der Durchsuchung wurden Dokumente, Pfandanleihen und ein Motorad beschlagnahmt. Anschließend brachte man ihn ins Gefängnis von TSCHITA.
Am 29.09.1939 verurteilte ihn ein Sonderkollegium des NKWD gemäß §58-10,11 zu 5 Jahren und schickte ihn ins SWITL (Nord-Östliches Arbeitsbesserungslager), zum Lagerpunkt SCHTURMOWOJ (Lageraußenstelle JAGODNYJ). Dort kam er am 22.01.1942 aufgrund völliger Entkräftung ums Leben.
Am 23.01.1959 wurde er posthum vom Militär-Tribunal des Transbaikalien-Wehrkreises rehabilitiert.
F. (T.) ANANJEWA und K. (P.) ANANJEWA wurden am 08.07.1994 vom Informationszentrum der Verwaltung für Inneres der Region Tschita rehabilitiert,
M. (M.) ANANJEWA am 12.09.1994 und N. (G.) ANANJEW am 23.08.1995 jeweils vom Informationszentrum der Verwaltung für Inneres in der Region Krasnojarsk.
25.05.1998, aufgezeichnet von W.S. Birger, Krasnojarsk, Gesellschaft „Memorial“
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