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Verbannungs- / Lagerhaftbericht von Rosa (Tochter von Michail) Andrejewa

Anfang Herbst 1929 wurde aus dem Vorwerk der Ortschaft ROMANOWKA (NOWOROMANOWKA), 6 km von NOWOGRAD-WOLHYNSK (heute Gebiet SCHITOMIR) entfernt, die polnische Bauernfamilie ROGULSKI deportiert:

In NOWOGRAD-WOLHYNSK verlud man sie auf Güterwaggons und brachte sie nach Sibirien. Der Zug wurde an der Station JAJA (heute im Gebiet Kemerowo) abgeladen. Zu diesem Zeitpunkt lag bereits kein Schnee mehr. An der Station JAJA gab es weder eine Zone noch Baracken. Die Verbannten wurden etwa eine Woche dort festgehalten, dann erneut in Waggons gejagt und weitertransportiert. Endlich ließ man sie in KANSK aussteigen.

Anfangs kamen die Verschleppten in Baracken mit zweistöckigen Pritschen unter, aber zu Beginn des Winters verlegte man sie zum Mühlenkombinat, in ein zweigeschossiges Haus, ebenfalls mit Pritschen. Damals arbeiteten die Verbannten nicht, erhielten aber ihre Essens-ration: Brot, Butter, Fische. Später begann man dann damit, sie für Arbeiten einzuteilen.

M. (A.) ROGULSKI wurde als Kutscher beim NKWD (damals wohl noch die OGPU) eingestellt. Er beförderte den Leiter. Aber ungefähr 1931 wurde der Leiter verhaftet.

Danach arbeitete M. (A.) ROGULSKI beim Schneiden von Eisenbahnschwellen. Später bildete man aus dem Kreis der Verbannten (bei der Holzfabrik) eine landwirtschaftliche Genossenschaft, die jedoch über keine feste Satzung verfügte, und nach zwei Jahren wurde diese Genossenschaft in die Kolchose „Neuer Weg“ umgewandelt.

M. (A.) ROGULSKI arbeitete in dieser Kolchose als Viehwärter und lebte mit seiner Familie in der Siedlung des Sägewerks, Baracke Nr. 17.

D. (M.) ROGULSKI arbeitete in der Holzfabrik als Gehilfe eines Rahmenbauers. In der Verbannung wurde er fälschlicherweise mit dem Vornamen „Demjan“ registriert. Er war ein guter Musiker, spielte verschiedene Instrumente (besonders Streichinstrumente) und nahm aktiv an den künstlerischen Laienspiel-Aktivitäten in der Holzfabrik teil.

Ab 1936 begann man einigen Verbannten Pässe auszuhändigen: „aufgrund guter Arbeits-leistungen“.

M. (A.) ROGULSKI wurde am 16.08.1937 verhaftet. Ihn holte der Bevollmächtigte ANOCHIN. M. (A.) ROGULSKI wurde von einer Trojka am 03.11.1937 wegen § 58-10 (konterrevolutionäre Aktivitäten) verurteilt und am 09.11.1937 in KANSK erschossen.

Am 24.04.1956 wurde er posthum vom Militär-Tribunal des Sibirischen Wehr-Kreises rehabilitiert.

Am 20.01.1938 wurde auch D. (M.) ROGULSKI verhaftet. Er wurde von MORGUNOW aus der Kreis-Abteilung des NKWD abgeholt. D. (M.) ROGULSKI unterschrieb sein „Geständ-nis“ nicht und wurde am 25.05.1938 von einer Dwojka als „Mitglied einer polnischen natio-nalistischen Spionage-Vereinigung“ zur Höchststrafe verurteilt. Am 15.06.1938 änderte jedoch ein Sonder-Kollegium seine Strafe in „10 Jahre“ wegen §58-10 um.

Er geriet mit einem Gefangenentransport ins SWITL (Nord-Östliches Arbeitsbesserungslager) und befand sich ab dem 07.10.1938 im Gebiet MAGADAN. Am 25.07.1939 starb er in MAGADAN an Lungen-Tuberkulose.

D. (M.) ROGULSKI wurde posthum am 09.05.1958 vom Militär-Tribunal des Sibirischen Wehrkreises rehabilitiert.

Unter den Verhafteten der KANSKER Holzfabrik befand sich auch ein verbannter Ukrainer namens Michailo BOGATJUK. Im Gefängnis unterzeichnete er sein „Geständnis“. Er saß 10 Jahre ab und kehrte dann nach Kansk zurück.

Ende 1937 oder Anfang 1938 wurde der verbannte Pole ZAJAC verhaftet. Er kehrte nicht zurück.

09.12.1995, aufgezeichnet von W.S. Birger, Krasnojarsk, Gesellschaft „Memorial“

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