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Verbannungs- / Lagerhaftbericht von Jurij Wassiljewitsch Ardaschew

Am 11.04.1928 wurde in der Ortschaft BALSOJ, ULJOTOWSKER Kreis, FERNOST-Region (heute Gebiet TSCHITA), der russische Bauer Wassilij (Sohn von Michail) ARDASCHEW (oder ARDYSCHEW), 1876-1933, verhaftet.

Am 17.08.1928 verurteilte ihn ein Sonderkollegium der OGPU laut §58-10,11 zu 5 Monaten (oder Jahren?). Nach seiner Freilassung kehrte er nach BALSOJ zurück.

Im Juni 1931 wurden W. (M.) ARDASCHEW und seine Familie

auf Beschluß einer „Trojka bei der Versorgungsstelle der Bevollmächtigten-Vertretung der OGPU im Gebiet Ostsibirien" vom 14.06.1931 aus der Ortschaft BALSOJ nach KRASNO-ARSK deportiert und anschließend in die Verbannung in den DAURISCHEN (heute BALACHTINSKER) Kreis, in die Siedlung KITSCHIBASCH am Fluß Sisim (im östlichen Sajan-Gebirge, südlich von Krasnojarsk) geschickt.

W. (M.) ARDASCHEW kam während der Verbannung in KITSCHIBASCH ums Leben.

Sein ältester Sohn, Jakob (W.) ARDASCHEW (oder ARDYSCHEW, 1904-1970), ebenfalls Bauer, lebte mit seiner Familie separat (aber auch in der Ortschaft BALSOJ). Er wurde 1931 von der Deportation nicht betroffen.

Am 15.06.1932 wurde dann auch er verhaftet und von einer „Sonder-Trojka der Bevollmäch-tigten-Vertretung der OGPU im Gebiet Ostsibirien am 08.10.1932 nach §58-10-,11 zu 5 Jah-ren Konzentrationslager verurteilt.

Im Jahre 1933 wurde seine Familie

ebenfalls nach KITSCHIBASCH deportiert. 1933 oder 1934 wurde J. (W.) ARDASCHEW aus dem Lager freigelassen, fuhr zu seiner Familie nach KITSCHIBASCH und wurde dort auch unter Kommandantur gestellt.

In KITSCHIBASCH arbeiteten die Verbannten in der Waldwirtschaft. Mitte der dreißiger Jahre wurde mit der Auflösung von KITSCHIBASCH begonnen und die Verbannten in andere Siedlungen verlegt. Die ARDASCHEWS gerieten in das Revier DWOJEUSTJE.

1941 bekamen W. (W.) ARDASCHEW und N. (A.) ARDASCHEWA in DWOJEUSTJE ihren Sohn Jurij.

1941 oder 1942 wurden die ARDASCHEWS in das Revier JAKUSCHICHA (ebenfalls im DAURISCHEN Kreis) überführt. Auch dort arbeiteten die Verbannten in der Waldwirtschaft.

W. (W.) ARDASCHEW arbeitete dort als Meister.

1942 wurden K. (W.) ARDASCHEW und I. (J.) ARDASCHEW zur Armee mobilisiert und später an die Front geschickt. W. (W.) ARDASCHEW wurde nicht einberufen.

J. (W.) ARDASCHEW schickten man zum Arbeiten an die Station ADADYM (bei NASAROWO), zum „Wojenstroj“ ("Militärbau") No. 385.

Am 30.12.1942 wurde J. (W.) ARDASCHEW verhaftet. Von ADADYM verlegte man ihn ins ATSCHINSKER Gefängnis (No. 4). Im Gefängnis nahm ihn der Haupt-Untersuchungsführer der Sonderabteilung des NKWD der Atschinsker Garnison „in Empfang“, der Unterleutn GERASCHTSCHENKO.

Am 12.03.1943 wurde J. (W.) ARDASCHEW im Rahmen einer Gruppensache (unter diese Akte fielen mehrere Personen) vom Gebietsgericht (wahrscheinlich eine Gerichtsitzung „in Abwesenheit“ in ATSCHINSK) laut §58-10 („Antisowjetische Agitation im Zusammenhang mit Defätismus“) zu 10 Jahren und 5 Jahren Verlust aller bürgerlichen Rechte verurteilt.

Nach der Urteilsverkündung brachte man ihn in ein Lager mit örtlicher Unterstellung, zur Station KATSCHA (Katschinsker Industrie-Kolonie, auch Katschinsker Arbeitsbesserungs-kolonie genannt). Am 11.02.1944 verkürzte ein Sonderkollegium des NKWD die Haftstrafe um 6 Monate. Später wurde J. (W.) ARDASCHEW aus der KATSCHINSKER Arbeitsbesse-rungskolonie ins SIBLAG geschickt. Von dort wurde er am 30.06.1952 in die Freiheit ent-lassen.

Seine Mutter, Schwester, Ehefrau und Kinder sowie der Bruder von W. (W.) ARDASCHEW mit seiner Familie, wurden 1947 aus der Verbannung freigelassen.

W. (M.) ARDASCHEW wurde posthum am 25.10.1989 von der Staatsanwaltschaft der Region Tschita (wegen seiner Verhaftung) rehabilitiert. J. (W.) ARDASCHEW bekam die Rehabilitation am 17.12.1996 von der Staatsanwaltschaft der Region Tschita wegen seiner erstenVerhaftung und am 09.11.1960 von Obersten Gericht der RFSFR aufgrund der zweiten Festnahme.

W. (M.) ARDASCHEW, F. (F.) ARDASCHEWA, A. (W.) ARDASCHEWA, W. (W.) ARDASCHEW und N. (A.) ARDASCHEWA wurden (aufgrund ihrer Verbannung) am 21.10.1996 vom Informationszentrum der Verwaltung für Inneres in der Region Tschita rehabilitiert.

22.11.1999, aufgezeichnet von W. S. Birger, Krasnojarsk, Gesellschaft „Memorial“


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