Im September 1941 wurde aus dem Dorf STRAUB im Kanton KUKKUS, Autonome Republik der Wolgadeutschen, die deutsche Bauernfamilie BENGEL von den Kom-munisten deportiert:
Am 28.10.41 lud man den Zug mit den deportierten Deutschen in Abakan aus und brachte sie mit Pferden in ein entlegenes Dorf. Die Familie BENGEL wurde in das Dorf SAGAJSKOJE im Kreis KARATUS verbannt.
Zusammen mit ihnen gerieten ungefähr 10 Familien aus STRAUB dorthin: die Familien WEISBROT, ROT, SCHWABELLANT, GLEIM und DOOS.
Die Familie des Bruders von Kristina - Daniel (Sohn von Alexander) WINTER - und ihre Schwester - Jekaterina (Tochter von Alexander) BRAUSMAN wurden in das große Dorf KARATUS (Kreisstadt) verbannt.
Ihr Vater, Alexander WINTER, kam an der Station KLJUKWENNAJA (heute UJAR) in Verbannung, wurde dort im Herbst 1941 wegen des § 58 verhaftet und starb, wie man auf Umwegen erfuhr, im NORILLag.
Anfang 1942 wurden Heinrich (Sohn von Peter) und die 14-jährige Frieda in die "Trudarmee" einberufen. Sie kamen nach KEMEROWO und arbeiteten dort zusammen im Bergwerk bis 1946. Frieda erkrankte dort an Tuberkulose. Dann wurde auch Anna in die "Trudarmee" eingezogen, aber sie kam nach Krasnojarsk, ins BUMSTROJ (Papierfabrik).
Kristina hatte Glück: sie wurde nicht in die "Trudarmee" geschickt. Mütter mit kleinen Kindern sollten eigentlich auch nicht einberufen werden, aber oft wurden sie trotzdem eingezogen. Nach der "Trudarmee" kehrten Heinrich, Sohn von Peter und Frieda in das Dorf SAGAJSKOJE in die Verbannung zurück. Bald darauf starb Frieda an Tuberkulose.
Der ältere Sohn, Peter (Sohn von Heinrich) BENGEL (geb. 1921), diente ab 1939 in der Armee. Er beendete die Artillerie-Fachschule in Sumsk und wurde Offizier; zu Beginn des Krieges kam er an die Front. Im Herbst 1941 entließ man ihn, wie auch alle anderen Deutschen, aus der Armee, händigte ihm jedoch seinen Militärpaß mit dem Vermerk "bis zur weiteren Verfügung" aus. Er fuhr selbst, ohne Begleitsoldaten, zur Familie nach Krasnojarsk und kam zufällig ins BUMSTROJ (offenbar befanden sich die "Trudarmisten" dort nicht hinter Stacheldraht). Als er seinen Familiennamen nannte, fand ihn sogleich seine Schwester. Später schickten sie Anna in die Holzindustrie nach SCHUMICHU (heute außerhalb von Diwnogorsk), und 1945 wurde sie nach MINDERLINSK in die Hilfswirtschaft des NKWD versetzt (heute eine Lehr- und Ausbildungswirtschaft, im Kreis SUCHOBUSIMSK. Nach 1956 blieb sie dort wohnen.
17.01.93, aufgezeichnet von W.S. Birger, Krasnojarsk, Gesellschaft "Memorial"