Die Familie Bogatschow lebte in den 20-er Jahren in dem Dorf MICHAJLOWKA (ungefähr 100 Höfe), UDATSCHINSKER Dorfsowjet, Bezirk ATSCHINSK, Region SIBIRIEN (heute Kreis BOLSCHEULUJ, Region KRASNOJARSK). Am 14.02.1930 wurden gleichzeitig der Vater von Fjokla, Wassilij Kirejewitsch BOGATSCHOW (1876-1930), gebürtig aus dem Mogiljowsker Gouvernement, und ihr Bruder, Iwan Wassiljewitsch BOGATSCHOW (1905-1968) verhaftet. Man steckte sich ins ATSCHINSKER Gefängnis. Die Familien wurden im Frühjahr 1930 (auf Leiterwagen) über TEGULDJET (heute Gebiet TOMSK) zu einem „abgebrannten Waldstück“ in der Nähe des Dorfes OTROPINO, etwa 100 km von TEGULDJET entfernt, gebracht:
Matjrona Fjodorowna versuchte mit den Kindern aus der Verbannung zu fliehen, aber sie wurden gefaßt und schrecklich geprügelt. Jedoch konnte die Familie etwa 1932 nach MICHAJLOWKA zurückkehren. Die Familie des Bruders kehrte erst später, im Jahre 1933, in das Dorf zurück.
Laut einem Schreiben der Gebietsstaatsanwaltschaft vom 26.06.1990 wurde W. (K.) BOGATSCHOW aufgrund eines Beschlußes der Sonder-Trojka der Bevollmächtigten-Ver-tretung der OGPU der Region Sibirien vom 05.03.1930 nach §58-11 (?!) „wegen aktiver Mitwirkung in antisowjetischen Kulaken-Gruppierungen“ verurteilt und in ATSCHINSK erschossen.
I. (W.) BOGATSCHOW wurde zu 10 Jahren verurteilt, saß jedoch nur 5 oder 6 Jahre ab, vermutlich Dank guter Führung. Nach seiner Freilassung kehrte er nicht in die Heimat zurück, sondern arbeitete weiter beim Bau der Eisenbahnstrecke in Komsomsolsk am Amur. Hier waren die meisten Arbeitskräfte Häftlinge. Anscheinend hat auch er selbst seine Strafe dort, im BAMLAG, verbüßt. Nach dem Krieg begab er sich nach Kiew.
Vater und Sohn BOGATSCHOW wurden von der Staatsanwaltschaft der Region Krasnojarsk aufgrund einer Verordnung des Obersten Sowjet-Präsidiums der UdSSR vom 16.01.1989 rehabilitiert.
Zur gleichen Zeit wie Vater und Sohn BOGATSCHOW wurden in MICHAJLOWKA auch andere Bauern verhaftet: Luka SMASCHNIKOW (geb. um 1875) und seine Söhne Semjon (geb. um 1905) sowie Pjotr (geb. um 1908), den man geradewegs von seiner eigenen Hoch-zeitsfeier abholte, Pawel Titowitsch KRIWOSCHEJEW (geb. um 1880) und seinen Sohn Feoktist (geb. um 1905, saß in ATSCHINSK in derselben Zelle wie I. (W.) BOGA-TSCHOW).
S. (L.) und I. (L.) SMASCHNIKOW kehrten nach der Lagerhaft zurück. P. (L.) SMASCHNI-KOW lebte in Atschinsk. L. SMASCHNIKOW und die KROWOSCHEJEWs kamen nicht wieder. In jenen Jahren diente im ATSCHINSKER Gefängnis als Aufseher ein Einwohner aus einem der Nachbardörfer. Später, als er ins Dorf zurückgekehrt war, bestätigte er, daß er Zeuge davon geworden war, wie man W. (K.) BOGATSCHOW, P. (T.) KRIWOSCHEJEW und Luka SMASCHNIKOW gemeinsam zur Erschießung fortgebracht hatte.
Außerdem wurden 1930 die Brüder Archip und Boris TERESCHKOW mit ihren Familien aus MICHAJLOWKA deportiert, aber nicht nach Teguldjet. Diese Familien kehrten später eben-falls aus der Verbannung zurück. Die beiden Brüder kamen an der Front ums Leben. Die Kinder von Archip TERESCHKOW leben in Krasnojarsk.
1937 wurden in MICHAJLOWKA verhaftet: der Kolchos-Pferdeknecht Iwan CHAJEWSKIJ (geb. um 1890), die Kolchosbauern Dmitrij TSCHUMAKOW und sein Bruder Timofej TSCHUMAKOW (beide um 1890 geboren). CHAJEWSKIJ und Timofej TSCHUMAKOW kehrten nicht zurück, über ihr Schicksal ist nichts bekannt. Dmitrij TSCHUMAKOW kam vor dem Krieg wieder, starb jedoch bald nach seiner Rückkehr.
Ende 1937 wurde Kusma (Sohn von Semjon) PANASSENKO (geb. 1913) verhaftet. Er saß ein Jahr im ATSCHINSKER Gefängnis und wurde dann freigelassen. Er lebt in Berjosowka, Kreis Bolscheuluj.
Im Herbst 1941 brachte man in das Gebiet deportierte Deutsche und Litauer. In das Dorf Kumyry gerieten 5 oder 6 litauische Familien. Die deutschen Männer wurden sofort in die Arbeitsarmee einberufen, und keiner von ihnen kam wieder. Fast alle Litauer fuhren sofort nach dem Krieg fort, nur einer blieb bis Mitte der 50-er Jahre dort.
15.06.1991, aufgezeichnet von W.S. Birger, Gesellschaft „Memorial“, Krasnojarsk
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