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Verbannungs- / Lagerhaftbericht von Jewgenia Wasiljewna Jermolajewa

J.W.J. lebte in Podtjossowo. Vor Weihnachten hatte sie eine Vision und sagte voraus, daß Stalin ein Volksfeind war (dabei war sie keine Gegnerin Stalins, sondern sagte das eher ganz zufällig). Die Freundinnen verplapperten sich, und J.W.J. wurde ins Lager gesteckt, hier in Podtjossowo. In dem Lager befanden sich ungefähr 800 Menschen, 20 von ihnen saßen wegen des § 58. Später wurden noch 200 Wlassow-Anhänger dorthin gebracht, in deutschen Militärmänteln und mit nicht wärmenden Mützen auf dem Kopf.

Gearbeitet wurde jeweils 12 Stunden lang, sie bauten ein Staubecken. Einmal bekam das Staubecken einen Riß. In Podtjossowo gab man ihnen einen Pumphose und Stiefel der Größe 45. Im Winter eine Mütze, eine gesteppte Wattejacke, einen kurzen Pelzmantel und Filzstiefel. In der Nähe waren Dörfer, aber alles, was herangebracht wurde, nahmen die Kriminellen weg.

Die Wlassow-Anhänger wurden 1949 entlassen, alle auf einmal, das Staubecken wurde fertiggebaut und das Lager aufgelöst. Die verbliebenen Häftlinge wurden nach Krasnojarsk geschickt, und dort an der Bahnstation Zlobina eine Etappe zusammengestellt, mit der man sie nach Norilsk brachte. In dem Gefangenen-Transport befanden sich Frauen aus der „Schwarzen Katze“ (Bande). Sie gerieten in einen Sturm. Mehrere Tage aßen sie nichts, später wurde von einem Lastkahn Mehl gebracht. Die Frauen transportierte man nach Norilsk, während die Männer in Dudinka blieben. Freie warfen Strümpfe, Brot und ähnliches in die Kolonne. Es war ein gemischtes Lager - am Bergwerk 3.6. In der Frauenzone befanden sich 7000 Menschen. J.W.J. schob die Loren, kippte alles in ein Loch, und schlug es mit einem Vorschlaghammer klein. Sie war bis zum Jahr 1951 im Bergwerk 3.6, danach in Zone 7, bei der Fabrik No. 25 (eine große Produktionsstätte mit einem Durchmesser von 25 km). Lagerleiter Darjalskij schickte sie als Laborantin. Anschließend stand sie dann nicht mehr unter Wachbegleitung und wusch die Fußböden in der Baracke auf. 3 Jahre Entzug der Rechte (das heißt alles war so wie gewohnt, nur wählen durfte sie nicht). Die Schwester und der Bruder wurden von ihren Arbeitsplätzen rausgeworfent. Der Bruder versuchte ihnen zu helfen, aber es gelang ihm nicht.

In Podtjossowo verbüßte der Kreml-Arzt Bendik seine Haftstrafe: er saß ab 1947, danach lebte er in Jenisejsk, führte dort Operationen durch.

Es gab eine Anordnung bezüglich des NorilLag, daß die Freigelassenen auf das Festland (alles, was nicht zu den Polargebieten gehört; Anm. d. Übers.) gebracht werden sollten. Aber diese Transporte fanden im Sommer statt, und wenn die Haftstrafe erst im Herbst zuende war, mußte man warten. J.W.J. brachte man vor dem Haftende, im Jahr 1952, in die Mariinsker Lager, nach Antibes - als Brotschneiderin. Am 13.06.1952 wurde sie freigelassen und begab sich nach Kargino , Region Krasnojarsk.

 Aufgezeichnet von A. Babij.
„Memorial“-Gesellschaft, Krasnojarsk, 1989


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