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Mitteilung von Alexander Augustowitsch Gieswein

Alexander Augustowitsch Gieswein wurde 1931 in der Ortschaft Gnadenfeld, Kanton Krasnokut geboren. Sein Vater, August Genrichowitsch erblickte 1911 das Licht der Welt, die Mutter, Marie-Kathrin 1910. Sie hatte 7 Schwestern, darunter Katja, Maria, Amalia, und Lisa, sowie zwei Brüder namens Friedrich und Andrej. Mutter und Vater trugen den gleichen Familiennamen. Der Vater war Traktorfahrer. Die Menschen arbeiteten auf dem Feld, bauten Kulturen wie Wassermelonen und Sonnenblumen an.

In der Siedlung, in der er bis zur Deportation lebte, wohnten ausschließlich Deutsche; der Unterricht in der Schule fand in deutscher Sprache statt.

Nachdem sie von der geplanten Ausweisung gehört hatten, gab man ihnen genügend Zeit zum Packen, so dass alle rechtzeitig das Nötigste zurechtlegen und mitnehmen konnten.

Dir Fahrt fand in einem Güterzug statt. An jeder Bahnstation wurden sie verpflegt. Das Essen wurde gegen Marken in Eimern ausgegeben; man gab ihnen Brei, Suppe und Brot. Außerdem gab es in einer Ecke Eimer für die Notdurft; sie standen hinter einem Vorhang. Diese Eimer wurden ausgeleert, indem man die Türen öffnete (A. B.: das ist merkwürdig – die Türen wurden von außen verschlossen und es war nicht möglich, sie während der Fahrt zu öffnen. Allerdings bestätigte A.A. seine Aussage auch bei wiederholter Nachfrage).

So gelangten sie an den Jenissei, stiegen auf einen Lastkahn um und fuhren bis nach Galanino. Später brachte man sie in Worokowka unter. Dort stellte man ihnen sofort ein zweigeschossiges Haus, eine Kuh, Schafe und Getreide zur Verfügung. Die Ortsansässigen nahmen sie herzlich auf, bewirteten sie sogar mit Kiefernzapfen, welche die Umsiedler noch nie probiert hatten, ganz im Gegensatz zu den Worokowkern, die ihren Besuch hauptsächlich damit bewirteten. Der Vater in der Familie Gieswein arbeitete als Traktorfahrer; deswegen musste er später nach Roschdestwenskoje umziehen, weil sich dort die nächstgelegene Maschinen- und Traktoren-Station befand. Auch die Kommandantur war in Roschdestwenskoje. Alle zwei Monate mussten sie sich dort melden. Die geleistete Arbeit wurde in Form von Tagesarbeitseinheiten bezahlt.

Später, am 2. Januar 1942, holten sie Alexander Augustowitschs Vater zur Trudarmee in den Ural. Wie weiter oben erwähnt, gab es in der Familie seiner Mutter sieben Schwestern. Drei von ihnen wurden nach Wagino, drei nach Tschumniza geschickt. Da der Ernährer in der Familie fehlte, wurde beschlossen, sich mit den Schwestern in Wagino wieder zu vereinen. Dort lebten sie mehr als ein Jahr. Länger konnten sie das zwischen ihnen und den Leuten aus Wagino entstandene mangelnde Verständnis und die Unterschiede in der Mentalität nicht ertragen. In den übrigen Fällen verhielt sich, wie bereits erwähnt, die ortsansässige Bevölkerung gegenüber den Umsiedlern weitgehend adäquat. Mit der Zeit hörten sie gänzlich auf, der Nationalitätenzugehörigkeit irgendeine Aufmerksamkeit beizumessen.

Danach wurden die Giesweins nach Tschumniza geschickt, wo sie sich nach und nach einlebten, doch das Wohlergehen hielt nicht lange an, denn 1947 starb die Mutter, und der kleine Alexander bleibt praktisch als einziger „Erwachsener“ in der Familie zurück. Damit die Kinder nur nicht in Kinderheimen untergebracht wurden, zwang man Sascha ein Schriftstück aufzusetzen, dass er sich verpflichtete, mit den Kindern zu leben, bis diese die Volljährigkeit erlangt hätten. Die Schwestern der Mutter konnten auch nicht viel helfen, so dass Sascha das Brot für die Familie selber verdienen musste. Der Halbwüchsige arbeitete ohne die Hände in den Schoß zu legen, und man vertraute ihm nicht nur Kolkhoz-Arbeiten an. Er war auch als Postbote tätig, trug Briefe aus und brachte den Witwen im Dorf Umschläge mit finanzieller Unterstützung. Später, bei der Arbeit auf dem Feld, vertrauten sie dem kleinen Gieswein sogar die technischen Geräte an.

1966, unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sich Alexander Augustowitsch Gieswein gute Erfahrung bei der organisatorischen Arbeit in der Landwirtschaft angeeignet hat, wählen sie ihn zum Vorsitzenden der Kolchose „Iskra“ („Funke“; Anm. d. Übers.), das heißt in die Kolchose, die aus der ehemaligen Brigade der Kolchose „Neues Leben“ entstanden war. Ehefrau Emma Genrichowna Rupp stammte aus der Ortschaft Alexandrow-Gai im Gebiet Saratow. Ihr Vater Heinrich war in der Trudarmee in Reschoty.


Geburtsurkunde

(AB – Anmerkungen von Aleksej Babij, Krasnojarsker „Memorial“-Gesellschaft ) Neunte Expedition des Krasnjarsker "Memorial“ und des Pädagogischen College in Jenisseisk, Worokowka-Kasatschinskoje-Roschdestwenskoje 2014 .

 

 


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