Nachrichten
Unsere Seite
FAQ
Opferliste
Verbannung
Dokumente
Unsere Arbeit
Suche
English  Русский

Verbannungs- / Lagerhaftbericht von Jekaterina Michailowna Grigorjewa

Die Familie Grigorjew lebte in dem Dörfchen OLENGUJ (12 Höfe), AGINSKER Nationalbezirk, heute Gebiet TSCHITA. Im Sommer 1931 wurden der Vater, Michail Dmitrijewitsch GRIGORJEW (1888-1952), und sein Bruder Gawriil Dmitrijewitsch GRIGORJEW verhaftet. Bald darauf, ungefähr im Juli 1931, wurde die gesamte Familie deportiert:

Gleichzeitig mit den GRIGORJEWS wurde eine weitere Familie aus dem Dorf deportiert:

Beide Familien wurden zur Bahnstation gebracht (wahrscheinlich nach DARASUN), wo bereits zahlreiche Deportierte versammelt waren. Darunter auch eine große Anzahl Burjaten. Der Zug bewegte sich gen Westen, und im Frühjahr schickte man dann die Verbannten nach SCHULGET , 2 km von dem Dörfchen SMOLENKA entfernt. Es war ein öder, verlassener Ort, wo die Verbannten nun Holz schlagen und ihre eigenen Baracken bauen mußten. Außer Deportierten aus der Baikal-Region gab es auch viele Bauern aus der UKRAINE: die Familien GRIGORENKO, KASATSCHISCHIN, Andrej und Irina SELINSKIJ, die deutsche Familie Elsa und Rudolf ADAM (Elsa war eine hervorragende Schneiderin). Auch verschleppte Chakassen befanden sich dort. Kommandant in SCHULGET war ein gewisser SCHLJONSKIJ.

Die Deportierten wurden in KRASNOJARSK abgeladen und dann mit einem Dampfer (nicht auf einem Lastkahn) nach UST-DERBINO, DAURSKER Kreis gebracht. Hier lebten die Familien GRIGORJEW und JELOCHIN im Winter in einem Pferdestall, wo in schrecklicher Enge und Schmutz insgesamt zehn Familien untergekommen waren. Dort war auch die Familie UCHOW aus dem gleichen Transport. Im Pferdestall waren durchgehende Pritschen aufgestellt und in der Mitte wurde ein gußeiserner Ofen geheizt.

In den Jahren 1932-1933 brach aufgrund des Hungers eine Typhus-Epidemie aus. Viele Kinder, Alte und sogar junge Menschen starben. Besonders hoch war die Sterblichkeit unter den Burjaten. Im Winter wurden die Leichen in einer leeren Baracke gestapelt, und im Frühjahr reichten die Haufen dann schon bis zur Decke.

Nach dem schrecklichen Winter 1932-1933 flohen viele Familien aus der Verbannung. Die Familie G.D. GRIGORJEWs fuhr in die Region Tschita, ebenso verließen A.D. GRIGORJEW mit seiner Frau und Stepan Michailowitsch GRIGORJEW den Ort. 1937 wurde S.M. GRIGORJEW an der Station DAURIA (südlich von BORSJA, Gebiet TSCHITA) verhaftet.

1933 oder 1934 kam Michail Dmitrijewitsch GRIGORJEW nach SCHULGET. Er hatte zusammen mit seinem Bruder im ATSCHINSKER Gefängnis gesessen. Sein Bruder Gawriil Dmitrijewitsch GRIGORJEW kam im Gefängnis ums Leben.

Ungefähr 1934-1935 wurde in SCHULGET die Meldepflicht in der Kommandantur aufgehoben und R.D. GRIGORJEW fuhr nach IRKUTSK. Dort begann er in einer Fabrik zu arbeiten, wurde jedoch 1937 verhaftet.

1937-1938 gab es in SCHULGET sehr viele Verhaftungen. Grigorij IGNATEW (geb. ca. 1910), ebenfalls aus dem TSCHITINSKER Gebiet deportiert, wurde 1937 verhaftet und saß 10 Jahre in KOLYMA. Er kehrte zurück. Nach einer Überflutung (etwa 1960) fuhr seine Familie nach Angarsk. Anfang 1938 wurde KUSNEZOW, Einwohner von SCHULGET beim Bäumefällen verhaftet; er war etwa 40 Jahre alt. Er kehrte nicht zurück.

In Krasnojarsk lebt Ilja Sergejewitsch Sacharow, der ebenfalls aus der Region Tschita deportiert wurde und in Schulget lebte. Seine Telefonnummer lautet: 22-97-88.

24.07.1991 Aufgezeichnet von W.S. Birger, „Memorial“-Gesellschaft


Zum Seitenanfang