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Verbannungs- / Lagerhaftbericht von Ewa Filippowna Kaiser

In Soljanka leben etwa 50 deutsche Familien, die meisten von ihnen stammen aus dem Dorf Dönhof, Kanton Balzer, ASSR der Wolga-Deutschen (Dorf Wysokoje, Krasnoarmejsker Kreis, Gebiet Saratow). Deportationsdatum: 20. September 1941.

Ewa Filippownas Familie wurde in das Dorf Karasuk, bogradsker Kreis, Autonomes Gebiet Chakassien, Region Krasnojarsk verschleppt (November 1941).

Filipp Andrejewitsch Legler (Vater), geb. 1907, wurde im Januar 1942 ins Kraslaf (Reschoty) verschleppt und später nach Leninabad, Tadschikische SSR, geschickt, wo er im Februar 1947 starb.

Jekaterina Jakowlewna Legler (Mutter), geb. 1907, wurde im Oktober 1942 in die „Trudarmee“ in die Baschkirische SSR geholt, in das Dorf Bertuschla, nahe Sterlitamak. Sie kehrte im Januar 1945 nach Karasuk zurück. Nachdem ihre Rückkehr bekannt geworden war, bestellte man sie zum NKWD und verhaftete sie. Man beschuldigte sie desertiert zu sein. Anschließend brachte man sie ins Minusinsker Gefängnis. Die Anklage wurde vom Militärtribunal untersucht. Es stellte sich heraus, dass eine Sachlage vorlag, nach der Frauen mit minderjährigen Kindern überhaupt nicht in die Trudarmee geschickt werden sollten. Man ließ Jekaterina Jakowlewna frei. Sie lebt heute an der Bahnstation Soljanka.

Ewa Filippowna Legler (Kaiser), geb. 1930, arbeitete in der 2. Hälfte der 1940er Jahre in der Holzfällerei, 40 km vom Dorf (Karasuk) entfernt. 1949 begannman in er Kommandantur damit, besondere Kennzeichen zu notieren: Augen, Haare, u.ä. Heute ist sie Invalidin 1. Grades. Sie kann kaum noch gehen. Ihre Rente beträgt 85 Rubel.

In der Ortschaft Dönhof, Kanton Balzer, ASSR der Wolga-Deutschen, gab es zwei Kolchosen: „Komintern“ und „Karl Marx“. Die Familie Ewa Filippownas lebte im Haus Nr. 641. Der Vater arbeitete in der Kolchose, die Mutter war Heimarbeiterin für eine Weberei; zuhause stand ein Webstuhl.

In der „Trudarmee“, in dem Dorf Bertuschla, nahe Sterlitamak, gab es weder eine geschlossene Zone noch Wachbegleitung, aber die Vorschriften waren wie in einem Lager: wenn man die Arbeitsnorm nicht erfüllte (dies überstieg bei den meisten Frauen alle Kräfte), dann wurde die Essensration gekürzt. Dort befanden sich nur Frauen, meist aus der Ortschaft Dönhof. Der Holzeinschlag wurde von 16 Brigaden mit jeweils 6 Frauen vorgenommen. Außerdem luden die Frauen das Holz auf Fahrzeuge, arbeiteten in der Kantine, in der Bäckerei u.ä. Eine dieser Frauen war Ewa Wilhelmowna Loringel, geb. 1912. Sie stammt ebenfalls aus Dönhof und wurde zusammen mit der Familie Legler deportiert. Als man sie in die „Trudarmee“ verschleppte, blieb ihre dreijährige Tochter in Karasuk zurück. Als ie mit ihrem Mann zurückkehrte, fanden sie das Mädchen nirgends mehr, so sehr sie auch sämtliche Kinderheime der Region absuchten. E.W. Loringel lebt in Soljanka, ihr Mann ist verstorben.

Andrej Jakowlewitsch Legler, geb. 1899, arbeitete in der Ortschaft Dönhof als Kolchos-Brigadier. Nach der Deportation schickte man ihn in die Arbeitsarmee (Aufzeichnungen darüber gibt es nicht). Er überlebte. Als er jedoch nach seiner Freilassung nach Soljanka zurückkehrte, kam er aufgrund völliger Abmagerung und Erschöpfung ins Krankenhaus von Saosernij. Dort starb er möglicherweise aufgrund der Tatssache, dass seine Bekannten ihm einfach zu viel Essen brachten. Er war daran nicht gewöhnt. So jedenfalls erzählte es seine Ehefrau, die auch inzwischen verstorben ist.

Wasilij Jakowlewitsch Legler, geb. 1895, arbeitete in der Ortschaft Dönhof in einer Weiberei. Er starb in Soljanka.

Iwan Michailowitsch Legler, ebenfalls aus Dönhof deportiert, wurde nach der Verschleppung nach Igarka gebracht, dort verhaftet und verurteilt „weil er die Bibel gelesen hat“. Er saß 7 Jahre ab. Seine Tochter Jewgenia Iwanowna Kerber (oder Körber) lebte in er Region Krasnojarsk, in der Ortschaft Bograd.

Jakob Andrejewitsch Legler (Bruder des Vaters), ebenfalls aus Dönhof, wurde nach der Deportation in die Trudarmee nach Reschoty gebracht. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Adam Andrejewitsch Ditz wurde aus dem Dorf Kutter, Kanton Balzer (nahe Dönhof) deportiert, seine Ehefrau Amalia Jakowlewna Ditz (Kusine von Ewa Filippowna) aus Dönhof.

Andrej Wasiljewitsch Kaiser, geb. 1901, arbeitete ab 1929 in der Kolchose „Komintern“ in Dönhof. Er wurde zur Bahnstation Saosjernaja deportiert. Von 1942 bis 1946 war er in der „Trudarmee“ im Kraslag (Reschotinsker Abteilung, 253 (3)). Seine Rente beträgt 45 Rubel.

Jekaterina Jakowlewna Jakobi, geb. 1913, jetzt die Ehefrau von A.I. Kaiser (sie leben in dem Dorf Nowaja, Rybinsker Distrikt). Sie arbeitete ab 1930 in der Weberei in Dönhof. Sie wurde in das Dorf Sarakasch, Kreis Bograd, Region Krasnojarsk, deportiert.

Maria Georgiewna Kaiser, geb. a 14. März 1910 in der Stadt Balzer, Gebiet Saratow.

Deutscher Nationalität. Heiratete am 12. März 1928 Aleksander Iwanowitsch Mai.

Maria Georgiewitcha Mai. Arbeitete als Hauswirtschaftlerin von 1924 bis 1928.

An der Bahnstation Soljanka leben die deportierten Wolga-Deutschen:

9. Januar 1989, 17. Februar 1990
Aufgezeichnet von .S. Birger, Krasnojarsk, Gesellschaft “Memorial“


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