Geboren wurde ich 1927 im Dorf Morgentau, Tschmelnizker Bezirk, Gebiet Saratow. Im Dorf gab es zwei Kolchosen. E.G. lebte mit Mutter und Schwester zusammen. Der Vater starb 1932 aufgrund einer Typhusepidemie. Bis 1932 ging in der Familie alles gut. Igre Wirtschaft verfügte über Schafe, Ferkel, Kühe. Das Haus war recht klein: eine Veranda, ein Zimmer, eine Küche. Mit dem Jahr 1932 trat ein Unglück nach dem anderen ein: der Vater starb,mehrere Jahre in Folge kam es zu Mißernten.
Im Sommer 1941 wurde das Dorf von Soldaten umstellt. Man teilte den Ortsbewohnern mit, daß sie das Dorf verlassen müßten. Weshalb und warum – das erklärte man ihnen nicht. Die Einwohner reagierten äußerst ruhig. Am Himmel tauchten bereits die ersten deutschen Flugzeuge auf, wenngleich sie noch sehr hoch flogen.
Am 2. September wurde die gesamte Ortsbevölkerung auf Fuhrwerke verladen, vor die Pferde und Kamele gespannt waren. Bettzeug und Kleidung nahmen sie mit.
Einen ganzen Monat lang waren sie mit dem Zug unterwegs, in Viehwaggons. Sie schliefen auf Pritschen. Für Verpflegung war gesorgt. Von Krasnojarsk brachte man sie in Nasarowsker Bezirk, in die Siedlung Wjerchnij Adadym. Neun Monate waren sie dort in Wohnung untergebracht, danach gab man ihnen ein kleines Häuschen für fünf Familien. Die Mutter arbeitete in der Kolchose an der Kornschwinge. Die Kinder halfen.
Anschließend brachte man sie mit einem Raddampfer nach Tonkowo (am 19. Juli 1942). Dort bekamen sie Wohnungen für jeweils fünf Familien. Die Mutter arbeitete in derKolchose,die Kinder banden Heugarben. 1942 wurden sie nach Jarzewo geschickt. Sie arbeiteten in der Fischfabrik, und 1945 holteman sie in die Waldwirtschaft, wo sie Bäume fällen und Holz stapeln sollten. In demselben Jahr wurden sie nach Kriwljak verlegt, wo man sie auf Baracken verteilte. Sie arbeiteten in der Holzflößerei.
Vom Augenblick ihrer Ankunft an mußten sie sich einmal im Monat in der Kommandantur melden und registrieren lassen. 1956 wurde ihnen gestattet, den bisherigen Wohnort zu verlassen. E.G. blieb.
Am 22.02.1990 rehabilitiert. Das Verhältnis zu den Ortsbewohnern war gut.
Die Befragung erfolgte durch W. Moisejew.
Dritte Expedition für Geschichte und Menschenrechte, Kriwljak 2006