Geboren am 15.05.1946 in Jarzewo.
Im Jahre 1942 wurden seine Eltern Opfer politischer Verfolgung – seine Mutter aus dem Dorf Waronburg (Warenburg), sein Vater aus dem Dorf Undorwald (Unterwalden) im Gebiet Saratow. Sie wurden repressiert, weil sie Deutsche waren – „ ... man hielt sie für Verräter ...“. Man ließ ihnen keine Zeit, sich auf die Abfahrt vorzubereiten. Man schaffte sie alle zum Flußufer und zwang sie auf Lastkähne zu steigen. Nach einigen Tagen setzte man sie in einen Zug, in dem sich zweigeschossige Pritschen befanden, und transportierte sie nach Krasnojarsk. Aus Krasnojarsk gelangten sie mit einem Dampfer in das Dorf Koms – dort ließen sie sich für einige Monate nieder. Dann beförderte man sie, es war im Monat Oktober, zum Ufer des Jenisej, 5 km von Jarzewo entfernt, und wies ihnen ein baufälliges Haus zu, in dem schon so viele Menschen waren, dass einer auf dem anderen schlafen mußte. Seine Eltern stellten kleine Holzklötzchen für Traktoren und Autos her.
Die Eltern meldeten sich einmal im Monat in der Kommandantur und ließen sich registrieren.
„Wenn sie nur einen Tag zu spät kamen – verprügelte man sie ...“.
1945 ließen sie sich in Jarzewo nieder.
Hier machte man sich gar nichts aus ihnen – sie konnten sich wie Vieh „vor den Pflug spannen“ – und dann trieb man seinen Spott mit ihnen.
1956 wurden sie rehabilitiert. Man verbot ihnen in die Heimat zurückzukehren – „fahren sie, wohin sie wollen, aber nicht nach Deutschland ...“.
Die deutsche Sprache kann er noch ausgezeichnet, er spricht sie genauso gut wie Russisch.
Von den Vergünstigungen weiß er. „Ja, da sind sie die Vergünstigungen, wir bekommen sie nur nicht ...“.
06.07.04
Befragung durchgeführt von T. Kazupij, W. Moisejew (historische Abteilung der Jenisejsker Fachschule für Pädagogik)
Erste Forschungsexpedition für Geschichte und Menschenrechte