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Verbannungs- / Lagerhaftbericht von Maria Nikititschna Klimenkowa

Das Dörfchen USA (früher BYKASOWO) im KRASNOTURANSKER (früher ABAKANSKER) Kreis, Region KRASNOJARSK, befindet sich zwischen KRASNOTURANSK und dem Dorf KORTUS. Das Dörfchen steht am Flüßchen Usa. Drumherum – nur Steppe, und der nächste Wald ist 70 km entfernt.

In den 1920er und 1930er Jahren gab es dort etwa 100 Höfe. Während des Bürgerkrieges ließen sich in dem Dörfchen Flüchtlinge aus der Ost-Ukraine nieder (viele trugen den Familiennamen Rudyj). Bis zu der Zeit hatten dort fast nur Bewohner mit dem Nachnamen Bykasow gewohnt.

Im Herbst 1929 waren in dem Dörfchen Spruchbänder über der Straße aufgespannt. Sie trugen die Losung: „Vollständige Kollektivisierung – Tod den Kulaken!“ Eines Nachts, im Oktober 1929, wurden 6 Bauernfamilien von zuhause weggeholt und irgendwohin an die Angara deportiert:

Andrej Semjonowitsch KERIN, seine Frau Wasilisa Artjomowna KERINA, ihre Söhne Wasilij Andrejewitsch KERIN, Fjodor Andrejewitsch KERIN und Iwan Andrejewitsch KERIN, sowie die Töchter Olga Andrejewna KERINA und Maria Andrejewna KERINA.

Pankrat Akimowitsch TERSKICH, sein Sohn Nikolaj Pankratowitsch TERSKICH und die Familie des Sohnes: Ehefrau Anisja Iwanowna TERSKICH, die Töchter Jelisabeta Nikolajewna TERSKICH und Anfusa Niklojewna TERSKICH, sowie die Söhne Pjotr Nikolajewitsch TERSKICH, Illarion Nikolajewitsch TERSKICH und Witalij Nikolajewitsch TERSKICH.

Alexander Dmitrijewitsch BYKASOW, seine Mutter Stepanida Wasiljewna BYKASOWA, seine Ehefrau Jelisabeta BYKASOWA, sowie die Söhne Alexander Alexandrowitsch BYKASOW und Michail Alexandrowitsch BYKASOW.

Fjodor Demjanowitsch FJODOROW, seine Frau Darja Mironowna FJODOROWNA, ihre Töchter Jelisabeta Fjodorowna FJODOROWA, Marina Fjodorowna FJODOROWA und Pelageja Fjodorowna FJODOROWA, sowie die Söhne Pjotr Fjodorowitsch FJODOROW und Trofim Fjodorowitsch FJODOROW.

Der Bruder von F.D. FJODOROW – Grigorij Demjanowitsch FJODOROW, seine Frau Kista FJODOROWA sowie ihe Sohn FJODOROW (geb. etwa 1920).

Semjon Illarionowitsch BYKASOW, seine Ehefrau Darja Gerasimowna BYKASOWA sowie ihr Sohn Stepan Semjonowitsch BYKASOW mit seiner Frau Anna Kusmowna BYKASOWA.

Keiner der Deportierten kehrte in das Dörfchen Usa zurück.

Eines Nachts, im September 1937, wurden der Bienenzüchter (Imker) Iwan FILIPPOWITSCH (geb. etwa 1860) und Michail Antonowitsch BYKASOW (geb. um 1870) verhaftet. Über ihr Schicksal ist nichts bekannt. Weitere Verhaftungen gab es nicht.

102 Männer aus dem Dorf gingen an die Front (einschließlich derer, die vor Juni 1941 mobilisiert worden waren). Keiner von ihnen kam zurück.

Anfang April 1942 wurden 6 deutsche Familien in das Dörfchen gebracht, die zuvor aus der ASSR der Wolgadeutschen deportiert worden waren. Sie wurden zunächst im Klub untergebracht, später bauten sie sich selbst Häuser. Unter ihnen befanden sich Maria LICHTENWALD und ihre erwachsenen Söhne Wladimir, Roman und Andrej; Maria OFFER und ihre Töchter Emma, Lidia und Natalia; Paulina RUF mit Sohn und Tochter; die Familie PRESSER.

Ende September 1948 oder 1949 wurden aus ABAKAN 6 deportierte litauische Familien in das kleine Dorf gebracht. Diese Familien lebten nur 6 Jahre in USE und fuhren Mitte der 1950er Jahre in die Heimat ab. Unter den Litauern waren: die Familie TSCHINIKAS mit Sohn Algirdas (geb. um 1932) und Tpchter Wida; Pjotr (Pjatras) PASCHKEWITSCH (PASCHKJAWITSCHUS) mit Ehefrau Cäcilia, einem Sohn und der Tochter Wida; Stepan KASPAROWITSCH (KASPARAWITSCHUS) mit Ehefrau Jewgenia und einer Tochter; die Familie WILKAS mit Sohn Walentin und Tochter Mila (Emilia).

Weitere Deportierte oder Verbannte gab es in dem kleinen Dorf nicht.

Aufgezeichne tam 08.05.1991 von W.S. Birger, Gesellschaft „Memorial“, Krasnojarsk

Anmerkung

Da die Litauer in den meisten Verbannungsorten erst 1958 freigelassen wurden, kann nicht ausgeschlossen werden, daß das Jahr des Beginns ihrer Verbannung nach Use falsch angegeben wurde. Tatsächlich handelte es sich um die Deportation des Jahres 1952.


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