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Bericht von Theresa/Rosa Davidowna Loktewa (Schwabenland)

Theresa/Rosa Davidowna Loktewa (Schwabenland), geb. 1936, gebürtig aus der Ortschaft Straub, Bezirk Kukkus, Republik der Wolgadeutschen. Theresa Davidowna war 5 Jahre alt, als ihre Familie aus dem Wolgagebiet deportiert wurde. Die jüngste Schwester (geb. ca. 1942) starb an Masern, als sie ungefähr 7 Jahre alt war. Es gab noch zwei ältere Brüder: David (geb. 130), Daniel (geb. 1933). Der älteste Bruder zog nach Taschkent. Theresa Davidowna erinnert sich, dass sie einen Teil der Reise mit dem Schiff zurücklegten.

Die Mutter (geb.1901) arbeitete bis zur Deportation als Köchin. Der Vater (geb. 1902) war Soldat. Den Vater holten sie beinahe sofort in die Arbeitsarmee. Er verlegte Schienen nahe der Bahnstation Reschoty. Er kehrte von dort nicht zurück.

Beide Eltern waren gläubig: die Mutter – Lutheranerin, der Vater – Katholik. Von der Mutter ist noch ein Heft erhalten geblieben, eine handschriftliche Bibel, geschrieben in deutscher Sprache in der Nachkriegszeit. Theresa Davidowna weiß noch, dass die Frauen zusammenkamen und gemeinsam beteten und dass ihre Mutter sogar Kinder taufte. Nachdem sie nach Sagaiskoje geraten waren, war die Mutter als Tabakpflückerin tätig.

In die Schule kam Theresa Davidowna im Alter von 11 Jahren, denn sie hatte der Mutter, wenn diese zur Arbeit war, bei der Beaufsichtigung der kleinen Schwester geholfen. Sie absolvierte drei Klassen; danach fing sie als Schweinehirtin an zu arbeiten und blieb 30 Jahre in diesem Beruf; 7 Jahre versorgte sie Kälber.

Nebenan wohnte die Tante (die Schwester der Mutter) mit ihrem Sohn. Die Schwester des Vaters wurde ebenfalls zusammen mit ihnen ausgewiesen; sie starb, nachdem sie sich in Sagaiskoje niedergelassen hatten. Der Vater hatte auch noch Brüder; Theresa kann sich an einen von ihnen erinnern – Andrej. Sie sprachen so gut wie kein Deutsch. Theresa Davidowna konnte die Sprache nicht sprechen, verstand aber, was die Mutter sagte.

Theresa Davidownas Mutter bereitete traditionelle deutsche Gerichte zu und brachte das auch ihrer Tochter bei.

Das Interview wurde geführt von Dascha Swirina. Es wurde nicht von Anfang an aufgezeichnet. Einiges ist ausgelassen. Die Großmutter war mit dem Gespräch zunächst nicht einverstanden, begann dann aber doch nach und nach zu erzählen.


Theresa und ihr Bruder David


Theresa Davidowna vor der Ehe


Links – Mutters Schwester und der Neffe, rechts – Mutter mit dem Bruder


Sitzend, ganz außen links – die Mutter; stehend ganz außen, links – Bruder Daniel


In der Mitte Theresa Davidownas Vater


Mutter – rechts, sitzend die Frau ihres Bruders mit Tochter


Theresa Davidowna Loktewa


Bruder Daniel mit Sohn

 

Forschungsreise der Staatlichen Pädagogischen W.P. Astafjew-Universität Krasnojarsk und der Krasnojarsker „Memorial“-Organisation zum Projekt „Anthropologische Wende in den sozial-humanitären Wissenschaften: die Methodik der Feld-Forschung und Praxis der Verwirklichung narrativer Interviews“ (gefördert durch den Michail-Prochorow-Fond).


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