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Bericht von Viktor Georgiewitsch Root

Viktor Georgiewitsch Root wurde am 5. August 1928 in der Ortschaft Straub, Bezirk Kukkus (Wolga), Gebiet Saratow, geboren. Vater – Georg Danilowitsch Root, Mutter – Jekaterina Petrowna Root. Schulbildung – 4 Klassen. Lebte in der Nähe von Engels. Viktor Georgiewitschs Sohn (Iwan, geb. 1955) erinnert sich, dass in der Bescheinigung darüber, welcher Besitz der Familie des Vaters gehörte, erwähnt war: Haus, Betten, Walze, 120 Rubel u.a. Die Siedlung, in der der Vater lebte, wurde überschwemmt, nur die Kirche blieb vom Untergang verschont. Das erfuhr er von irgendjemandem während einer Fahrt zum ältesten Sohn Viktor (geb. 1953) nach Moskau.

Als die Familie (Mutter, Vater und zwei Söhne) deportiert wurde, war Viktor Georgiewitsch 15 Jahre alt. Man brachte sie nach Sagaiskoje. Die Mutter starb während der Fahrt. In der ersten Zeit wohnten sie mit zwei weiteren Familien in einem Haus.

Er erinnerte sich daran, dass er und andere Umsiedler mit einem taschenähnlichen Sack umherzogen und um Almosen bettelten. Einmal im Monat ging die Familie zu Fuß nach Karatuskoje, um sich beim Kommandanten zu melden, und dann ging es wieder zurück nach Sagaiskoje. Von Sagaiskoje schickte man sie zur Holzbeschaffung, wo sie die Arbeiten mit Hilfe von Pferdefuhrwerken erledigten. Nach der Umsiedlung ging er nicht mehr zur Schule. Später machte Viktor Georgiewitsch eine Ausbildung zum Traktoristen und arbeitete dann bis zur Rente auf dem Traktor.

Viktor Georgiewitschs Vater heiratete ein weiteres Mal eine Deutsche von der Wolga, Jekaterina Gergard /Gerhard (nach ihrem ersten Mann). Aus erster Ehe hatte sie einen Sohn namens Daniel, der älter als Viktor und sein leiblicher Bruder Daniel war. Später wurde der gemeinsame Sohn Andrej geboren. Vor dieser Ehe war Viktor Georgiewitsch schon einmal verheiratet gewesen, er und seine erste Frau bekamen eine Tochter.

Später heiratete Viktor Georgiewitsch eine Ortsansässige, Jekaterina Jossifowna Denissowa (Mädchenname, geb. 1927).

Die Deutschen lebten familienweise und einvernehmlich miteinander, wie in einem Clan. Sie kamen an Geburtstagen und zu Hochzeitsfeiern zusammen. In der Freizeit, besonders im Winter, wenn es in der Wirtschaft nicht so viel zu tun gab, fanden sich bei irgendeinem Zuhause große Gesellschaften zusammen, um sich mit Tischspielen zu zerstreuen: Schach, Domino, Lotto. Aber die Stiefmutter erlaubte nicht, dass mit ihren Söhnen (Viktor und Iwan) Deutsch gesprochen wurde. Zu den Ortsansässigen hatten sie auch ein gutes Verhältnis, im Großen und Ganzen herrschten keine Feindseligkeiten.

Viktor Georgiewitsch beschäftigte sich mit dem Fotografieren. Die meisten Fotos aus dem Familienalbum jener Zeit wurden von ihm aufgenommen.

Als die Möglichkeit aufkam, nach Deutschland auszureisen, lehnte Viktor Georgiewitsch ab.

Das Interview wurde geführt von Darja Swirina.


Viktor Georgiewitschs Eltern


V.G. Root mit Ehefrau (Jekaterina Jossifowna)


V.G. Root


V.G. Root


Die leiblichen Brüder Daniel und Viktor


Deutsche Beerdigung


Deutsche Hochzeit


Der jüngste Bruder – Andrej Georgiewitsch (links) und Viktor Georgiewitsch


Daniel Georgiewitsch rechts – V.Gs leiblicher Bruder


Viktor Georgiewitsch


V.G. mit seinen Söhnen - links Viktor, rechts Iwan


V.G. mit Ehefrau (Jekaterina Jossifowna) -2

Forschungsreise der Staatlichen Pädagogischen W.P. Astafjew-Universität Krasnojarsk und der Krasnojarsker „Memorial“-Organisation zum Projekt „Anthropologische Wende in den sozial-humanitären Wissenschaften: die Methodik der Feld-Forschung und Praxis der Verwirklichung narrativer Interviews“ (gefördert durch den Michail-Prochorow-Fond).


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