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Mitteilung von Maria Iwanowna Schestakowa

Das Dorf Straßburg befindet sich im Pallasowsker Kanton, im Südosten der ASSR der Wolgadeutschen. 1941 verliefen dort 3 oder 4 Straßen in einer Länge von ungefähr 2 Kilometern. Im Dorf gab es eine Kolchose namens Kujbyschew.

Die Deportation fand im September 1941 statt. Für die Abreise waren 3 Tage eingeplant. Die Menschen wurden zur Bahnstation Pallasowka gebracht, wo man sie entlang der Eisenbahnlinie unter freiem Himmel festhielt, bis man nach Ablauf dieser drei Tage alle dort versammelt hatte. Man verlud sie auf einen Zug nach Krasnojarsk, von wo aus sie im Frachtraum eines Lastkahns den Jenisej flußabwärts bis nach Atamanowo gesendet wurden. Hier setzte man sie mit ihren Sachen am Ufer ab und transportierte sie mit Anderthalbtonnern in verschiedene Dörfer. Im Dorf Podsopki, Bezirk Suchobusimo, Region Krasnojarsk, gerieten folgende Familien aus dem Dorf Straßburg in die Verbannung:

David Andrejewitsch Schmet (Kolchos-Brigadier, 1897-1963), seine Ehefrau Jekaterina (Katharina) Andrejewna (Kolchosbäuerin, 1898-1982), ihre Kinder David (ca. 1917-1986), Andrej (geb. 1927, lebt in Podsopki), Emma (geb. 1923, lebt in Kasachstan), Marta (geb. 1930), Frieda (geb. 1937), Maria (geb. 1932). Für Maria war es 1941 gerade an der Zeit in die Schule zu gehen; ihre Geburtsurkunde mußten sie dort abgeben, so dass sie ohne diese Urkunde in Sibirien eintraf. Als sie 1948 diesen Geburtsschein vorlegen mußte, schickte man ihr aus Straßburg nicht den richtigen, sondern einen, der auf Maria Iwanowna ausgestellt war. So wurde aus Maria Davidowna – Iwanowna.

Roman Rau (ca. 1900 – ca. 1948), seine Ehefrau Jelisaweta (Elisabeth, ca. 1900 – ca. 1987), ihre Kinder David (geb. ca. 1917, lebt in Podsopki), Reinhold (geb. ca. 1923), Viktor (geb. ca. 1940), Mina (geb. ca. 1932), Elja (Ella, geb. ca. 1937) Frieda (geb. ca. 1930).

Maria Fritzler (geb. ca. 1900), ihre Tochter Maria (geb. ca. 1931) sowie die Söhne Fritz (geb. ca. 1923) und Friedrich (geb. ca. 1927). Der Ehemann wurde Ende der 1930er Jahre verhaftet.

Amalia (Amalie) Wulf (geb. ca. 1895; sie starb 1943 oder 1944), ihre Kinder Robert Andrejewitsch (geb. ca. 1925) und Irma (geb. ca. 1929), sowie die Ehefrau ihres Sohnes Andrej (er diente wahrscheinlich in der Armee) namens Olga (geb. ca. 1908) sowie deren Kinder Rosa (geb. ca. 1938) und Olga (geb. ca. 1937).

David Wulf (geb. 1905 oder 1906), seine Ehefrau Jekaterina (Katharina, geb. ca. 1910), Tochter Irma (geb. 1937) sowie Sohn Viktor (geb. 1938 oder 1939). Sie leben in Podsopki.

Aleksander (Alexander) Klowetanz (geb. ca. 1905), seine Ehefrau Jekaterina (Katharina, geb. ca. 1910), die Töchter Frieda (geb. ca. 1937) und Elja (Ella, geb. ca. 1929), die Söhne Aleksander (Alexander, geb. ca. 1933) und Viktor (geb. ca. 1940), sowie Alexander Klowetanz’ Bruder Edward (geb. ca. 1917) und Schwester Marta (geb. ca. 1922).

David Davidowitsch Bauer (geb. ca. 1902), seine Ehefrau Maria (geb. ca. 1902), Sohn Viktor (geb. ca. 1929) und Tochter Irma (geb.ca. 1939). Irma heiratete Viktor Klowetanz; heute leben sie in Straßburg.

Filipp Schpet (Spät, Speth, Späth, geb. ca. 1901), seine Ehefrau Amalia (Amalie, geb. ca. 1901), seine Mutter Maria (geb.zwischen 1870 und 1880), sein Sohn Robert (geb. 1921 oder 1922), Viktor (geb.ca. 1926), Andrej (geb. ca. 1928), Arthur (geb. ca. 1932), David (geb. ca. 1937), Tochter Maria (geb. ca. 1939). Filipp war Jäger und schätzte seine Hunde so sehr, dass es ihm gelang, zwei seiner Jagdhunde mitzunehmen; allerdings mußte er sie bald darauf verkaufen,um die Familie ernähren zu können. Ein Jahr später kehrte einer der Hunde zu ihm zurück.

Maria Miller (geb. ca. 1895), ihre Kinder David (geb. 1923 oder 1924, lebt in der BundesrepublikDeutschland), Alexander (geb. ca. 1925, lebt in Podsopki), Natalia (geb. ca. 1929), Elja (Ella, geb. ca. 1934), Elsa (geb.ca. 1938). Marias Ehemann wurde noch vor der Deportation verhaftet; über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

D.A. Schpet (Spät, Speth, Späth) entging der Trudarmee, denn er war Invalide; seine Ehefrau wollten sie auch dorthin schicken, obwohl sie an einer Herzkrankheit litt; aber die Ärzte halfen ihr schließlich, so dass sie zuhause bleiben durfte. David (den Sohn) holten sie im April 1942 zu Schachtarbeiten in Nischnij Tagil; später schickten sie ihn nach Buguruslan zur Förderung von Erdgas-Vorkommen. Emma Schpet (Spät, Speth, Späth) wurde 1942 nach Dudinka verschickt, wo die Gefangenen der „Arbeitsarmee“, bis zur Gürtellinie im Wasser stehend, Fischernetze aus dem Jenisej bergen mußten. Emma kehrte erst 1948 zu ihren Eltern zurück.

David und Reinhold Rau wurden ebenfalls in die „Trudarmee“ verschleppt. Reinhold kehrte nichtzurück.

Die gesamte Familie Fritzler wurde 1942 in den Norden vertrieben.

Robert Wulf wurde in die „Trudarmee“ verschleppt; er kehrte nicht zurück.

Auch David Wulf war in der „Arbeitsarmee“.

A. Klowetanz (der Vater), sein Bruder und seine Schwester gerieten gleichfalls in die „Trudarmee“. Edward kehrte nicht zurück.

D.D. Bauer und seine Frau waren auch in der „Arbeitsarmee“; ihre Kinder kamen ins Kinderheim. Als die Eltern zurückkehrten, holten sie ihre Kinder wieder zu sich.

Filipp Schpet (Spät, Speth, Späth) und sein Sohn Robert kamen aus der „Trudarmee“ nicht zurück.

Auch David und Alexander Miller wurden in die „Arbeitsarmee“ verschleppt.

11.05.1990
Aufgezeichnet von W.S. Birger, Krasnojarsk, „Memorial“-Gesellschaft


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