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Verbannungs- / Lagerhaft-Bericht von Rosa Wendelinowna Schnelbach

geb. 1918
Geboren in der Ortschaft Marienthal, Gebiet Odessa
Vater: Wendelin Michailowitsch Selenskij, geb. 1893
Mutter: Karolina Michailowna Selenskaja, geb. 1895
Bauern, arbeiteten in der Kolchose.

Geschwister:
Michail, geb. 1924
Nikolaj, geb. 1931
Emma, geb. 1928

Kinder:
Anton, geb. 1940
Josef, geb. 1942
Maria, geb. 1944, starb im Alter von 9 Monaten
Wendelin, geb. 1942, starb im Alter von 6 Monaten

1939 Heirat. 1944 Deportation. In diesem Jahr starb ihr Mann; er wurde in Polen begraben.

Als „Volksdeutsche“ wurden die Selenskijs beim Rückzug mit gen Westen genommen. Alle 50 km hielt der Zug an, und sie kochten Essen. Dabei durchquerten sie Bessarabien und Rumänien. Von dort fuhren sie mit Lastkähnen bis nach Serbien, wo man ihnen sämtliche Pferde und Kühe wegnahm. Von Serbien aus ging es dann weiter mit Zügen bis nach Polen. Im Juli waren sie aus Marienthal abgefahren, und in Polen trafen sie am 24. März des folgenden Jahres ein. Bis Januar 1945 lebten sie in Polen. Als die sowjetischen Truppen einmarschierten, wurden alle Männer fortgeholt; Frauen und Kinder blieben zurück. Sie arbeiteten im Wald, sägten Brennholz zurecht (unter der Begleitung von Wachmannschaften wurden sie zu ihren Arbeitsplätzen gebracht). Sie baten darum, in die Heimat zurückkehren zu dürfen, aber man antwortete ihnen: „Ihr fahrt nicht in die Heimat, sondern nach Sibirien“. Sie wurden in ein Lager gebracht, in dem sie drei Monate festgehalten wurden. Die Selenskijs gerieten in die Altai-Region. Im Oktober-November 1945 brachte man sie dorthin. 9 Jahre lebten sie dort. Sie arbeitetenim Wald, sägten Brennholz. Später fanden sie einander durch Briefverkehr mit Bruder Michail wieder, der in Ust-Kem wohnte, und 1954 zogen sie zum Bruder um. Dort bekamen sie sogleich ein Stückchen Land. In einer Fabrik für Eisenbahnschwellen fanden sie Arbeit.

Die Schwester lebt in Deutschland, sie telefonieren regelmäßig miteinander.

Die Befragung erfolgte durch Kristina Polysalowa, Tatjana Korotkich, Veronika Gimranowa.

(AB – Anmerkungen von Aleksej Babij, Krasnojarsker „Memorial“

Vierte Expedition für Geschichte und Menschenrechte, Ust-Kem 2007


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