Alexander Heinrichowitsch DEHL (1905-1943), gebürtig aus Seelmann in der Autonomen Republik der Wolga-Deutschen, seit 1925 Mitglied der WKP/B (Allrussischen Kommu-nistischen Partei der Bolschewiken) war Berufssoldat. Anfang der 30er Jahre diente er in Gomel, und ab Mitte der 30er Jahre in TSCHELJABINSK. Seine Ehefrau Irma Davidowna DEHL (1905-1965), stammte aus Wiesenmiller in der Autonomen Republik der Wolga-Deutschen. Sie unterrichtete an der Schule Chemie und Biologie.
1941 mußte A. DEHL an die Front. Er diente als militärischer Führungskader (= politischer Leiter, der sich mit der politisch-erzieherischen Arbeit befaßt) und blieb bis Februar 1942 an der Front - der Kommandeur seines Truppenteils, solange er am Leben war, gestattete ihm nicht, sich ins Hinterland zu begeben, wie allen anderen Deutschen auch nicht. Im März 1942 fuhr A. DEHL von der Front nach TSCHELJABINSK und wurde sofort, innerhalb von 24 Stunden, von den Sowjets deportiert (fortgeschickt "mit eigener Kraft") samt Ehefrau und Kindern: DEHL Asta (1931-1984), DEHL Isabella (geb. 1941) in dem Dorf MICHAILOWKA, Kreis MOSTOWSK (heute MOKROUSSOWSK), im Gebiet KURGAN. A. DEHL kam dort schon krank an, mit einer Lungenentzündung.
Nach drei Tagen rief man ihn ins Kreis-Militär-Komitee. Er wurde nicht wieder gesehen.
Er wurde in die "Trud-Armee" zurück nach TSCHELJABINSK gejagt, zum TSCHELJA-BINSKER METALLBAU (TschMS) des NKWD. Er kam zum "1. Bau-Trupp" des TschMS, wurde jedoch nicht bei allgemeinen, schweren Kolonnen-Arbeiten eingesetzt (möglicher-weise aufgrund seines Gesundheitszustandes), sondern wurde Leiter der "Roten Ecke" (einem Raum für kulturelle Arbeit).
Am 26.02.43 wurde er verhaftet. Er saß im TSCHELJABINSKER Gefängnis und wurde am 21.07.43 vom OSO (dem Sonderkollegium) des NKWD (Volkskommissariat des Innern) zu 15 Jahren Haft nach § 58-1a,2,10,11 (wegen "Gründung einer konterrevolutionären, auf-ständischen Organisation unter trudmobilisierten Deutschen", verfaßt von der Operativ-Abteilung des TschMS) verurteilt. Am 06.12.43 brachte man ihn mit dem Gefangenen-transport ins TAISCHETLag (Taischet, Stadt in Ost-Sibirien; Verwaltungszentrum großer Zwangsarbeitslager für Holzwirtschaft sowie Ausgangspunkt der Baikal-Amur-Eisenbahn-linie) und schickte ihn sofort ins zentrale Lager-Krankenhaus (in TAISCHET). Am 10.12.43 starb er an einer beidseitigen Lungenentzündung und wurde auf dem "Friedhof" im Bereich des Lager-Krankenhauses begraben.
1946 wurden seine Frau und die Kinder in das Dorf DMITRIEWKA verlegt, eben in jenem Kreis MOSTOWSK (heute MOKROUSSOWSK). Dort arbeitete I. DEHL in der Schule bis zum Ende der Verbannung. Sie wurde am 20.09.54 freigelassen, die Töchter ein wenig früher, am 13.05.54.
A. DEHL wurde posthum am 22.01.57 vom Militärtribunal des Uralsker Wehrkreises rehabilitiert.
08.09.97, aufgezeichnet von V.S. Birger, Krasnojarsk, Gesellschaft "Memorial"
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