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Nachkriegsdeportationen aus der Ukraine


Die Bezeichnung dieses Kapitels steht ein wenig unter Vorbehalt, denn das Wort "Nachkriegs-" erscheint hier aus zwei Gründen nicht ganz genau. Erstens begannen diese Deportationen im Sommer 1944; zweitens wurde zumindest bis 1948 in der Kleinen Ukraine (Wolhynien, Galizien und West-Podolien) in vollem Umfang der Verteidigungskrieg gegen die sowjetischen Besetzter fortgesetzt. In den ländlichen Gegenden wurde er vom regulären Teil der UPA (Ukrainische Aufständischen-Armee) geführt, und in den großen Städten von Einheiten der Untergrundbewegung.

Nach den uns vorliegenden Angaben gab es in den vierziger und fünfziger Jahren keine Deportationen aus der "Großen Ukraine" in unsere Region. Alle Deportationen berührten lediglich die "Kleine Ukraine", das heißt den 1939 (und noch einmal 1944) besetzten Teil des Polnischen Staates. All diese Verbannungsströme bestanden, was ihre ethnische Zusam-mensetzung betraf, hauptsächlich aus Ukrainern, jedoch machten in einigen, besonders in den Jahren 1950-1951, Polen einen ganz erheblichen Teil aus.

Der erste uns bekannte Verbannungsstrom wurde im August oder September 1944 aus dem Gebiet Wolhynsk in unsere Region geschickt, zum Teil aus Luzk und den umliegenden Dörfern. Ein Teil der Verbannten aus diesem Strom geriet nach Jenissejsk sowie in den Kreis Jenissejsk, andere in die Nebenwirtschaften des Krasnojarsker UNKWD (Verwaltung des Volkskommissariats des Innern) - in die Landwirtschaft von Minderla und nach Schilinka (im Kreis Suchobusimsk). Einigen dieser Verbannten schrieb man eine fünfjährige Verbannung gemäß §58-1 "B" aus (s. Abschnitt 10.4), jedoch wurden sie nicht fristgerecht freigelassen, sondern es wurde ihnen im Jahre 1950 mitgeteilt, daß sie "auf ewig verbannt" waren.

Der darauffolgende Verbannungsstrom (möglicherweise ein Transport) wurde im Januar 1946 aus dem Gebiet Lwow in die Stadt Saosjornyj im Kreis Rybnoje in die Glimmerfabrik gebracht.

Festgehalten ist auch die September-Deportation des Jahres 1947 aus dem Gebiet Wolhynsk nach Krasnojarsk. Zumindest hat man einen Teil aus diesem Strom in Krasnojarsk in der Verbannung gelasssen.

Die größten Verbannungsströme aus der Ukraine kamen im Laufe des Jahres 1950 in unsere Region. Der Frühjahrsstrom aus dem Gebiet Lwow wurde in Krasnojarsk abgeladen. Anschließend, als die Schiffahrt wieder einsetzte, brachte man einen Teil auf dem Jenissej nach Norden, einen Teil in den Süden, nach Minussinsk. Einige Verbannte blieben in Minussinsk (nach ein bis zwei Jahren wurden sie nach Krasnojarsk verlegt), aber den größten Teil brachte man zu verschiedenen Bergwerken in Chakassien, u.a. in den Kreis Askis und nach Mana (Kupferbergwerk und Babik-Tal). Viele Verbannte aus dem Gebiet Lwow gerieten 1950 auch an den Fluß Mana und in die Siedlung Oreschnoje im Kreis Mana (jedoch waren dies wahrscheinlich Verbannte aus anderen Transporten). In dieser Zeit, im Sommer 1950, wurden in unsere Region Verbannte aus West-Podolien verschleppt - aus dem Gebiet Ternopol. In Ujar wurden sie abgeladen und danach in die Berge gebracht, in den Kreis Parti-sanskoje, u.a. an den Oberlauf der Mana: nach Chabajdak und zur mechanisierten Waldstation in Wilisty. Unter diesen Verbannten befanden sich nicht nur Ukrainer, sondern auch Polen.

Unsere Region entging auch nicht dem Aprilstrom des Jahres 1951, weithin bekannt als "Deportation der Jehovisten". In Wirklichkeit gerieten in diese ungeheure Hetzjagd keineswegs nur Mitglieder der Zeugen Jehovas (dies bezieht sich besonders auf die spätere Sommer-Deportation aus den zentralen Kreisen des Gebietes Lwow), jedoch herrschten in dem Strom, der insgesamt aus acht Transportzügen bestand und am 8. April 1951 aus Drogobytsch abfuhr, in der Tat die Zeugen Jehovas vor (sowohl Ukrainer als auch Polen, ungefähr zu gleichen Teilen).

Die Strecke, die einer dieser Transporte zurücklegte, ist uns bekannt. In Atschinsk änderte er die Richtung und fuhr nach Süden, nach Abakan. An vielen Stationen (offenbar jedoch nicht an allen) wurden 1-2 Waggons abgekoppelt. Die Verbannten aus diesem Transport steckte man in Kolchosen in den Kreisen Nasarow und Uschur, sowie nach Chakassien - in die Kreise Schira und Bograd.

Die ukrainischen Verbannten wurden 1956-1957 freigelassen. Die Mehrheit der Polen, die in diese Verbannungsströme geraten war, fuhren sofort nach ihrer Freilassung nach Polen (unter ihnen auch Zeugen Jehovas). Einige verbannte Ukrainer, insbesondere diejenigen aus dem Aprilstrom des Jahres 1951, wurden bis 1963 und sogar 1964 in der Verbannung festgehalten.


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