Eine genaue Zahl derer, die Repressionen ausgesetzt waren (Staatsangehörige der UdSSR ebenso wie ausländische Staatsbürger), existiert im Prinzip, hängt jedoch davon ab, welche Handlungen des Regimes man als Repressionen ansieht und welche - nicht. So gilt die Wegnahme aller Lebensmittel (gewaltsam natürlich!) juristisch nicht als Repressionsakt: wurden doch die Leute nicht aus ihren Häusern gejagt wie bei der "Entkulakisierung"! Auf der anderen Seite wurden Millionen Kinder in der Verbannung geboren, und gemäß § 1 des geltenden Rehabilitationsgesetzes werden sie als Repressionsopfer anerkannt, wenngleich man sie nicht im Konvoi fortgejagt hat. Das heißt, die geltende Gesetzgebung erkennt selbst das Halten von Menschen in der Verbannung als Repressionsakt an und nicht nur das Fortjagen dorthin.
Zudem wurden bei weitem nicht alle Unterdrückungsmaßnahmen dokumentiert. Die Erschießung friedlicher Demonstranten, angefangen im Januar 1918 (das Erschießen von Demonstranten zum Schutze der konstituierenden (= Gründungs-) Versammlung) , einschließlich die Niederwerfung des "Kronstädter Aufstandes" (bei dem es sich in Wirklichkeit auch um einen friedlichen Protest handelte, solange die Bolschewiken nicht anfingen, Kronstadt aus Geschützen zu beschießen), die Erschießungen des Jahres 1962 (nicht nur in Nowotscherkassk), die tausende namenloser Opfer, Umgekommene, Verwundete zur Folge hatten. Es liegt auf der Hand, daß Verwundete auch in die Zahl der Geschädigten hineingehören. Nur schwach dokumentiert sind die Hinrichtungen aus der Periode des sogenannten "Bürgerkrieges", die Schätzungen der Opferzahlen (zusammen mit den Opfern der leninschen Konzlager, in denen die Menschen vom Typhus dahingerafft wurden), schwanken zwischen 100 Tausend bis zu mehreren Millionen.
Offizielle Daten, basierend auf sowjetischen Archiven, geben zwei Millionen Erschossene in dem Zeitraum zwischen 1929 und 1953 an. Aber diese Zahl erscheint uns um ein 1,5 - 2faches zu niedrig.Die Zahl der Gefangenen in Gefängnissen und Lagern (einschließlich der dort Umgekommenen) erhöht die Zahl der Erschossenen um das 2 - 3 fache. Die Zahl jener, die die Verbannung durchlaufen haben (einschließlich derer, die in der Verbannung geboren sind) beträgt augenscheinlich nicht weniger als 20 Millionen.
Aber das Wesentlichste ist, daß diese Angelegenheit nicht allein im Maßstab des Terrors liegt. Das Wesentliche ist, daß die Kommunisten die Besten vernichteten, sie hinter Stacheldraht brachten, in unentrinnbare Sümpfe und in die Tundra hetzten: die fleißigsten und geschicktesten Ackerbauern, die sach-, lese- und schreibkundigsten Arbeitskräfte, die ehrbarsten und gescheitesten Juristen, Ökonomisten, Historiker, die talentiertesten und aufrechtesten Schriftsteller, Poeten und Künstler... Und so weiter, und so weiter...