Kraslag (Krasnojarsker Besserungsarbeitslager, nicht zu verwechseln mit dem Kraslag Jenissej-Stroj) - ein typisches Holzfäller-Lager, gegründet Anfang 1938, zur gleichen Zeit mit jenen analogen Lagern wie Unschlag, Wjatlag, UssolLag und Sewurallag .
Die Verwaltung des Kraslag befand sich in Kansk, wurde jedoch 1946 (tatsächlich 1948) verlegt nach der Station Reschot (Siedlung Nischnaja Pojma), wo sich auch bis heute die Verwaltung, Postfach Y-235, befindet.
Territorial gesehen waren die Lagerpunkte des Kraslag über mehrere Kreise im südöstlichen Teil der Krasnojarsker Region verstreut.
Wie auch in allen anderen Holzfäller-Lagern waren die Lagerpunkte des Kraslag nicht groß: 600-800, selten mehr als 1000 Häftlinge. Wie auch in allen anderen Holzfäller-Lagern wurden die Gefangenen in den Jahren 1938-1939 und 1941-1945 von Hunger, Pellagra und Ruhr dahingerafft. In diesen Zeiten konnte die Sterblichkeit im Jahresdurchschnitt 7-8% erreichen.
Die ersten Arrestantentransporte kamen aus den Gefängnissen von Primorje, Chabarowsk, Tschita und der Ukraine (aus dem Donbass, Dnjepropetrowsk, Charkow, Kiew und offenbar ebenfalls von der Krim) ins Kraslag, zudem aus Gefängnissen in Kasachstan (u.a. aus Alma-Ata und Semipalatinsk). Später, in den Jahren 1939 und 1940, kamen Häftlingstransporte aus Leningrad und Mittelrußland ins Kraslag. In all diesen Transporten überwog die Zahl der Polithäftlinge.
Im Sommer 1941 wurde ein tausend Köpfe zählender Transport von litauischen Bürgern ins Kraslag hineingetrieben, die überwiegend zwischen dem 13. und 19. Juni 1941 verhaftet worden waren. Ein nicht geringer Teil von ihnen kam in den Jahren 1941-1942 um. Erst Ende 1942 und Anfang 1943 wurden sie auf einer Sondersitzung "formell erledigt", so daß viele litauische Bürger posthum verurteilt wurden. Die Mehrheit von Ihnen erhielt eine Haftzeit von 5 bis 10 Jahren, ein Tail wurde zu "BMH" (= Höchststrafe = Erschießung) verurteilt und im Kansker Gefängnis erschossen.
Im Januar 1942 trieb man einige tausend Wolga-Deutsche ins Kraslag, in dieser Zahl jene inbegriffen , die im Krasnojarsker Gebiet in die Verbannung gerieten. Natürlich hatten sie weder Paragraphen noch eine Haftdauer. All das nannte sich "Trudarmee". Die Deutschen saßen in abgetrennten Zonen ein, den sogenannten "Abteilungen". Dort gab es denselben Stacheldraht, dieselben Wachtürme, dieselbe Wachmann-schaft, dieselben Baracken, dieselben Essensrationen, dieselben Normen, dieselbe Pellagra und dieselbe Ruhr. Dafür agierten in den "Trudarmee"-Zonen Partei- und Komsomolzen-Organisationen, - aber in Wirklichkeit hatte niemand das Recht dort aufgenommen zu werden. Man entließ die Deutschen 1946 ,- zurück in die Verbannung versteht sich.
In der zweiten Hälfte der 40-er Jahre kamen Arrestantentransporte aus Lwow und anderen Gefängnissen der West-Ukraine ins Kraslag, darunter auch viele weibliche Häftlinge.Es gab auch viele solche Transporte aus den Gefängnissen von Minsk und
Orscha. In ihnen überwog auch die Zahl der Politgefangenen.
In den Jahren 1949-1950 gelangte der größte Teil der politischen Gefangenen aus dem Kraslag in "Sonderlager": Pestschanlag (= Sandlager) und Steplag (Steppenlager in Kasachstan). Aber auch danach gelangten neue Polithäftlinge ins Kraslag. Sogar nach 1956 blieben dort noch einige politische Häftlinge (aber scheinbar nur wenige).
Bis zum Jahr 1950 waren mehr als 100.000 Häftlinge durchs Kraslag gegangen. Offenbar bestand nicht weniger als die Hälfte von ihnen aus Politgefangenen.