RUSSISCHE GESELLSCHAFT FÜR GESCHICHTSAUFKLÄRUNG,
MENSCHENRECHTE UND SOZIALE FÜRSORGE
„MEMORIAL“
Filiale Krasnojarsk
660049, Krasnojarsk, Prospekt Mira, 3
E-Mail: memorial@maxsoft.ru
HTTPS://memorial.krsk.ru/
20.07.2000
Das Krasnojarsker „Memorial“ arbeitet seit März 1988. Die Gesellschaft wurde im Oktober 1991 offiziell registriert und in Übereinstimmung mit dem Gesetz der Russischen Föderation „Über gesellschaftliche Vereinigungen“ am 1. September 1995 neu registriert. Unsere Gesellschaft gehört zum Bestand der Russischen Gesellschaft für Geschichtsaufklärung, Menschenrechte und soziale Fürsorge „Memorial“.
Zu den Haupt-Aktivitäten der „Memorial“-Organisation gehört das Sammeln von
Informationen über politische Repressionen der „Sowjet“-Zeit unserer Geschichte.
Als Informationsquellen dienen behördliche (Behörde für Inneres, Behörde des
Föderativen Sicherheitsdienstes, Gerichte) und staatliche Archive,
Veröffentlichungen, Mitteilungen von zeugen und Teilnehmern an den Ereignissen,
die mit den Massen-Verfolgungen in Zusammenhang standen (vorwiegend die
Verfolgten selber oder ihre Familienangehörigen).
Expeditionen werden an Orte durchgeführt, an denen Konzentrationslager verteilt
waren (Kraslag, Bauverwaltung 503 u.a.).
Alle auf diese Weise gesammelten Informationen werden durch die Schaffung von Informationsmitteilungen fixiert und in Kartotheken und Datenbasen auf dem PC hinterlegt. Wir haben Dokumente kopiert, Fotos, Briefe aus dem Lagern und Gefängnissen sowie andere historische Materialien inventarisiert und in den Bestand unseres „Memorial“-Archivs aufgenommen.
Gegenwärtig enthalten unsere Kartotheken und Archive (d.h. die der Krasnojarsker Gesellschaft) Informationen über mehr als 35.000 Personen, die zur Zeit des kommunistischen Regimes politischer Verfolgung ausgesetzt waren. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Leute, die auf dem Territorium unserer Region repressiert wurden oder sich hier in Haft oder in der Verbannung befanden.
Die gesammelten Informationen und historischen Dokumente werden von uns für die Aufklärungsarbeit verwendet, einschließlich Vorlesungen, die Durchführung von Ausstellungen, Veröffentlichungen in der Press3e, aber auch im Internet (beginnend mit dem Jahr 1998, s. unten).
Mit Beginn der Tätigkeit des Krasnojarsker „Memorial“, d.h. ab 1988, haben Opfer politischer Verfolgungen angefangen mit uns Kontakt aufzunehmen, sowohl persönlich als auch in schriftlicher Form: Menschen, die eine Lagerhaftstrafe abgesessen haben, Deportierte, Verbannte, Leute, die in Gefängnissen und Lagern (ohne Verurteilung) eingesperrt waren sowie Kinder (oder andere Angehörige) von Opfern politischer Repressionen, welche erschossen wurden oder in Gefängnissen, Lagern oder der Verbannung ums Leben kamen.
Die Mehrheit derer, die sich während dieser Zeit an uns gewandt haben, besaßen aus unterschiedlichen Gründen noch keinerlei Rehabilitationsdokumente, im Wesentlichen jedoch deswegen, weil sie ganz einfach nicht wussten, an wen und wie sie sich wenden sollten, um die Rehabilitation zu erlangen.
In einer ähnlichen Situation befanden sich auch die Kinder von politisch Verfolgten, die in den meisten Fällen absolut nichts über das Schicksal ihrer Eltern nach der Verhaftung wussten (selbst wenn sie irgendwann einmal eine Bescheinigung über ihre Rehabilitation erhalten haben).
Während unsere gesamten bisherigen Tätigkeit haben mehr als tausend ehemalige Häftlinge und Verbannte unserer Hilfe beim Erhalt von Rehabilitationsdokumenten in Anspruch genommen. Derzeit wenden sich überwiegend ehemalige Verbannte und Kinder von Repressionsopfern an uns. S. im Anhang die Tabellen der Besuchersprechstunden in den Jahren 1996-1999.
Im März 1998 haben wir unsere Webseite (memorial.krsk.ru) eröffnet, die im November 1998 beim 1. allrussischen Wettbewerb „Business-Seite 98“ den 1. Platz bei der Nominierung nichtkommerzieller Webseiten einnahm (denn zu dem Zeitpunkt gab es im russischen Internet noch keine analogen Seiten).
Inzwischen enthält unsere Internetseite praktisch alle Angaben über Repressionen, die während der gesamten Tätigkeit der Krasnojarsker „Memorial“-Gesellschaft von uns gesammelte wurden, allerdings steht uns immer noch eine umfangreiche Arbeit bevor: die Strukturierung und Vervollständigung mit Hilfe von Klassifikatoren, zusammenfassenden Berichten und kartographischen Materialien (nach Lagern, nach Verbannungsorten).
Ziel der Strukturierungsarbeit ist die Sicherstellung einer größtmöglichen Überschaubarkeit und die Möglichkeit eines direkten Zugangs zu den Daten über Haftverbüßungs- und Verbannungsorte. Auf diese Weise beabsichtigen wir auf unserer Internetseite ein zusammengefasstes Bild der Lager- und Verbannungsorte auf dem Territorium unserer Region zu geben, das leicht überschaubar und für jeden Internet-Nutzer verfügbar ist, der sich für die Geschichte der Region Krasnojarsk in der Zeit zwischen 1920 und 1960 interessiert.
Außerdem führen wir seit 1997 eine Computer-Datenbank über Repressierte, die im Mai desselben Jahres auf der Konferenz in Nischnij Tagil als Grundlage für die Schaffung eines russischen Computer-Martyrologs verabschiedet wurden, d. h. einer Datenbase über alle Opfer politischer Repressionen der „Sowjet“-Zeit.
Stellvertretender Vorsitzender
Krasnojarsker „Memorial“, W.S. Birger