Presse-Mitteilung
20.07.2006
Vom 5.-15. Juli 2006 fand die dritte Expedition für Geschichte und Menschenrechte statt. Sie wurde von der Pädagogischen Fachschule Jenisejsk und der Krasnojarsker „Memorial“-Gesellschaft organisiert. Leiterin der Expedition waren die Direktorin des Informations- und Verlagszentrums der Pädagogischen Fachschule Jenisejsk, I.N. Moisejewa, und der Vorsitzende der Krasnojarsker „Memorial“-Organisation, Alexej Babij. An der Expedition nahmen Schüler des Fachbereichs Geschichte der Pädagogischen Fachschule Jenisejsk sowie zwei Fotokünstler aus Deutschland, Sarah Schönfeld und Felix Meyer, die derzeit in der Region Krasnojarsk und an der Kolyma an der Realisierung eines künstlerischen Projektes zum Thema „Heimat - GULAG“ arbeiten.
Die Expeditionsteilnehmer führten Befragungen von Repressionsopfern in den Dörfern Jarzewo und Kriwljak durch, leisteten aber auch praktische Hilfe in der Hauswirtschaft (Holzhacken für den Winter) sowie in juristischen Angelegenheiten (Vorbereitung von Dokumenten zur Rehabilitation). Die Schüler absolvierten nicht nur ihr Sommerpraktikum im Bereich der mündlichen Geschichtsüberlieferungen „aus erster Quelle“, sondern erfuhren auch, was Menschen durchmachen mußten, die einst unter die schwere Hand eines totalitären Staates gerieten.
In Jarzewo, an einer Wand des Krankenhauses, wurde von den Mitgliedern der Expedition eine Gedenktafel zur Erinnerung an den bemerkenswerten Chirurgen und hervorragenden Menschen Michail Wasijlewitsch Rumjanzew angebracht, der dort seine Verbannungszeit verbrachte. Die Idee für die Errichtung der Gedenktafel wurde in der geschichtlichen Forschungsarbeit des Schülers der Schule Nr. 1 in Jenisejsk – Wladislaw Moisejew zum Ausdruck gebracht, der an dem Wettbewerb „Der Mensch in der Geschichte. Rußland im 20. Jahrhundert“ teilnahm. In diesem Jahr gelang es, die Idee zu verwirklichen.
In Kriwljak erforschten die Mitglieder der Expedition die Überreste des SibULON-Lagers in der Umgebung des Dorfes Kriwljak. Es war eines der ersten Holzfällerlager in der UdSSR, ein Vorbote des GULAG. Er gab dem See seinen Namen, der bis heute Sibulon-See heißt, und wohl der einzige See auf der ganzen Welt ist, der zu Ehren eines Konzentrationslagers benannt wurde.
Eine Foto-Reportage über die Expedition ist auf der Webseite memorial.krsk.ru zu sehen.