
30. Dezember 1941.
410 deutsche Familien mit insgesamt 1808 Personen sind im den Askissker Bezirk einhetroffen. 384 Familien wurden auf Kolchosen, 15 Familien auf Staatsgütern und 11 Familien auf MTS (Maschinen- und Traktorenstationen) angesiedelt; Sie sind in den vorhandenen Wohnräumen untergebracht, die zuvor für geplante Umsiedler vorgesehen waren, sowie in Häusern von Kolchosmitarbeitern, Arbeitern und Angestellten. Die in unsere Region gekommenen Umsiedler sind genauso gut versorgt wie alle Kolchosmitarbeiter, Arbeiter und Angestellten. Die Umsiedler sind in den MTS Askisskaja und Gorkowskaja, im Staatsbetrieb „Skotowod“ und in den Kolchosen namens Kaganowitsch, „Krasnaja Sarja“, „ Lenin“, „Put k Sozialismu“ und „1 Maja“ gut untergebracht. Bei den Bezirksorganisationen sind keine Beschwerden darüber eingegangen, dass die Umsiedler irgendwo nicht mit Wohnungen versorgt worden wären.
Von den 1808 angekommenen, arbeitsfähigen deutschen Umsiedlern sind 820 älter als 16 Jahre; von den beruflich qualifizierten Personen sind 51 Traktoristen, 7 Mähdrescher-Fahrer, 2 Fahrer, 11 Kontenführer/Buchhalter, 14 Lehrer, 2 Agronomen, 1 Zootechniker, 7 Schuster, 6 Zimmerleute. Alle arbeitsfähigen Umsiedler haben eine Arbeit gefunden und arbeiten hauptsächlich in ihrem Beruf. Allerdings sind beispielsweise nicht alle Lehrer als Lehrer tätig, und die meisten Schuhmacher arbeiten als Sattler in der Kolchose.
Unter den angekommenen deutschen Umsiedlern sind 13 Mitglieder der Allrussischen Kommunistischen Partei (Bolschewiken), 1 Kandidat für die Mitgliedschaft, insgesamt 14, von denen 13 in Kolchosen arbeiten. Während ihres Aufenthalts in der Region wurden viele Umsiedler in Führungspositionen berufen, zum Beispiel: Ergardt, Mitglied der Allrussischen Kommunistischen Partei (Bolschewiken) – Vorsitzender der Kolchose „Gorny Abakan“, Kraisman – stellvertretender Vorsitzender der Kolchose „Lenin“, Root – Leiter der Molkerei „Lenin“, Merker – Leiter der Bezirkshandelsabteilung, bis zu 20 Personen arbeiten als Vorarbeiter, Leiter von Bauernhöfen usw.
Im Großen und Ganzen ist die Stimmung unter den deutschen Umsiedlern gut, jedoch
gibt es hier und daFälle, in denen einzelne Umsiedler eine feindselige Haltung
gegenüber der Maßnahme der Sowjetregierung zur Umsiedlung in die östlichen
Gebiete der UdSSR einnehmen. So wurden beispielsweise laut Informationen des
NKWD wurden im November im Dorf Judino Gerüchte verbreitet, dass die Deutschen
aus dem Wolga-Gebiet auf Geheiß Hitlers umgesiedelt worden seien und dass Hitler,
wenn man ihm die Deutschen aus dem Wolga-Gebiet ausliefern würde, ganz Russland
vernichten würde. Es gibt einzelne Fälle, in denen die Arbeit in der Kolchose
verweigert wird, beispielsweise will Gelzman, Mitglied der Kolchose „Lenin Chube“,
nicht nach Arbeitstagen, sondern nach Akkord für Geld arbeiten und verlangt die
sofortige Auszahlung des Geldes. Als Denk in der Kolchose namens Kaganowitsch
zum nächtlichen Dreschen geschickt wurde, trat er hervor und erklärte, dass die
Kolchosenmitglieder wie Tiere behandelt und verspottet würden. Alle derartigen
ungesunden Erscheinungen werden sofort unterbunden.
Kommunisten und Komsomol-Mitglieder, die deutsche Umsiedler sind, werden
beauftragt, bei Versammlungen Gespräche mit denjenigen zu führen, die kein
Russisch sprechen. Kommunisten und Komsomol-Mitglieder fungieren als Übersetzer,
um die Entscheidungen der Kolchosenmitglieder auf Deutsch zu erläutern, es
finden Gespräche und Lesungen auf Russisch zusammen mit all unseren Agitatoren
statt.
Sekretär des Bezirkskomitees der Allrussischen Kommunistischen Partei Serpuchowitin
Abteilung für Dokumente der neuzeitlichen Geschichte des russischen Staatsarchivs in der Republik Chakassien,Bestand 2, Verz.1, Dossier 808,Blatt 315. Original. Maschinenschrift