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Briefe an die Krasnojarkser "Memorial"-Organisation"

1990-428

Guten Tag, liebe Genossen.

Sie machen eine gute Sache, danke dafür. Ihnen schreibt Rosa Karlowna Lossewa (Wolf) im Namen der Mutter, des Bruders und der Schwestern. Wir sind Wolgadeutsche, die 1941, ebenso wie tausende andere, ausgewiesen wurden.

Unser Vater Karl Petrowitsch Wolf arbeitete als Fahrer des damals einzigen Autos bei der Beresowksker Autoreparaturwerkstatt. Er war ein geachteter Mann. Im März 1942 beriefen sie ihn in die Arbeitsarmee nahe der Stadt Swerdlowsk ein. Briefe in Umschlägen kamen selten: Postfach-Anschrift und «Kontrolliert von der Militärzensur» (als Stempel).

Im August 1944 schickte einer von Papas Kameraden einen Brief, dass unser Vater an Hunger und einer schweren Tuberkulose gestorben war, obwohl er bis zur Mobilisierung 1942 immer gesund und kräftig gewesen war.

1948 wurde Papas Kamerad freigelassen. Er erzählte von den schrecklichen Bedingungen, der auszehrenden Arbeit, dem Hunger und sogar von Kannibalismus (wenn jemand durch einen Unfall ums Leben kam). Die Führung informierte die Familien nicht einmal über die Todesfälle, das übernahmen die Kameraden der Verstorbenen.

Mama verkaufte Kleidungsstücke, kaufte Lebensmittel zu Wahnsinnspreisen, schickte Pakete, doch der Vater erhielt sie nicht – die Esswaren wurden von den Aufsehern gegessen.

Wo befinden sich die Gräber?

Immerhin liegen dort tausende begraben.

Und wo sind die Leiter dieser Lager, die Aufseher. Man möchte ihnen direkt in die Augen sehen.

Mama ist 89 Jahre alt, sie hat uns großgezogen, uns zu Menschen gemacht; sie hat 7 Enkel und 12 Urenkelkinder.

Ihnen noch einmal vielen Dank. Wir wünschen Ihnen Erfolg in Ihrer wohltätigen Arbeit.

Rosa Karlowna Lossewa.

 


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