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Erinnerungen der Lidia Alexandrowna Karpyschewa

Leidvolle Lehren aus der Geschichte

Es war im Jahr 1941. Da setzten sie meine Mama, Maria Jakowlewna Wunder (Krenz), geboren am 28. Oktober 1928 im Wolgagebiet, im Alter von sechzehn Jahren in einen kalten Eisenbahnwaggon und brachten sie in die Region Krasnojarsk, in den Suchobusimsker Bezirk. Dort wurde sie in die Arbeitsarmee mobilisiert. Sie arbeitete in der Ziegelfabrik und heiratete 1946 Alexander Iwanowitsch Wunder.

Aus der Sonderansiedlung wurde sie am 24. Januar 1956 in die Freiheit entlassen.

Wir hatten eine große Familie. Am 8. Juni 1954 bekam Mama die „Mutterschaftsmedaille“ verliehen, denn sie hatte insgesamt acht Kindern das Leben geschenkt – vier Söhnen und vier Töchtern.

Am 23. Februar 1956 erhielt sie die „Mutterschaftsmedaille 1. Klasse“, am 14. April 1961 den „Orden einer ruhmreichen Mutter 3. Klasse“ und am 3. März 1962 den „Orden einer ruhmreichen Mutter 2. Klasse“.

Unsere Mama gelangte auch auf dem Gebiet der Arbeit zu Ruhm und Ehren. Für langjährige fleißige und gewissenhafte Arbeit erhielt sie 1978 die Medaille „Veteran der Arbeit“ , 1992 das Abzeichen „Opfer politischer Repressionen“ und ein Jahr darauf eine Auszeichnung, die früher aufgrund politischer Motive nicht verliehen wurde – „Für glänzende Leistungen in den Jahren des Großen Vaterländischen Krieges 1941-1945“.

Unser Vater –Alexander Iwanowitsch Wunder wurde im Krasnoturansker Bezirk geboren, im Dorf Nokolajewka, Region Krasnojarsk. Er wurde nahe der Bahnstation Sykowo in die Arbeitsarmee einberufen und mußte in einer Zigelfabrik arbeiten. Nach seiner Freilassung im Jahre 1956 kehrte er in den Bezirk Krasnoturino zurück Er starb hier in Sosnowoborsk. Er erhielt die Medaille „Für hervorragende Arbeitsleistungen“ (19. April 1967). Später, im Jahre 1957, bekam er die Medaille „Für die Urbarmachung von Neuland“ überreicht. Er war auch im Besitz des Abzeichens eines „Siegers beim sozialistischen Wettbewerb“ (1976). Im Mai 1988 bekam er den Titel „Arbeitsveteran“ verliehen.

Unser Großvater, Iwan Christianowitsch Wunder, geboren 1892, der in der Stadt Omsk gebürtig und wohnhaft war, war gewöhnlicher Arbeiter in der Kolchose „Roter Jägersmann“.
Der Großvater wurde grundlos angeklagt; man beschuldigte ihn, daß er angeblich Mitglied in einer „konterrevolutionären O)rganisation“ und dort aktiv mitarbeitete. Auf Beschluß des NKWD der UdSSR vom 23. Mai 1938 verurteilte man ihn zur Höchststrafe – Tod durch Erschießen. Der Urteilsspruch wurde am 02. August 1938 in der Stadt Minusinsk vollstreckt. Wo er begraben liegt, ist nicht bekannt, aber man rehabilitierte ihn am 20. März 1958.

Meine Schwester Selesnewa (Wunder), geboren 1947, erblickte das Licht der Welt in Nikolajewka im Krasnoturansker Bezirk. Jetzt ist sie in Rente und Invaliden 1. Grades. Sie wohnt in Ujar.

Ich, Lidia Alexandrowna, wurde 1950 geboren. Ich kam nach Krasnojarsk und arbeitete dort im Chemie-Kombinat „Jenisej“ als Kontrolleurin. Später heiratete ich und bekam einen Posten als Leiterin des Klubs an der Bahnstation Slobino. Danach war ich mehr als 20 Jahre im Beresowkser Geflügelzuchtbetrieb tätig. Parallel dazu lernte ich am landwirtschaftlichen Technikum in der Stadt Rybinsk. In Sosnowoborsk arbeitete ich als Wirtschaftsleiterin im Haus des Kindes. Gegenwärtig habe ich dort den Posten der Wäscherei-Vorsteherin inne.

Ich habe mich aktiv mit gesellschaftlichen Aktivitäten befaßt, war Mitglied in einer Laienspielgruppe und habe dafür auch Auszeichnungen bekommen.

Mein Bruder Iwan Wunder, geboren 1951, hat seine Ausbildung in Krasnojarsk gemacht und seinen Wehrdienst abgeleistet. Seit 1970 arbeitet er am Krasnojarsker Wärmekraftwerk.

Mein anderer Bruder, Andrej, wurde 1953 geboren; er absolvierte die Fachschule für Mechanisatoren. Auch er diente in der Armee und fuhr anschließend nach Leninokusnezk, in die Region Kemerowo. Derzeit arbeitet er als Fahrer.

Mein dritter Bruder, Alexander, geboren 1955, hat ebenfalls die Mechanisatoren-Fachschule absolviert und zunächst in einer Kolchose gearbeitet, später auf einer Geflügelfarm. Derzeit arbeitet Sascha als Mechanisator in Beresowka.

 

Das Material wurde von der Sosnowoborsker Organisation der Opfer politischer Repressionen zur Verfügung gestellt.


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