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Heimatkunde-Museum des Autonomen Gebietes Tajmyr. „Museumsbote“. Ausgabe 1.

Olga Iwanowna Schefer (Gamburg) . 50 Jahre lassen sich nicht einfach aus dem Leben streichen

Geboren 1923 im Bezirk Unterwalden, ASSR der Wolgadeutschen. 1941 in die Region Krasnojarsk verschleppt. 1942 befand sie sich in Sonderansiedlung im Ust-Jenisejsker Bezirk, Nationalgebiet Tajmyr. Arbeitete als Fischerin, Arbeiterin in der Konservenfabrik und als Kindermädchen in der Internatsschule.

Das Unglück brach 1938 über unser Haus herein, als sie den vater verhafteten. Bis heute haben wir über sein weiteres Schicksal nichts in Erfahrung bringen können. In der Familie gab es acht Kinder.

Unterwegs, auf dem Weg nach Sibirien, wurde an einer Bahnstation irrtümlich ein Waggon abgekuppelt und nach Kasachstan weitergeleitet. In diesem Waggon befanden sich meine älteren Schwestern. Viele Jahre später, nachdem wir einander wiedergefunden hatten, erfuhr ich, dass der Ehemann einer der beiden Schwestern in der Arbeitsarmee ums Leben gekommen war.

Ins Tajmyrgebiet geriet ich allein. Zwei Schwestern kamen in den Bezirk Turuchansk, Mama und die jüngsten Kinder blieben in Sibirien.

1942 wurde eine Partie Sondersiedler an der Fischfangstation Lajda im Ust Jenisejsker Bezirk ausgesetzt. Hier mußten wir uns nun den Beruf des Fischers aneignen. Zu Hause an der Wolga hatte ich als Melkerin gearbeitet, deswegen fiel es mir schwer, mich an die neue Arbeit zu gewöhnen.

Die gesamte Brigade – 14 Personen – wohnte in einem kleinen Zimmer, wir schliefen auf zweistöckigen Pritschen. In Lajda lernte ich meinen Mann kennen – August Jakowlewitsch. Nach dem Krieg zogen wir in die Siedlung Ust-Port um und arbeiteten dort in der Konservenfabrik. Und so leben wir bis zum heutigen Tag in dieser Siedlung. Wir haben drei Kinder großgezogen, es gibt sechs Enkelkinder.

Wir wären gern an die Wolga zurückgekehrt, aber diese 50 Jahre lassen sich nicht so einfach aus dem Leben streichen.

Aufgezeichnet in Ust-Port im Jahre 1991

 


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