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Kerze der Erinnerung. Das Tajmyr-Gebiet in den Jahren der politischen Verfolgung. Erinnerungen

Familie Schein

Шейн Иосифы Иосифович, старейший работник Дудинского рыбзавода, капитан катеров. Дудинка 1980е
Josef Josefowitsch Schein, langjähriger Arbeiter in der Fischfabrik Dudinka, Kutter-Kapitän.
Dudinka 1980
Pauline Wenediktowna Boos (Schein), Arbeiterin in der Fischfabrik von Dudinka.
1970er Jahre

Mein Ehemann, Josef Josefowitsch Schein wurde 1928 an der Wolga geboren, im Gebiet Saratow. 1942 wurde, zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder, er nach Ust-Chantajka verschleppt. In Ust.Chantajka starb der Bruder. Sie hatten nicht die Kraft ihn zu beerdigen. Man hob ein Gemeinschaftsgrab aus und begrub dort alle Verstorbenen. Uns brachten sie erst spät ins Tajmyrgebiet nach Ust-Chantajka – mit der dritten Partie Sondersiedler am 4.Oktober 1942. In Chantajka war es ganz schrecklich. Alle wurden am Ufer einfach ausgeladen, es lag bereits Schnee. Dort lebten wir in Zelten. Mit einem Bajonettspaten gruben wir Erdhütten in den gefrorenen Boden. Darüber legten wir ein Stück Blech, und dann kroch die ganze Familie, bestehend aus insgesamt 9 Personen, hinein.

Im April 1943 starben Vater, Mutter und die Schwiegertochter mit ihren drei kleinen Kindern an fortgeschrittenem Skorbut. Wir, die vierzehnjährigen Minderjährigen, halfen den Erwachsenen so gut wir konnten: wir fingen Rebhühner, luden Salz in die Boote – und dann mußten wir damit losfahren. Zwei Jahre lebten wir im Chantajka-See. Der Fluß Chantajka ist kein ruhiger Fluß, er besitzt viele Stromschnellen. Unsere Kraft reichte nicht aus, die Boote mitsamt dem Salz fortzubewegen. Vor lauter Hunger konnten wir uns nur mühsam vorwärtsschleppen, unterwegs aßen wir nur Pilze. Einmal sah ich am Ufer Fischdärme liegen, die aß ich auch auf.

1944 wurden die Sondersiedler aus Chantajka in die Siedlung Pschenitschnij Rutschej verlegt, wo sich die Fischfabrik von Dudinka befand. Und so haben wir bis zur Rente dort gearbeitet. Ich selbst bin 1928 an der Wolga geboren. Mein Leben lang habe ich zusammen mit meinem Mann in der Fischfabrik von Dudinka gearbeitet, wo ich als Meisterin beschäftigt war.

Aus den Erinnerungen der Paulina Wenediktowna Schein (Boos), 1997


Fischer (Sondersiedler) in der Siedlung Malyschewka, Bezirk Dudinka.
Landzunge von Wjunowa, 1947.

Heimatkunde-Museum der Tajmyr-Region
Fond für Kulturinitiativen
(Michail-Prochorow-Stiftung)
2006

 


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