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Über ein Foto ein halbes Jahrhundert später

Wie sehr sich die Erinnerung im Herzen festgesetzt hat…
Erinnerungen an die Verbannung in Nikulino

Die Öfen in unserem Dorf waren gediegen gebaut, denn sie bestanden aus haltbaren, feuerbeständigen Tonziegeln lokaler Herkunft. Hergestellt wurden sie von den Menschen, die Wolodja Nastaburskij nahe der Ziegelfabrik in der Ortschaft Nikulino fotografierte.

Im Vordergrund mit den Ziegelformen sitzen: Anja Malzewa, Marta Belman – zwei Freundinnen, beide 20 Jahre alt; auf den Böden ihrer Formen sind die Worte „Anja“ und „Marta“ eingeritzt.

In der zweiten Reihe, kniend: 1) Ekkerman, 2) Lusja Malzewa, 3) dieser Junge erkennt sich wieder und schreibt in unserem Buch seine Erinnerungen.

In der dritten Reihe stehen: 1) Wena Bykow, 2) Jura Malzew, 3) Kirjuscha Komogorzewa (Malzewa), 4) Aleksandra Wasiljewna Golobokowa, 5) Natalia Bykowa, 6) Jewgenia Anatoljewna Malzewa, 7) Praskowka Solotujewa – Meisterin der Ziegelfabrik, 8) Ljuba Tschubarewa.

Die Ziegelei lag außerhalb des Dorfes, nördlich vom Friedhof. Spuren des Geländes kann man auch heute noch entdecken. Errichtet wurde sie 1934-1935 von dem Meister und Autodidakten Siwakow. Unter seiner Leitung entstanden Ziegel mit dem Markenzeichen „S“ (Siwakow).

Die Ziegel waren kompakt, klirrten in den Händen – es war eine sehr gute Markenware.

Der Ton wurde auf Pferden gerbeigeschafft, die vor einen Karren mit Wagenkasten und Kippvorrichtung gespannt waren. Die Beladung erfolgte per Hand, mit Schaufeln. Ton und Wasser wurden in eine Mischmaschine gegeben. Bei diesem handelte es sich um einen Kreis mit einem Durchmesser von 8 Metern, durch die eine Winde mit Trommeln und Zapfen führte. Die Winde wird von zwei Pferden durch das große Rund gezogen. Die Jungs auf dem Foto fungierten als Antreiber dieser Pferde. Im Hintergrund der Mischabteilung wurde auch das Foto aufgenommen.

Die vorbereitete Ton-Masse wird mit Schubkarren zu den Form-Tischen gebracht, unter das Vordach des Form-Schuppens. Hier werden die Formen für jeweils zwei Steine befüllt und anschließend auf einen mit Sand zugeschütteten Platz getragen; ideal ist es, wenn er ganz eben ist. Die Formen werden umgekippt und in gleichmäßigen Reihen ausgelegt. Die Ziegel werden unter dem Vordach gut belüftet und können trocknen. Nach ein paar Tagen werden die Steine hochkant, in Rechtecke von jeweils drei Steinen Höhe, aufgestellt. Wenn die Roh-Ziegel eine bestimmte Festigkeit erreicht haben, transportiert man sie mit Schubkarren zum Brennofen. Dort stellt man sie hochkant in einen Käfig mit entsprechenden Rauchabzügen. Dann wurden sie ohne Unterbrechung über einen Zeitraum von mehreren Tagen und Nächten mit Brennholz gebrannt.

Gründerin der Fabrik war eine Genossenschaft, deren Vorsitzender Weniamin Jegorowitsch Komogorzew war. Später wurde die Genossenschaft in die Kolchose „Neuer Weg“ umbenannt.

Nach Siwakows Tod wurde sein Schwiegersohn Grigorij Jakowlewitsch Malzew Werksmeister, in die Armee einberufen wurde und 1943 an der Front fiel. Er wurde durch seine Ehefrau Natalia (Siwakowa) ersetzt.

In der Nachkriegszeit leitete die Veteranin Praskowja Solotujewa die Ziegelei (von den Leuten wurde sie Panka genannt). Das Ziegelwerk versorgte die Ortschaft Nikulino und andere Dörfer, darunter auch Jarzewo, mit Ofenziegeln und erhielt dafür Bargeld. Ich sagte bereits, dass die Ziegel von hoher Qualität waren, aber sie waren noch ein wenig beständiger als gewöhnliche Standard-Ziegel; sie hielten Feuchtigkeit stand, machten ein leicht klirrendes Geräusch und konnten jahrelang unter feuchten Bedingungen verwendet werden.

Wladimir Gregorjewitsch Malzew
Sohn der politisch Verfolgten Grigorij Iwanowitsch
und Ljudmila Jewgenjewna
Stadt Tschernogorsk


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