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L.O. Petri, V.T. Petri . Wahre Begebenheiten aus dem Tajmyr-Gebiet

Zeugenaussagen der Klara Schwaab (geb. 1921)

„Unsere Familie bestand aus 9 Personen: Klara Schwaab (Aichmann, geb. 1888), Emanuel Schwaab (geb. 1902), Frieda Brunhardt (Schwaab, geb. 1909), Willi Brunhardt (geb. 1930) Irma Schwaab (geb. 1910), Edwin (geb. 1914), Klara (geb. 1921), Feodor (geb. 1926), Oskar (geb. 1928). Wir alle wurden im September 1942 von der Eisenbahnstation Uschur, Region Krasnojarsk, wohin man uns 1941 aus dem Wolgagebiet verschleppt hatte, nach Krasnojarsk gebracht, und nachdem wir eine Woche lang unter freiem Himmel am Ufer des Jenisej zugebracht hatten, wurden wir auf das Passagierschiff „J. Stalin“ verladen. Bei der Abfahrt hatte unsere Kolchose uns für unterwegsmit einigen Lebensmitteln (Honig, Brot, Mehl, Erbsen) versorgt, die uns die begleitenden Milizionäre abnahmen, um sie angeblich im Frachtraum aufzubewahren. Die beiden offenen Decks sowie der Frachtraum waren durch das „Sonderkontingent“ völlig überfüllt. Die einwöchige „Spazierfahrt“, mit seinen durchdringenden Winden und dem dichten Nebel auf den offenen Decks stellten eine harte Probe für die Gesundheit der Passagiere dar.

Unsere Familie hatte kein Glück – die Milizionäre erwiesen sich keineswegs als Vertreter der Behörden, sondern als richtige Verbrecher. Nachdem sie uns unsere Lebensmittel fortgenommen hatten, verkauften sie diese an den Anlegestellen und versoffen anschließend ihren Erlös. Diese Besäufnisse dauerten den ganzen Weg nach Dudinka an. Auf diese Weise vertranken die uns begleitenden Milizangehörigen die ganze uns fürsorglich von der Kolchose überlassene Nahrung, verhalfen der gesamten Familie zu einem einwöchigen Hungerdasein, und die uns angeborene deutsche, auch Räubern gegenüber protestlose und gehorsame Lebenseinstellung erfuhr erneut eine harte Erprobung.


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