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Wladimir Pomeranzew. In zaristischen und stalinistischen Gefängnissen

Wladimir Pomeranzew war bis zu seiner Verhaftung Bergbau-Ingenieur, Doktor der technischen Wissenschaften, Wirtschaftler, Stellvertreter des wissenschaftlichen Leiters am Leningrader Wissenschaftlichen Forschungsinstituts für das Markscheiderwesen (Begriff aus dem Bergbau; Anm. d. Übers.). Er wurde am 5. Juli 1941 verhaftet und eineinhalb Jahre später zu zehn Jahren verurteilt, weil er angeblich Leiter einer konterrevolutionären Organisation von 300 Leuten war (diese 300 Personen waren seine ehemaligen Schüler, mit denen er in Briefwechsel stand). Im Gefängnis, und später auch im Lager, als er Kolonnenarbeiten verrichten mußte, führte W.W. Pomeranzew seine wissenschatliche Tätigkeit fort. Gemeinsam mit seinen Zellengenossen entwickelte er eine Kanone, wobei er eine ganze Reihe neuer Ideen umsetzte, und danach begann ein langer Bearbeitungsweg durch die Instanzen. Schließlich wurde man auf die Angelegenheit aufmerksam und verlegte ihn ins Sondergefängnis (OKB) in Tomsk und anschließend in ein ähnliches Spezialgefängnis in Leningrad. Einige Zeit verbrachte W.W. Pomeranzew auch in der berühmten „Scharaschka“ (Spezialgefängnis für Wissenschaftler und Ingenieure mit Sonderaufgaben;Anm. d. Übers.) in Bolschewo, und die Verbannung verbüßte er in einem Sondergefängnis in Krasnojarsk. Während der gesamten Zeit machte er sich Aufzeichnungen, chiffrierte sie, tarnte sie mit irgendwelchen Formeln und nahm sie dann mit in die Freiheit hinaus, wobei er sie anstelle von Einlegesohlen in die Stiefel legte.

Die Erinnerungen von W.W. Pomeranzew sind nicht nur aufgrund ihrer Fakten und Beschreibungen des „Scharaschka“-Alltags interessant. Zu jener Zeit (in den 1950er Jahren), als immer nur vom „Kult“, von der „Ausrottung der Kommunisten“, die Rede war, kam Wladimir Wladimirowitsch, nachdem er die Verwendung von Zwangsarbeit in der UdSSR analysiert hatte, zu dem Schluß, daß eine solche Arbeit die wirtschaftliche Grundlage unseres Landes schlechthin darstellte.

Und noch etwas. Das Buch (das mehr als 700 Seiten umfaßt) trägt den Titel „In den zaristischen und stalinistischen Gefängnissen“ und wurde von zwei Autoren geschrieben: von W.W. Pomeranzew selbst und von seinem Vater, einem Gelehrten und Revolutionär, der die Gefängnisse und die Zwangsarbeit im Zarenreich zu kosten bekommen hatte und zu seiner Zeit ebenfalls seine Erinnerungen niedergeschrieben hatte. Durch den Willen des Schicksals fand sich auch der Sohn nicht selten an den Orten, an denen schon der Vater gewesen war. Und natürlich stellte er Vergleiche an ...

Im „Jenissej“-Almanach ist nur ein kleiner Teil der Erinnerungen abgedruckt, die aus der Feder Wladimir Wladimirowitsch Pomeranzews stammen und sich auf Sibirien, auf die Region Krasnojarsk, beziehen.

Die Gesellschaft „Memorial“ sucht einen Verlag, der bereit wäre, die Erinnerungen in voller Länge herauszubringen.

A. BABIJ


Wladimir POMERANZEW

Auszüge aus dem Buch „In zaristischen und stalinistischen Gefängnissen“

Das Arrestanten-Paradies

Die Zwangsarbeit

Juli 1968 – Februar 1971

Veröffentlicht im „Jenissej“-Almanach, Ausgabe Nr. 3, 5, 6, 1991


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