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Das Leben der Wolgadeutschen im totalitären Staat

Die Arbeit wurde angefertigt von Vitalij Valerewitsch Adejkin, Schüler der 10. Klasse an der Schule N° 49, Kirowsker Bezirk.

Leitung: Geschichtslehrerin an der Schule N° 49 - Julia Nurowna Chisamutdinowa.

1. Einleitung

Sobald die Menschen anfangen, nach dem Blut
zu unterscheiden, was Wahrheit ist, -
bedeutet das den Beginn der Unmenschlichkeit.
W. Tschalidse

Das heutige Rußland hat die historische Chance, ein Rechtsstaat mit einer bürgerlichen Gesellschaft zu werden. Lange hat es gedauert, weit war der Weg, bis unser Volk sein Recht auf Freiheit und Glück erkannt hat; es ist unmöglich darauf zu verzichten. Wir haben diesen Weg gewählt, aber werden wir nicht wieder von ihm abweichen? Diese Frage taucht vor mir auf, während ich dabei bin, die Historie und das gesellschaftliche Bewußtsein zu erforschen.

Viele Menschen in unserem Lande besitzen nicht nur keine Rechtskultur, sondern ihnen fehlen auch Elemente der sittlich-moralischen Kultur: Gewissen, Ehrgefühl, Wahrheitsliebe, das Gefühl der eigenen Würde, Güte, Verantwortlichkeit.

Ich will in einem freien Lande leben und mich nicht vor der Zukunft fürchten müssen. Aus der Geschichte wissen wir, daß sich der Stalinismus, im Unterschied zum Faschismus, der andere Völker vernichtete, auf sein eigenes Land stürzte, indem er einen Genozid an Völkern veranstaltete, die in diesem Lande lebten. Er führte ein System der Geiselnahme ein, organisierte Konzentrationslager für die eigenen Landsleute, wandte ohne Gerichtsverhandlungen Massen-Repressionsmaßnahmen an, führte die Aussiedlung ganzer Völkerschaften durch.

Die Geschichte und Kultur der Deutschen in Rußland, und insbesondere in Sibirien, sind bis heute wenig bekannt, weil im Verlauf vieler Jahrzehnte dieses unterdrückte Volk für die Sowjetgesellschaft nicht unbedingt ein besonderes Forschungsobjekt darstellte. Die Aktualität der vorliegenden Probleme wächst im Zusammenhang mit der Emigration von Deutschen nach Deutschland, die in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat.

1988 reisten 50000 von ihnen in die BRD aus, 1989 waren es 105000 und 1990 sogar 150000 Personen. 1991 stieg die Zahl der Ausgereisten auf 200000 an! Ein erheblicher Teil der Emigranten hat bereits klar erkannt, daß das Land ihrer Vorväter schon nicht mehr ihre Heimat ist.

Man muß den Deutschen helfen, die Rußland auch heute noch für ihre Heimat halten, hier bleiben und Deutsche bleiben wollen. Um eine Entscheidung zu treffen, die den Interessen dieses Teils der Rußland-Deutschen gerecht wird, sind objektive und wissenschaftlich fundierte Kenntnisse zu diesem Problem unerläßlich.

Das Hauptziel meiner Arbeit ist das Studium der schweren historischen Erfahrung, die die inzwischen größtenteils verstorbene Generation durchmachen mußte.

Meine Hypothese lautet so:eine Erneuerung Rußlands ist nur dann unmöglich, wenn auch eine geistige Wiederherstellung stattfindet, was allerdings ohne eine gleichzeitige Wiederher-stellung der Verbindung zwischen den Zeitabläufen, ohne die Entwicklung patriotischer Gefühle, einschließlich einer großen Liebe zu seiner kleinen Heimat und zu seinem Volk undenkbar ist.

2. Das 20. Jahrhundert in der Geschichte der Rußland-Deutschen

Nach der letzten Volkszählung des Jahres 2002zählen derzeit 597212 Personen zu den Rußland-Deutschen, die in zahlreichen Rayons der Russischen Föderation leben.

Wer sind diese Deutschen von der Wolga, wann und weshlab sind sie an die Wolga gekommen, was stellte die deutsche Diaspora früher dar, und welche Spuren hat sie in der Geschichte der Wolga-Völker hinterlassen?

Es gab viele, die umsiedeln wollten: Zugewanderte aus den südwestlichen Teilen Deutschlands (Württemberg, Baden, Hessen und andere), Menschen, die aus Bayern, Ost-Thüringen oder Westfalen stammten. Die Siedler unterschieden sich durch sprachliche Besonderheiten, Religion, Kultur sowie ihre Sitten und Gebräuche. Unter ihnen befanden sich Katholiken, Lutheraner, Vertreter von protestantischen Sekten – Reformatoren, Baptisten, Adventisten, Mennoniten ...

Sie alle hatten vielfältige Gründe, sich nach Rußland aufzumachen. Es waren sowohl die Überbevölkerung auf dem Lande im damaligen Deutschland, als auch die Folgen des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), die im Verlauf der beiden nachfolgenden Jahrhundertezu einer intensiven Migration führten, aber auch religiöse Unterdrückung und Verfolgung.

Der Weg der ersten Umsiedler aus Deutschland führte über die Ostsee, durch die nördlichen Gegenden unseres Landes bis an den Oberlauf der Wolga; anschließend fuhren sie fast zweitausend Kilometer weit mit Lastkähnen auf dem Fluß, bis sie die kahle Steppe erreicht hatten, die sie nun urbar machen sollte. Drei Fünftel von ihnen waren bauern, die übrigen – Handwerker, Fabrikarbeiter und Händler. Von 1764 bis 1768 kamen 15000 deutsche Umsiedler-Familien an die Wolga. Sie gründeten 107 Kolonien, und in den hundert Jahren zwischen 1764 und 1864 entstanden insgesamt 190 Kolonien in den Gouvernements Samara und Saratow. An den neuen Wohnorten bekam jede Familie jeweils 30 Deßjatinen Land, von denen sie die Hälfte als Ackerland nutzen mußten. 5 Deßjatinen fielen auf für die Heumahd vorgesehene Wiesen; er Rest war für Waldnutzung sowie das beim Hof gelegene Grundstück für den Eigenbedarf vorgesehen. Ein Teil des Bodens blieb auch ungenutzt brachliegen, als Reserve für die zukünftigen Generationen, neue gegründete Familien, die separat und selbständig leben wollten – die dort ihren eigenen Hof haben und ihr eigener Herr sein würden.

Die ersten Umsiedler hatten durchaus kein leichtes Leben:da waren die ständigen Überfälle von Nomadenvölkern in der Steppe, schwierigste Bedingungen beim Führen der Hofwirtschaft, andauernde Trockenheit im Sommer und klirrender Frost im Winter, die häufig die gesamte bereits geleistete Arbeit zunichte machten. Und hinzu kamen noch die schlechte Organisation der staatlichen Hilfe, Amtsmißbrauch bei den Beamten ... Die Landanteile wurden nach und nach immer mehr gekürzt. Im Jahre 1834 machten sie nur noch 15 Deßjatinen pro gezählter Seele aus, und in vereinzelten Kolonien, wie zum Beispiel in Popowka, Kamyschinsker Landkreis, sogar nicht mehr als 1,3 Deßjatinen pro Kopf. Aber trotzdem wurde die mit der Zeit vertrocknete Steppe urbar gemacht; es entstanden vorbildliche Ortschaften, Gärten wurden angelegt, und auch der Handel entwickelte sich.

Hauptbeschäftigungsfeld der allerersten Siedler war die Landwirtschaft, Die Deutschen bauten Roggen, Weizen, Hafer und Gerste an, verbreiteten im Wolgagebiet die Kartoffeln, die sie aus ihrer Heimat mitgebracht hatten. Die Technik in der Landwirtschaft unterschied sich anfangs nur wenig von jener, die von den in der Umgebung lebenden Russen verwendet wurde. Man praktizierte das System der Dreifelderwirtschaft; auf einem Feld wurden Roggen, andere Getreidesorten oder Kartoffeln angebaut, auf dem zweiten Weizen, das dritte blieb brach liegen. Der Boden wurde mit einem hölzernen Pflug mit einer Schaufel und einem Messer aus Eisen bearbeitet, die irgendwie an einen tatarischen Saban (primitiver zweirädriger Pflug; Anm. d. Übers.) erinnerte, und vor den zwei, mitunter auch drei, Pferde gespannt waren. Die Erdschollen zerkleinerten sie nach dem Pflügen mit hölzernen oder eisernen Eggen. Wenn das Getreide herangereift war, mähten sie es mit einer Sense ab und stellten es auf den Feldern in Schobern auf. Das Korn wurde mit Stein-Walzen gedroschen. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts begannen die traditionellen Methoden in der Landwirtschaftsführung sich schnell zu vervollkommnen, und es gelangten bereits in großem Maße Dresch- und andere landwirtschaftliche Maschinen zur Verwendung.

Neben der Landwirtschaft waren die Deutschen noch in den Bereichen von Industrie und Handel tätig. Die Umsiedler errichteten Baumwoll-Webereien und Färbereien, Ledergerbereien und Fabriken, in denen landwirtschaftliche Geräte und Maschinen hergestellt wurden. In Marxstadt war eine Fabrik in Betrieb, die den lokalen Tabakrohstoff verarbeitete; es gab zahlreiche Sägewerke. Das Holz wurde mit Flößen von der Oberen Wolga herangeschafft, Mühlenbetriebe breiteten sich immer mehr aus, man produzierte hervorragende Speckwaren, was großen Einfluß auf die Entwicklung der Schweinezucht hatte. Es wurde ein schwungvoller Handel mit Getreide getrieben.In Baronsk zogen sich beispielsweise Speicher mit einem Fassungsvermögen bis zu fünf Millionen Pud Korn in mehreren Reihen am Ufer der Wolga entlang. Im Frühjahr, zur Zeit des Hochwassers, kamen die Lastkähne direkt bis an die Speicher herangefahren. Das Getreide wurde hauptsächlich ins Ausland und nach Petersburg transportiert, teilweise auch in die Gouvernements Saratow und Nischegorod, wo es in den dortigen Mühlen weiterverarbeitet wurde.

Das Handwerk war ebenfalls weit verbreitet – es gab Schmieden, Schlossereien und Tischlereien. Ein Nebenerwerb war das Fuhrwesen. Große Unterstützung im Leben brachten den deutschen Kolonisten auch der Gartenbau, der Gemüseanbau und ihre Melonenfelder.

Allerdings reichten die Früchte dieser Arbeit lediglich für den Eigenbedarf der Siedler, es wurde nicht in großem Maßstab damit gehandelt.

Dank der guten Qualität der landwirtschaftlichen und industriellen Waren, die von den Wolga-Deutschen produziert wurden, entstand eine ernsthafte Konkurrenz zu den ortsansässigen Kaufleuten, die an der Mittleren und Unteren Wolga Handel trieben.

Kultur und Alltag der Wolgadeutschen unterschieden sich wesentlich von denen der in der Umgebung lebenden russischen und ukrainischen Bevölkerung. Die kleinen Ortschaften oder Kolonien besaßen im Gegensatz zu den benachbarten russischen Siedlungen breite, schnurgerade verlaufende Straßen; in der Mitte des Dorfes befand sich ein großer, freier Platz; vor den Häusern waren Bäume gepflanzt – „fast an jedem Haus ein Garten“, heißt es in einer Beschreibung von Baronsk in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Die Häuser waren der Straße mit ihrer Längsseite zugewandt, der Eingang war vom Hof, von der gegenüberliegenden Straßenseite aus. Die Wirtschaftsgebäude, die den Hof einsäumten, bildeten ein Quarree, das heißt entweder ein Rechteck oder ein Quadrat. Viehunterkünfte, Pferdeställe, Speicher und andere Gebäude wurden „haltbar und solide“ aus Holz gefertigt ... „die Lehmhütten, aus denen die meisten Unterkünfte in den Steppensiedlungen der Russen bestehen, gibt es hier in den Kolonien überhaupt nicht“.

Innengestaltung und Einrichtung der Wohnhäuser wiesen ebenfalls eine Reihe Besonderheiten auf. Gewöhnlich war die Unterkunft in drei Teile unterteilt, die quer zum Dach des Pferdestalls verliefen, mit einer Küche, die in der Mitte gelegen war. In den deutschen Wohnhäusern fehlten die Schlafkojen zwischen Decke und Ofenplatz, der große russischen Ofen und die breiten Sitzbänke, wie sie für die Behausungen der benachbarten Völker charakteristisch waren. Merkmale der deutschen Häuser waren meist die gestickten Wandteppiche mit Sprüchen unterschiedlichen Inhalts – guten Wünschen für Liebe, Glück, usw., die großen Holzbetten mit den harten Matratzen und die Daunenfederbetten – anstelle von Decken, mit bunten Bettvorhägen und zahlreichen Kopfkissen. Das Bett stand normalerweise in einer Ecke der guten Stube. Der Hausherr und seine Frau schliefen darin. Die übrigen Familienmitglieder verteilten sich zur nacht auf dem Fußboden, entweder in dem- selben Raum oder in anderen Zimmern. Auf den Regalen und in den Schränken, die mit leuchtenden Blumen bemalt waren, befanden sich zahlreiche Schachteln und Körbchen, die für Graupen und andere getrocknete Produkte gedacht waren. Beheizt wurden die Räumlichkeiten mit Stroh oder Kisjak – an der Sonne getrocknetem Stallmist, woraus man eine Art Briketts geformt hatte. Kisjak wurde für gewöhnlich im Juli für den ganzen Winter vorbereitet.

Die Kleidung der Wolgadeutschen bestand, nach den Schilderungen vom Ende des vergangenen Jahrhunderts aus: Sommersachen (Schirmmütze, weißes Oberhemd, dunkelblaue, braune oder schwarze Leinenhosen, schwarze oder bunte Weste mit Glas- oder Metallknöpfen; einem Kaftan, bodenlangem Gehrock oder Joppe aus dunklem Material; Bastschuhe tragen sie nicht; sie haben einen Voll- oder Schnurrbart. Die Frauen tragen im Sommer kurze, dunkelblaue, und an Feiertagen farbige, selbstgemachte Leinenröcke, Schürzen, weiße Blusen und kurze, meist dunkelfarbige Jacken, Kopftücher und an den Beinen weiße, dunkelblaue oder bunte Strümpfe, die sie selber gestrickt haben. Im Winter gehen die Deutschen in Bauernpelzen aus Schaffell, kurzen Pelzjacken und Fellmützen“.

Im Hinblick auf ihre Ernährung unterschieden sich die Kolonisten ganz erheblich von der im Umkreis lebenden übrigen Bevölkerung. Morgens tranken sie gewöhnlich Weizen- oder Gerstenkaffee, kochten Mehl- oder Kartoffelsuppen. Schweinefleisch durfte bei keinem warmen Gericht fehlen. Es wurde auf Vorrat zubereitet; man stellte hausgemachte Würste und Räucherwaren her. Täglich kam Gemüse auf den Tisch.

Die Deutschen im Wolgagebiet lebten in Großfamilien, die mitunter aus bis zu 30 oder gar 40 Personen bestanden. Der Vater war das Familienoberhaupt; er bestimmte einen seiner Söhne zu seinem Nachfolger, und wenn keine Söhne vorhanden waren – eine seiner Töchter. Weder die älteren, noch die jüngeren Familienmitglieder besaßen irgendwelche Rechte oder Sonderrechte. Der Vater teilte sein Erbe nach eigenem Gutdünken auf. Wenn nach dem Tode der Eltern minderjährige Kinder zurückblieben, dann wurde der gesamte Besitz des Vaters unter der Aufsicht eines öffentlich bestellten Vormundes verkauft und das eingenommene Geld unter den Kindern aufgeteilt. Eine verwitwete Frau konnte die Wirtschaft allein weiterführen oder eine neue Ehe eingehen und dann die Leitung des Hofes auf ihren Ehemann übertragen.

Normalerweise wurden die Kolonien von einem Dorfältesten oder Gemeindevorsteher gelenkt, der gemeinsam mit zwei gewählten Vertretern der älteren Generation, zwei Beisitzern und einem Schreiber das Gemeindegericht darstellte. Vier oder sechs Kolonien bildeten zusammen einen „Okrug“, einen Kreis, der von der Kreisleitung und zwei für jeweils drei Jahre gewählten Kreis-Beisitzern verwaltet wurde.

Die Hauptsprache der Ende des vergangenen Jahrhunderts aus Deutschland ins Wolgagebiet Zugewanderten war Deutsch. Allerdings konnten fast alle Männer und Frauen auch fließend Russisch sprechen. Das erklärt sich damit, daß an den Schulen, die mit öffentlichen Mitteln eingerichtet worden waren und an denen der Unterricht auf Deutsch stattfand, auch Russisch gelehrt wurde. In den Semstwo-Schulen, die von vielen wolgadeutschen Kindern besucht wurden, wurden alle Fächer in russischer Sprache unterrichtet. Die Heimatkunde-Literatur vom Ende des vergangenen Jahrhunderts wies besonders auf das freundschaftliche Einvernehmen und die engen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Wolgadeutschen und ihren russischen Nachbarn hin. „Unter den deutschen Kolonisten, - schrieb W.Borisow in seinem Artikel „Die ausländischen Kolonien an der Wolga“, - merkt man überhaupt nichts von jener Distanzierung, jener Zurückgezogenheit der russischen Bevölkerung, wie sie beispielsweise unter den Mennoniten des Gouvernements Taurien zu beobachten war, und deswegen ist es auch unter russischen Bauern und Arbeitern durchaus keine Seltenheit solche anzutreffen, die fließend und wirklich ziemlich gut Deutsch sprechen können“.

Die hervorragende technische Ausrüstung, der Fleiß und die gute Organisiertheit der deutschen Siedler trugen zu einer immer intensiveren Entwicklung der Wirtschaft in den Wolga-Kolonien, verglichen mit der Wirtschaft der umliegenden russischen und ukrainischen Bevölkerung, bei. Es war ein Beispiel, dessen Folgen zu wesentlichen Veränderungen in anderen Teilen Rußlands hätte führen können.

Während des Ersten Weltkrieges begann jedoch in Rußland eine antideutsche Kampagne. Es erschien eine große Anzahl antideutscher Publikationen, deutsche Schulen wurden geschlossen, bei geschäftlichen Dingen und im Schriftverkehr durfte die deutsche Sprache nicht mehr verwendet werden. Durch einen Ukas der Zaren-Regierung wurde die Aussiedlung der Wolga-Deutschen nach Sibirien vorbereitet.

Wenngleich die provisorische Regierung im Jahre 1917 den Ukas nicht vollständig aufhob, so wurde seine Gültigkeit doch wenigstens ausgesetzt, und im Juni 1918 wurde auf der ersten Sitzung des Rates der Wolgadeutschen der Beschluß gefaßt, ein Autonomes Gebiet der Wolgadeutschen zu schaffen. Es wurde durch ein Dekret, das W.I. Lenins Unterschrift trug, im Oktober 1918 gegründet und wurde zum ersten national-territorialen Gebilde der Deutschen an der Wolga. Im Januar 1924, auf der zweiten Gebietssitzung des Rates des Autonomen Gebiets, wurde dann die Autonome Republik der Wolgadeutschen, mit Regierungssitz in der Stadt Pokrowsk (ab 1931 Engels), ausgerufen. Es nahm eine Fläche von 28000 Quadratkilometern ein. Laut Volkszählung des Jahres 1939 lebten hier 576000 Menschen, von denen die Deutschen 66,4%, Russen 20,4%, Ukrainer 12% sowie andere Nationalitäten - darunter Tataren und Kalmücken – 1,2% ausmachten. Die Vertreter der verschiedenen Nationalitäten lebten meist dicht beieinander. Die Landbevölkerung in der Autonomen Republik machte einen Anteil von 83.3% aus, in der Stadt wohnten 16,7%. Die Republik war in 14 Kantone aufgeteilt – 10 aum linken Ufer der Wolga und 4 am rechten.

Trotz aller Schwierigkeiten der postrevolutionären Jahre, des Bürgerkrieges und dem Hungerjahr 1921 wurde die autonome Republik unter den anderen autonomen Republik des Landes allmählich zu einer der fortschrittlichsten in puncto Wirtschaft und Kultur. Es entwickelten sich die Industriezweige, die schon vor der Gründung der Republik existiert hatten; es entstanden ganz neue Unternehmen. In Marxstadt wurde 1926 in der Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen mit dem Ausstoß von Traktoren begonnen. Man baute eine Gemüse-Konservenfabrik sowie eine Fabrik zur Verarbeitung von Knochen, in der Leim und Knochenmehl hergestellt wurden. Einen neuen Aufschwung erlebten auch die Milch- und Tomaten-Industrie. Waren im Jahre 1914 in den Gebieten mit deutscher Bevölkerung neun Meiereien in Betrieb, so waren es 1932 bereits 89. In der Republik entstanden ein riesiges Fleischkombinat, Ziegeleien und eine Fabrik zum Einfärben und Aufspulen von Garnen. Sie wurde wegen ihrer „Sarpinka“, einem bunten Baumwollgewebe, berühmt, das erfolgreich mit einer Manufaktur konkurrierte, die diesen Stoff maschinell herstellte. Bekannt war auch die Herstellung von Strohhüten, die weit über die Grenzen des Wolgagebietes hinaus verkauft wurden. Auf den Feldern der Autonomie arbeiteten 1936 zwanzigtausend qualifizierte Arbeiter und Techniker, darunter 11000 Traktoristen und 2500 Mähdrescher-Fahrer. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in der Republik fünf Hochschulen, elf technische Fachschulen und 52 Kinotheater. Es wurden 24 Zeitungen herausgegeben, von denen 21 in deutscher Sprache erschienen.

Die schweren jahre des Zweiten Weltkrieges hatten erhebliche Auswirkungen auf die in der Sowjetunion lebende deutsche Bevölkerung. Die schlimmste Auswirkung des Regierungsaktes vom 28. August 1941 war für die gesamte deutsche Bevölkerung die Massendeportation in den asiatischen Teil des Landes – nach Sibirien und Kasachstan.

Für die Umsiedlung der Wolga-Deutschen waren Bezirke in den Gebieten Nowosibirsk und Omsk, im Altai-Gebiet und in der Region Krasnojarsk sowie der Kasachischen und Kirgisischen SSR vorgesehen. Wobei die Region Krasnojarsk für die Umsiedlungsaktion von Berija höchstpersönlich ausgesucht worden war.

Am 14. September 1941 trafen zwei der allerersten Transporte mit Deutschen im Krasnojarsker Gebiet ein. 2270 Menschen aus dem ersten Zug wurden in Bolschaja Murta abgesetzt, 2336 aus dem zweiten Transport in den Bezirken Scharypowo und Ust-Abakan.

Am 17. September 1941 erreichte der dritte Zug mit 2318 Personen die Station Atschinsk. 2000 von ihnen schickte man dann noch über den Fluß Tschulym auf Lastkähnen weiter nach Biriljussy. Insgesamt trafen in der Region Krasnojarsk seit der Anfangsphase des Krieges allein aus dem Wolgagebiet 67264 Personen ein. In den Osten des Landes wurden in den Jahren 1941 und 1942 insgesamt 344 Transporte mit 1 209 430 Deutschen zugestellt.

Um in einer anschaulichen Weise aufzuzeigen, wie die Deportierten lebten, zitiere ich einen Auszug aus der Akte mit dem Prüfbericht über die sanitären Verhältnisse bei den Sonderumsiedlern der Krasnojarsker Region, der am 8. Juli 1942 erstellt wurde und in dem es heißt: „Alle Sonder-Evakuierten sind unter freiem Himmel untergebracht. Wasser holen sie sich aus einem Brunnen oder aus dem Fluß. Warmes Essen erhalten sie nur einmal täglich – eine Hauptmahlzeit und 500 Gramm Brot“.

Das deutsche Volk verlor seine Autonomie. Die Männer wurden in die Arbeitsarmee einberufen, die ein typisches Beispiel für das stalinistische GULAG war. Die Mobilisuerung in die Trudarmee (Arbeitsarmee) im Jahre 1942 zeichnet sich durch ihren Massencharakter aus; nun wurden nicht mehr nur Männer, sondern auch schon Frauen herangezogen. Die Einberufenen waren zwischen 15 und 55 Jahre alt. Deutsch sprechen war verboten. Als Folge dieses Verbots ist heute die Mehrheit der Deutschen zur am meisten assimilierten Gruppe in Rußland geworden. Nach der Deportation mußte sich die gesamte deutsche Bevölkerung ständig in der Kommandantur melden und registrieren lassen (bis 12. Dezember 1955). Die Rubrik – Nationalität „deutsch“ – im Paß bedeutete das Fehlen der Möglichkeit, an höheren Bildungseinrichtungen zu studieren; es bedeutete politische Unzuverlässigkeit und das Fehlen normaler Lebensperspektiven.

Die Erinnerungen der Rußland-Deutschen über das, was sie in diesen harten Jahren durchgemacht haben, ist gekennzeichnet von Kummer und Leid, dem Verlust nahestehender und verwandter Menschen.

Der Fleiß, die Arbeitsfähigkeit und Diszipliniertheit des deutschen Volkes halfen ihm, sich in der neuen Situation zu verwirklichen. Nachdem N.S. Chruschtschow an die Macht gekommen war, wurden in der Politik Nachsicht in Bezug auf die Sowjet-Deutschen geübt.

Die derzeitige Lage dieses Volkes ist zwiespältig. Auf der einen Seite kommt die russische und deutsche Zusammenarbeit durch die Entwicklung einer deutschen nationalen Gesellschaft und kreativ tätigen Kollektiven zum Ausdruck. Andererseits ist da die Umsiedlung eines erheblichen Anteils der Deutschen nach Deutschland (etwa 2 Millionen aus der ehemaligen Sowjetunion). Die Nicht-Realisierbarkeit der Idee, die deutsche Autonomie an der Wolga wiederherzustellen (dafür hatte man ihnen lediglich einige Rayons in der Region Omsk und in Altai-Gebiet zugestanden), die weite Streuung der deutschen Bevölkerung auf dem riesigen russischen Territorium und die fortlaufenden Assimilierungsprozesse begünstigen eine ständig sinkende Bevölkerungszahl der Deutschen in Rußland.

Allerdings haben die Rußland-Deutschen, die sich auf der rechtlichen Grundlage eines in einem totalitären Staat repressierten Volkes befinden, es geschafft, über mehrere Jahrzehnte ihre Kultur, Sprache und Tradition zu bewahren.

3. Die Lebensgeschichte meines Urgroßvaters

Ich möchte über meinen Urgroßvater erzählen, dessen Lebensgeschichte sich gerade in dieser stalinistischen Zeit abspielte. Urgroßvaters Familie lebte in der Stadt Marienthal bei Saratow. 1941 wurde mein Urgroßvater zum Volksfeind erklärt.Edmund Aleksandrowitsch Merker war reinblütiger Deutscher. Er arbeitete als Schuldirektor. Er war ein begabter Künstler, hatte die Surikow-Schule in der Stadt Sotschi beendet. Seine Ehefrau, meine Urgroßmutter, Dorateja (Dorothea) Iwanowna, arbeitete beim Bezirkskomitee der Komsomol-Organisation. Urgroßvater wurde mit der gesamten Familie nach Sibirien verschleppt. Uroma und ihre beiden Töchter Elmara und Bella gerieten zur freien Ansiedlung nach Turuchansk. Aber Urgroßvater und sein Bruder Richard wurden in ein Verbanntenlager in die Siedlung Reschety verschleppt. Dort überstand er zwei Magen-Operationen, nach denen sich alle einig waren, daß er ein Todeskandidat war. Der Lagerkommandant beschloß, ihn in die Freiheit zu entlassen, aber als gegenleistung bat er den Großvater, ihm ein paar Bilder zu malen. Nachdem dieser seine Papiere erhalten hatte, fuhr er los, um seinen Verwandten aus der Patsche zu helfen. In Reschety gab man ihm Dokumente, aus denen hervorging, daß er angeblich wegen irgendwelcher Fischfangnetze nach Turuchansk sollte. Er gelangte mit allergrößter Mühe dorthin und fand seine Familie. Aber sie mitnehmen, das war nicht ganz einfach. Lange dachte er darüber nach, wie er es am besten anstellen könnte. Er kam zu dem Schluß, daß es nur auf illegale Weise möglich war. Er traf bezüglich der Rettung seiner Familie mit einem Schiffskapitän eine Vereinbarung, der von Turuchansk nach Krasnojarsk fahren wollte. Erneut malte er Tag und Nacht Bilder, um sich beim Kapitän für dessen Bereitschaft erkenntlich zu zeigen. Er wurde samt Frau und Kindern im Maschinenraum verstaut, dort unter der geladenen Kohle eingegraben, und auf diese Weise abtransportiert. Wie durch ein Wunder haben sie überlebt und sind nicht den Erstickungstod gestorben.

Sie ließen sich in dem Dorf Schuscha nieder. 1945 wurde mein Großvater geboren – Edmund Edmundowitsch, und später noch ein weiterer Sohn namens Aleksander. Bald darauf kehrte der Bruder meines Urgroßvaters – Richard – zurück. Edmund Aleksandrowitsch arbeitete als Lehrer an der Schule. Jeden Monat mußte er zufuß ins 90 km entfernte Uschur gehen, um sich bei der Kommandantur zu melden und registrieren zu lassen. Auch als seine Kinder größer geworden waren und zum Lernen nach Krasnojarsk fuhren, mußte er immer noch regelmäßig die Kommandantur aufsuchen. Einmal verspätete sich die älteste Tochter Elmara für ihre Registrierung um einen Tag. Und dafür ließ man sie zur Strafe in den Ferien nicht nach Hause fahren. Auch für die Kinder der „Volksfeinde“ war das Leben sehr schwer.

1948 zog die Familie nach Uschur um. 1953, nach Stalins Tod, wurde die Anklage gegen meinen Urgroßvater aufgehoben. Sie erkannten ihnen als rechtswidrig Verurteilten an. 1973 zogen meine Verwandten nach Krasnojarsk um, und lebten dann in ihrem Haus in der Kalinin-Straße.

Auch wenn sie der Meinung gewesen waren, daß mein Uropa ein Todeskandidat war, lebte er noch viele Jahre. Hatte er sich etwa irgendeiner Sache schuldig gemacht? Wenn, dann höchstens deswegen, weil er ein aufrichtiger und gebildeter Mensch war oder weil er der deutschen Nationalität angehörte.

Der Urgroßvater starb 1981. Sein Bruder Richard Aleksandrowitsch beendete seine Institutsausbildung und arbeitete anschließend als Hüttenwerker in der Fabrik „Sibtjaschmasch“ (Sibirischer Schwermaschinenbau; Anm. d. Übers.). Später wurde er Professor und war als Dekan am Institut für Buntmetalle tätig. Und mein Großvater Edmund Edmundowitsch arbeitete bis Dezember 2006 bei „Sibtjaschmasch“ als Stahlkocher. Er ist erst kürzlich gestorben. Mit seinen Worten habe ich die Geschichte unserer Familie niedergeschrieben. Möge er uns immer in guter Erinnerung bleiben.

Die Geschichte meiner Familie ähnelt dem Schicksal von Millionen unserer Landsleute.

4. Schlußwort

Die Freiheit der Wahl und die Veranwortung des Menschen sind die wichtigsten Voraussetzungen für den sozialen, rechtlichen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Fortschritt. Und die sittlich-moralische Pflicht eines jeden Bürgers besteht darin, daß jede seiner Handlungen zum Fortschritt der Gesellschaft beiträgt.

Glücklich kann sich das Volk schätzen, bei dem sich Staat und Zivilgesellschaft in gegenseitiger Zusammenarbeit entwickeln und wo ihre Bestrebungen in eine gemeinsame Richtung gehen. Aus irgendeinem Grund ist man der Meinung, daß Zivilgesellschaft und Staat nichts weiter als Antagonisten und Feinde sind. In Wirklichkeit verhält sich das aber ganz anders. Die Rivalität der politischen Gruppierungen hat den Mythos hervorgebracht, daß irgendeine Art von Frieden zwischen der bürgerlichen Gesellschaft und dem Staat überhaupt nicht möglich ist. Natürlich gibt es zwischen ihnen ständig Kämpfe. Aber wenn sie auf dem Boden der Verfassung geführt werden, dann wird nichts Schlimmes passieren. Gefäährlich wird es erst dann, wenn Staat oder Bürger das gesetz verletzen. Aber noch viel schlimmer sind die Unterwürfigkeit, Angst, Passivität, Demutsverhalten, Gleichgültigkeit und Verantwortungslosigkeit der Bürger, aber auch Trägheit, Verwirrtheit und Willenlosigkeit des Staates.

Ein totalitäres System treibt die Menschen zu einem Haufen zusammen, zwingt ihnen seine Ideologie auf, und es gibt nur eine einzige Politik und eine einzige Freiheit - die Befreiung von jeglichen eigenen Interessen und Wünschen, einer eigenen Meinung und Eigeninitiative. Patrioten werden zu „Volksfeinden“ erklärt, Kriecher und Liebediener der Macht sind Helden, Freidenker und Intellektuelle werden als Dissidenten bezeichnet.

Die Politik der Willkür und Gesetzlosigkeit, die auf Staatsebene gegenüber den repressierten Völkern praktiziert wurde, erwies sich als rechtswidrig, sie hat die Würde aller Völker des Landes schwer gedemütigt und mit Füßen getreten. Ihre tragischen Folgen kommen bis heute in den Beziehungen zwischen den einzelnen Nationalitäten zum Ausdruck und schaffen gefährliche Konfliktherde zwischen Angehörigen der verschiedenen Volkszugehörigkeiten.

In der Zivilgesellschaft trägt die Staatsmacht die Verantwortung gegenüber den Wählern und Steuerzahlern, die die Möglichkeit haben, über Masseninformationsmittel, Organisationen, und mittels verschiedener Aktionen (Zusammenkünfte und ähnliches) Einfluß zu nehmen. Viele Fragen werden aufgrund des guten oder schlechten Willens der Beamten nicht entschieden. In der bürgerlichen Gesellschaft spielt das Gericht eine immense Rolle, denn es ist unabhängig und unterliegt ausschließlich den Gesetzen. Harte Gesetze bedeuten für die Menschen die Möglichkeit, den morgigen Tag zu planen, an die Zukunft zu glauben, den Gang der Ereignisse vorauszusehen. Je besser es mit der Bildung, der Erziehung innerhalb der Familie, dem Kampf um eine vernünftige Lebensweise geht, um so leichter wird es sein, die öffentliche Meinung und die Meinung jedes Einzelnen zur Schaffung einer Atmosphäre zu wecken, in der egoistische Menschen nicht den gemeinsamen Reichtum verschwenden, die Gesellschaft demoraliseren und ihre eigene Schamlosigkeit zur Schau stellen können. Der normale Mensch soll so argumentieren: es ist entehrend und schmachvoll, wenn ich nicht in der Lage bin, mich zu ernähren, sondern anderen auf der Tasche liege; es ist unwürdig, wenn ich nicht wenigstens ein Kind großziehe; es ist unverzeihlich, daß ich so verschwenderisch mit den Ressourcen der Natur umgehe, usw.

Welche Lehren kann man aus der Vergangenheit ziehen? Welches Schicksal wird die nahe Zukunft Rußland bringen? Es gibt verschiedene Prognosen – optimistischer und pessimistischer Art. Wir leben in Sibirien mit seinen kolossalen Naturschätzen, seinem riesigen Bildungs-, Kultur- und sittlich-moralischen Potential. Viele sind der Meinung, daß Sibirien zur Grundlage für eine Wiedergeburt unseres Vaterlandes werden könnte. Der Schriftsteller und Sibirjak Valentin Rasputin sagte zu diesem Anlaß: „Es darf nicht sein, daß Sibirien sich für alle Ewigkeit seinem schweren Los der Erniedrigungen und Kränkungen unterwirft“. Die Worte „Sibirien“ und „Rußland“ klingen schon seit langem wir Alarmglocken, die etwas Mächtiges verkünden, das uns bevorsteht. Von den Quellen, von der geistigen Wiederbelebung aus können wir ein neues Leben beginnen.

Derzeit vollzieht sich eine Reformierung unserer Gesellschaft. Schritt für Schritt, langsam und schwerfällig, bewegen wir uns zu einer demokratischen Gesellschaft hin. In der nicht allzu fernen Zukunft werden ich und meine Altersgenossen ganz unmittelbar am gesellschaftlichen und politischen Leben unseres Landes teilhaben; wir müssen uns bemühen, alles notwendige zu tun, damit sich die schrecklichen dreißiger und vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts nicht wiederholen.


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