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Ein Weg so lang wie ein Jahrhundert

Natalia Kolsina
10. Klasse
Städtische etatmäßige Lehreinrichtung
Maschukowsker allgemeinbildende Mittelschule
Bezirk Motygino
Region Krasnojarsk

Leitung: Michail Georgiewitsch Sacharow
Geschichtslehrer

Eine einzigartige und äußerst interessante Erscheinung in der Geschichte unseres Landes sind die Altorthodoxen.

Die Altorthodoxen, die Altgläubigen – das ist die Gesamtheit religiöser Tendenzen und Strömungen, die sich gegen die Kirchenreform des Patriarchen Nikon (Nikonismus) richtete. Der Begriff „Altorthodoxe“ entstand nach der Spaltung der russisch-orthodoxen Kirche in der Mitte des XVII. Jahrhunderts. Die Altorthodoxen setzten die Kirchentradition fort, die bis zur Einführung dieser Reformen praktiziert worden waren.

Um den Verfolgungen zu entgehen, siedelten sich die Altorthodoxen auf dem gesamten Landesterritorium und sogar im Ausland an.

Die Altorthodoxen Sibiriens verstanden es ihre Traditionen zu wahren, die ihre Vorfahren in uralten Zeiten mitgebracht hatten. Das spiegelte sich im Aussehen ihrer Wohnräume, in ihrer Kleidung und in ihren traditionsmäßigen Gewohnheiten wieder.

Zur Zarenzeit galten die Altorthodoxen lange als Feinde des Staates. Mehr als zwei Jahrhunderte zählte man die Altorthodoxen zu den Raskolniks, den Spaltern, der vorherrschenden Kirche. Im Kampf gegen sie wurde der staatliche und offizielle kirchliche Apparat mobilisiert.

In der UdSSR wurden die Altorthodoxen für eine reaktionäre religiöse Strömung gehalten. Und tatsächlich hätte die Gemeinschaft der Altorthodoxen sich in die kommunistische Ideologie wegen ihrer offen geäußerten Religiosität überhaupt nicht einfügen können. Außerdem passten die Altorthodoxen aufgrund ihres Mitwirkens am Privat-Unternehmertum auch nicht in die kommunistische Doktrin. Nach Berechnungen heutige Geschichtsforscher gehörten etwa 60% des russischen Kapitals den Altorthodoxen.

Die kommunistischen Herrscher, welche später die Zarenregierung ablösten, setzten die Verfolgung der Altorthodoxen fort, weil sie in ihnen nun schon nicht mehr bloße Raskolniks sahen, sondern meinten, sie seien die Träger einer reaktionären idealistischen Ideologie.

Ungeachtet der Verfolgungen seitens der Staatsmacht und der offiziellen Kirche hielten viele Altorthodoxe stand und bewahrten ihren Glauben.

Die Altgläubigen-Gemeinde demonstrierte die Fähigkeit sich an die schwierigsten Bedingungen anzupassen. Die Altorthodoxen boten große Anstrengungen im Hinblick auf die Wahrung von Denkmälern der mittelalterlichen russischen Kultur auf. In den Gemeinden wurden sorgsam uralte Handschriften und in alter Schrift gedruckte Bücher, altertümliche Ikonen und Kirchenutensilien aufbewahrt.

Erst mit der Zeit wurde die Gemeinschaft der Altorthodoxen als eine der bedeutendsten Erscheinungen der neuen russischen Geschichte anerkannt. Auch das russische Ausland gab der Tragödie der Spaltung ein neues Verständnis – von den Emigranten der ersten Welle bis hin zu Alexander Solschenitzyn, der sich während seiner Emigrationszeit in den USA, im Bundesstaat Oregon mit Altorthodoxen traf und der in seinen Arbeiten nicht nur einmal die Verfolgung der Hüter des alten Glaubens verurteilte.

In der heutigen Zeit kann man altorthodoxen Gemeinden außer in Russland auch noch in Weißrussland, Lettland, Litauen, Estland, Moldawien, Polen, der Ukraine, Rumänien, den USA, Kanada und einer Reihe von Ländern Lateinamerikas  antreffen – und sogar in Australien.

Die bekannteste Familie heute ist wahrscheinlich die Familie Lykow, genauer gesagt Agatha Lykowa, die einzige, die von ihnen noch am Leben ist. Am Beispiel ihres Lebens kann man sehen, wie diese Leute mit großer Beharrlichkeit und ohne vom Weg abzuschweifen die entstandenen Schwierigkeiten überwanden, ihre Werte bis zum Ende in ihrem Inneren mit sich trugen, immer in der festen Überzeugung von der Richtigkeit ihres Weges. Die Familie Lykow lebte bis zur Kollektivierung in den 1920er Jahren in Tischy, am Fluss Großer Abakan. Als die Truppen zur besonderen Verfügung auftauchten, begann für die Bauern eine beunruhigende Zeit der Unannehmlichkeiten, und sie begannen zu den Lykows umzusiedeln. Aus der Lykowsker Siedlung entstand ein kleines Dörfchen mit 10-12 Höfen. Diejenigen, die sich bei den Lykows niederließen, berichteten natürlich darüber, was in der Welt vor sich ging und dass sie alle vor der neuen Macht Rettung suchten. 1929 kam ein gewisser Konstantin Kukolnikow ins Lykowsker Dörfchen und überbrachte den Befehl, dort eine Genossenschaft zu gründen, die sich mit Fischfang und Jagd beschäftigen sollte.

In demselben Jahr versammelten sich die Lykows, die sich nicht in der Genossenschaft anmelden wollten, weil sie ein unabhängiges Leben gewohnt waren und zudem viel Schlechtes darüber zu hören bekommen hatten, was dort auf sie zukommen würde, und gingen alle gemeinsam fort: drei Brüder – Stepan, Karp Josifowitsch und Jewdokij, ihr Vater, ihre Mutter und der Mann, der bei ihnen immer den Gottesdienst abhielt, sowie weitere nahe Verwandte. Karp Josifowitsch war damals 28 Jahre alt und verheiratet. Alle Lykows nomadisierten am Fluss Großer Abakan und fanden dort für sich Obdach. Sie lebten nicht im Verborgenen, sondern erschienen in Tischy, um dort Garn zum Knüpfen der Fischernetze zu kaufen; zusammen mit den Bewohner von Tischy errichteten sie eine Heilanstalt in Gorjatschij Kljutsch. Und erst ein Jahr später begab sich Karp Josifowitsch ins Altai-Gebiet und brachte von dort seine Ehefrau Akulina Karpowna mit zurück. Und dort, in der Taiga, man kann wohl sagen am Lykowsker Oberlauf des Großen Abakan, wurden ihre Kinder geboren.

1932 entstand das Altai-Naturschutzgebiet, dessen Grenze nicht nur den Altai mit einbezog, sondern auch einen Teil der Region Krasnojarsk. In diesen Teil gerieten auch die sich dann dort ansiedelnden Lykows. Man verlangte von ihnen: nicht zu schießen, zu fischen und den Boden zu pflügen. Es gab keinen anderen Ausweg, als von dort wieder fort zu ziehen.

1935 gingen die Lykows zu den Verwandten ins Altai-Gebiet. Karp Josifowitsch machte einen Abstecher nach Prilawok, an der Mündung des Soksu. Dort wurde in seinem Gemüsegarten, vor Karp Josifowitschs Augen, Jewdokij von Jägern erschossen. Danach gingen die Lykows nach Jerinat. Sie wurden von Grenzsoldaten verscheucht, und machten sich flussabwärts auf dem Großen Abakan auf nach Schtschek, bauten sich dort ein Holzhaus aus gefällten Bäumen und bald darauf ein weiteres (am Soksu), etwas weiter vom Ufer entfernt.

In ihrer Umgebung, besonders in Abas, einer unweit der Lykows gelegenen Bergmannsstadt, wusste man, dass sich hier irgendwo die Lykows aufhalten mussten. Man war nur nicht sicher, ob sie auch überlebt hatten, Dass dies der Fall war, wurde erst 1978 bekannt, als Geologen dorthin kamen. Sie hatten sich ein bestimmtes Areal für die Ausschiffung der Forschungsgruppe ausgesucht und stießen dort auf die „manuell“ umgegrabenen Ackerländereien der Lykows.

Erste Informationen über die Entdeckung der Familie in dem wenig zugänglichen Bezirk des Westlichen Sajan-Gebirges, die ohne jede Verbindung zur Außenwelt bereits mehr als vierzig Jahre dort gelebt hatte, erschienen 1980 in der Presse – zuerst in der Zeitung „Sozialistische Industrie“, später im „Krasnojarsker Arbeiter“. Danach, im Jahre 1982, veröffentlichte die „Komsomolzen-Wahrheit“ einen ganzen Zyklus von Artikeln über diese Familie. Sie schrieben, dass die Familie aus fünf Personen bestünde: der Vater – Karp Josifowitsch, zwei seiner Söhne – Dmitrij und Sawwin sowie zwei Töchter namens Natalia und Agatha. Ihr Nachname – Lykow.

Es hieß, dass sie in den 1930er Jahren aufgrund ihres religiösen Fanatismus freiwillig diese Welt verlassen hätten. Man schrieb eine Menge über sie. Die sowjetischen Journalisten brachten in Einzelheiten ihre Zustimmung gegenüber den Lykows zum Ausdruck und bewerteten das ganze Leben der Familie kategorisch und gleichbedeutend:

- „ihre Lebensweise und ihr Alltag sind äußerst armselig; was wir ihnen über das heutige Leben und die wichtigsten Ereignisse daraus berichteten, nahmen sie auf als wären sie Marsbewohner“;

- „zerstört worden war in diesem kümmerlichen Leben auch das dem Menschen eigentlich mitgegebene Gefühl für Schönheit und Natur. Kein einziges Blümchen in der Hütte, keinerlei Verzierungen oder Ausschmückungen. Es gab auch keinerlei Versuche, die Kleidung, die Sachen ein wenig zu verschönern… Die Lykows kannten auch keine Lieder“;

- „die jungen Lykows besaßen nicht die für den Menschen so wertvolle Möglichkeit des Umgangs mit Ihresgleichen, sie kannten keine Liebe, konnten ihr Geschlecht nicht fortsetzen. Die Schuld an allem – der fanatische, düstere Glaube, der außerhalb jeden Seins lag und sich Gott nannte. Die Religion war zweifellos eine Stütze in diesem leidvollen Leben. Aber sie war auch der Grund für diese erbärmliche, ausweglose Lage“.

Die Sowjet-Presse bewertete das Leben der Lykows insgesamt, nannte es „einen weitgreifenden Fehler“, „einen beinahe fossilen Fall im menschlichen Alltagsgeschehen“. Als ob sie vollkommen vergessen hatten, dass hier von Menschen die Rede war, erklärten die sowjetischen Journalisten die Entdeckung der Familie Lykow so, als ob „ein lebendiges Mammut gefunden“ worden wäre.

Die Journalisten schrieben über die „Dunkelheit“ im Leben der Lykows, welche jeden einzelnen Tag zählten, irrten sich während ihres gesamten Eremitendaseins nicht ein einziges Mal mit dem Kalender; Karp Josifowitschs Ehefrau brachte allen Kindern anhand der Psalter  Lesen und Schreiben bei, die, ebenso wie andere religiöse Bücher, in der Familie sorgsam gehütet wurden; Sawwin kannte sogar die Heilige Schrift auswendig.

Man muss dazusagen, dass sich auch Leute fanden, die anders über die Lykows schrieben – mit Achtung und Respekt vor ihrer geistigen Stärke und ihrer heldenhaften Lebensweise. Sie schrieben, allerdings nur sehr wenig, denn die Zeitungen gaben ihnen nicht die Möglichkeit, den Namen und die Ehre der russischen Familie Lykow vor all den Bezichtigungen der kulturellen Rückständigkeit, der Unwissenheit und des Fanatismus zu schützen.

Einer dieser Menschen war der Schriftsteller Lew Stepanowitsch Tscherepanow, der sich bei den Lykows bereits einen Monat nachdem das erste Mal über sie berichtet worden war, aufgehalten hatte. Mit ihm waren auch der Doktor der medizinischen Wissenschaften, der Leiter des Lehrstuhls für Anästhesiologie des Krasnojarsker Instituts für Ärzte-Fortbildung – Professor I.P. Nasarow, sowie der Oberarzt des Krankenhauses N° 20 in Krasnojarsk – W. Golowin. Bereits damals, im Jahre 1980, bat Tscherpanow die Gebietsleitung, ein vollständiges Besuchsverbot bei den Lykows durch unverhofft vorbeikommende Menschen in die Wege zu leiten, wobei er aufgrund seiner Kenntnisse der medizinischen Literatur vermutete, dass derartige Besuche das Leben der Lykows bedrohen könnten. Und die Lykows stellten sich Lew Tscherepanow gegenüber ganz anders dar, als man es den Seiten der Partei-Presse hatte entnehmen können.

- Die Menschen, die den Lykows seit 1978 begegnet waren, - sagt Tscherepanow, - beurteilten sie anhand ihrer Kleidung. Als sie sahen, dass die Lykows ausschließlich selbstgewebte Sachen trugen, dass die Mützen aus dem Fell von Moschustieren genäht und ihre Mittel im Kampf um die Existenz entsetzlich primitiv waren, zogen sie voreilig den Schluss, dass die frommen Einsiedler um ein Vielfaches hinter uns zurückgeblieben waren. Das heißt – sie urteilten über die Lykows ganz von oben herab, als wären es Menschen einer niederen Art im Vergleich mit Ihresgleichen. ..

Wir begriffen folgendes: ja, tatsächlich herrscht bei den Lykows eine Halbnatural- oder sogar vollständige Natural-Wirtschaft vor, aber ihr sittlich-moralisches Potenzial war sehr hoch – genauer gesagt es war auf einem äußerst hohen Niveau geblieben. Wir haben es bereits verloren. Anhand der Lykows kann man mit eigenen Augen sehen, welche nebensächlichen Resultate wir im Kampf um technische Errungenschaften nach 1917 erworbenen haben. Denn für uns ist das Allerwichtigste – eine höchstmögliche Arbeitsproduktivität. Und so haben wir die Arbeitsproduktivität auch immer weiter voran getrieben. Ja, wir waren besser ausgestattet, wir besaßen Schnürschuhe mit dicker Sohle, Schlafsäcke, Hemden, die von Ästen und Zweigen nicht gleich zerrissen wurden, Hosen, die ebenfalls nicht schlechter als die Hemden waren, wir hatten eingewecktes, geschmortes Fleisch, Kondensmilch, Speck dabei – alles, was das Herz begehrt. Aber es stellte sich heraus, dass die Lykows  uns in sittlich-moralischer Hinsicht weit überlegen waren, und das bestimmte von vornherein unsere ganze Beziehung zu ihnen. Wir haben diese Trennlinie so hingekommen, unabhängig davon, ob wir es wollten oder nicht“.

Nach dem plötzlichen Tod von drei von Karp Josifowitschs Kindern äußerte Professor I. Nasarow die Vermutung, dass die Ursache für ihren Tod in ihrem schwachen Immunsystem zu suchen sei. Nachfolgende Blutuntersuchungen, die Professor Nasarow durchführte zeigten, dass sie lediglich gegen Enzephalitis immun waren. Er sagte, dass sich ganz deutlich ein Zusammenhang zwischen den sogenannten „Erkältungs-Krankheiten“ der Lykows und ihren Kontakten mit anderen Leuten feststellen lasse. Er erklärt das damit, dass die Kinder der Lykows geboren wurden und dann aufwuchsen, ohne jemals irgend einem menschlichen Wesen aus der Außenwelt begegnet zu sein; somit erwarben sie auch keine Immunität gegen die verschiedenen Krankheiten und Viren.

Sobald die Lykows anfingen zu den Geologen zu gehen, begannen auch ihre Krankheiten ernsthafte Formen anzunehmen. „Sobald ich in die Siedlung gehe, werde ich krank“, - schlussfolgerte Agafja schon 1985. Von der Gefahr, welche auf Agafja im Zusammenhang mit ihrem geschwächten Immunsystem zukommt, zeugt der Tod ihrer Geschwister im Jahre 1981.

Heute ist Agafja Karpowna die einzige Überlebende aus der einst so zahlreichen Familie. Sie hat sich geweigert zu den Menschen zurückzukehren und führt ihren Haushalt auch weiterhin in der Taiga, ungeachtet der Tatsache, dass es dort mit jedem Jahr für sie schwieriger wird.

Viele versuchten vor der weltlichen Hektik und Geschäftigkeit zu Agafja zu entfliehen: eine Rentnerin aus der Stadt Puschkin, die Eheleute Lenkow, die Moskauerin Nadejschda Nebukina. Von den zahlreichen altorthodoxen Familien der Lykows blieben in der abgelegenen Siedlung leere Holzhütten erhalten, so dass es für Ankömmlinge einen Platz gibt, wo sie unterkommen können. Sie kamen, ließen sich in der Siedlung nieder, kehrten jedoch schon sehr bald wieder zurück: sie konnten die Schwierigkeiten des Alltags nicht länger ertragen.

Als sie in den Zeitungen über die Lykows schrieben, wurden die Taiga-Eremiten nur so mit  Geschenken überhäuft: Geschirr, Kleidung, Schuhwerk, verschiedene Werkzeuge für den Haushalt und Lebensmittel. Die gewohnte Lebensweise der Einsiedler war damit zerstört. Die Altgläubigen., die anfangs keinerlei Hilfe angenommen hatten („Das geht nicht, das ist Sünde“!), gewöhnten sich nach und nach an die Fürsorge der anderen und fingen an, die Unterstützung dankbar anzunehmen.

Bei Agafja ist auch heute noch der ganze Dachboden mit allen möglichen Spenden vollgestopft. Sie kann nicht alles in ihrem Haushalt gebrauchen. Aber über einige Sachen ist Agafja außerordentlich froh. Gummistiefel, Geschirr, Äxte, Kerzen, Laternen, Batterien und eine Uhr. Den Fernseher hält die Lykowa für „teuflisch“, aber sie war wenigstens damit einverstanden, den Rundfunk-Empfänger im Hause aufzustellen. Der Aufruhr um Agafja ist schon lange abgeebbt; es werden nur noch wenige Geschenke geschickt, aber der Gouverneur der Region, Aman Tulejew, sorgt dafür, dass die Einsiedler das Nötigste zur Verfügung gestellt bekommen. Die Lykowa vertraut ihm sehr und schreibt Briefe, in denen sie ihre Bitten ausführlich verdeutlicht.

Der Gouverneur lässt diese Bitten der Lykowa auch niemals außer Acht. Er hat ihr auch eine Ziege geschickt, Kätzchen und Hunde, Hühner und Hähne. Agafja ist bemüht, ihren Dank zum Ausdruck zu bringen: mal schickt sie einen Behälter aus Birkenrinde mit Moosbeeren als Geschenk, mal einen Deckelkrug mit zu Honig gewordenem Birkensaft. Und irgendwie hat sie Tulejew Socken aus Ziegenwolle gestrickt. Hundewolle benutzt sie zum Stricken nicht: ein Hund gilt bei den Altgläubigen als unreines Tier; sie haben Mitleid mit ihm, füttern ihn, lassen ihn jedoch nicht ins Haus hinein, um die Ikonen nicht zu entweihen. In Socken aus Hundewolle darf man nicht einmal die Türschwelle der Hütte übertreten.

Das also ist für uns eine sehr einfache, aber äußerst lehrreiche Geschichte ….


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