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Das tragische Jahr 1937. Akte ¹3306

19. Allrussischer Wettbewerb historischer Arbeiten
«Der Mensch in der Geschichte. Russland – 20. Jahrhundert»
2017-2018

Nominierung
Mini-Forschung
Thema des Wettbewerbs
Mensch und Macht

Nikita Jurewitsch Terechow
Kommunale Bildungsstätte «Surikowsker Allgemeinbildende Oberschule», 8. Klasse,

Wissenschaftliche Leitung Terechova Walentina Petrowna
Lehrer für russische Sprache und Literatur

Aktualität

Die Geschichte unserer Region, unseres Bezirks, unserer Ortschaft ist untrennbar mit der Geschichte unseres Landes verbunden. Alles, was in Russland geschah, hat sich stets auf das Volk, auf die einzelne Person ausgewirkt. Wir sind stolz auf unsere Landsleute, Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges und die Menschen, die im Hinterland gearbeitet haben. Über sie haben die Lehrer Material gesammelt, das am Schul-Stand «Ihr seid immer in unserer Erinnerung» ausgestellt ist.

Es gibt in unserer Geschichte auch tragische Spuren, die mit dem Zeitraum der Repressionen der dreißiger bis fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang stehen. Sie berührten auch meine nahen Verwandten, von denen einer Artemij Pawlowitsch Terechow war. Über ihn ist im «Buch der Erinnerung an die Opfer der politischen Repressionen der Region Krasnojarsk. Band 8» lediglich eine Kurz-Information zu finden. Ich beschloss, die Angaben mit Hilfe des Materials zu erweitern, das Angehörige seit 2015 zusammengetragen haben. Das Thema der Repressionen ist für die russische Gesellschaft aktuell.

Ziel: herauszufinden, weshalb die Akte ¹ 3306 über Artemij Pawlowitsch Terechow in den Jahren der Repressionen geführt wurde und wie der Lebensweg des Mannes sich nach der Verhaftung gestaltete.
Aufgabenstellung: Archivdokumente über den Großvater studieren; in anderen Quellen Informationen zum Thema der Repressionen in den dreißiger Jahren zu finden

Aufarbeitung des Materials über das Schicksal eines Repressionsopfers

Hypothese: Das Studium des Materials der Akte ¹3306 80 Jahre danach ermöglicht eine Rekonstruktion des Lebenswegs des Verfolgten

Methoden:
1. theoretische: Studium der Ereignisse, die im Zusammenhang mit dem Zeitraum der Repressionen der dreißiger Jahre stehen, Studium von Archivdokumenten zur Sache A.P. Terechow, Aufarbeitung der Ergebnisse
2. empirische: Gespräche mit Angehörigen; Fotos von Augenzeugen der tragischen Ereignisse, Kopieren von Archivmaterial

Inhalt

• Einleitung
• Hauptteil
• Fakten, die eine tragische Rolle im Leben des Artemij Pawlowitsch Terechow spielten
• Artikel 58-10 des Strafgesetzes
• Im BamLag des NKWD
• Und wohin jetzt? TscheboksarLag
• Ein Augenzeuge berichtet
• Rehabilitierung am30. August 1960
• Schlussfolgerung
• Praktische Nutzung des erarbeiteten Materials
• Verwendete Materialien

Thesen der Arbeit

- Materialien über den 1937 verfolgten Artemij Pawlowitsch Terechow beunruhigten die Angehörigen.

- Furchtlose Gespräche über die Sowjetmacht führten zu A.P. Terechows Verhaftung.

- Gemäß Art. 58 -10 des Strafgesetzes wurden A.P. Terechow die Zugehörigkeit zu einer konterrevolutionären Gruppe, Schädlingstätigkeit und antisowjetische Agitation zur Last gelegt.

- Die Ilansker Bezirksabteilung führte über Terechow die Akte ¹3306, die zur Überprüfung an eine Troika der NKWD-Behörde in der Region Krasnojarsk geschickt wurde. Der Angeklagte selbst wurde im Kansker Gefängnis festgehalten.

- Auf Anordnung einer Troika vom 25. Oktober 1937 musste Artemij Pawlowitsch Terechow für 8 Jahre in ein Besserungs-/Arbeitslager; nab schickte ihn ins BamLag.

- Der Verurteilte traf am 8. Januar 1938 im BamLag ein, arbeitete als Zimmermann, Erdarbeiter.

- Er verstarb am 15. Oktober 1941 im TscheboksarLag des NKWD der UdSSR (Autonome Tschuwaschische Sowjetrepublik).

- Über die Lageraußenstelle ¹6 des Bauabschnitts der Bahnlinie Gorkij – Kasan berichtete Jurij Pawlowitsch Gerassimow, Augenzeuge im Dorf Chyrkassy im Tscherboksarsker Bezirk.

- Die Schuld in Bezug auf verfolgte Personen wurde vom Staat anerkannt.

Einleitung

2015, im Jahr des 70. Jahrestages des Sieges, schrieb ich eine Arbeit über Großvater Pjotr Artemewitsch Terechow, Teilnehmer an den Kriegsgeschehnissen gegen Japan, Teilnehmer des Großen Vaterländischen Krieges. Und ein wenig erfuhr ich dabei auch über seinen Großvater, meinen Ururgroßvater. Später fand ich Angaben zu Artemij Pawlowitsch im «Buch der Erinnerung an die Opfer der politischen Repressionen der Region Krasnojarsk. Band 8».

Zu derselben Zeit interessierte sich für das Schicksal des Artemij Pawlowitsch seine Enkelin Nina Petrowna Terentewa. Sie sammelte die meisten wertvollen Informationen. Nina Petrowna schickte Anfragen ans Archiv der Verwaltung des russischen Sicherheitsdienstes der Region Krasnojarsk, das Archiv der MWD-Behörden im Amur-Gebiet, das Archiv des MWD der Republik Tschuwaschien.
Man schickte Nina Petrowna Antwortschreiben und Kopien von Dokumenten. Das erhaltene Material rührte uns auf und ließ uns keine Ruhe. Darüber muss man berichten. Den Anstoß dazu gab mir Valentina Petrowna Terentewa, eine Verwandte von N.P. Terentewa, welche die Leitung für meine Arbeit übernahm.

Fakten, die eine tragische Rolle im Leben des Artemij Pawlowitsch Terechow spielten

Artemij Pawlowitsch Terechow (geboren 1888) lebte mit seiner Ehefrau Natalia und vier Kindern in dem Dorf Kutscherdajewka, Ilansker Bezirk. Vor dem Beitritt in die Kollektivwirtschaft besaß er drei Pferde, zwei Kühe, drei Hektar Ackerland. Nach damaligen Vorstellungen gehörte er zu den wohlhabenden Bauern; er war Mittelbauer. 1934 trat er der Kolchose „Lenins Weg“ bei, arbeitete als Haupt-Zimmermann. Der älteste Sohn Dmitrij diente in der Armee, der jüngste arbeitete als Traktorfahrer. Die beiden Töchter waren noch klein.

Er baute mit einer Brigade Trockenräume, Gelasse für Vieh. Dafür wurden ihm Tagesarbeitseinheiten angerechnet. Obwohl der Kolchosarbeiter nicht lesen und schreiben konnte, verlangte er vom Kolchosvorsitzenden eine schriftliche Übereinkunft über die geleistete Arbeit. Irgendwie forderte Artemij Pawlowitsch, nachdem er zum Buchhalter Mandrik gegangen war, um in Erfahrung zu bringen, wieviel Geld er verdient habe, auch einen Mitarbeiterausweis. Der Rechnungsführer antwortete, dass er später nachsehen und ihm Bescheid geben würde. Artemij Pawlowitsch wurde zornig: «Ganz richtig, was die Kulaken sagen, sie sind genauso einer, wie die von der Sowjetmacht; Sie haben die Bauern ausgeplündert, ihnen alles weggenommen: Getreide, Fleisch, Butter, Wolle. Hungrig und ohne Kleidung sind die Bauern zurückgeblieben. Und Sie geben ihnen nicht das Geld heraus, welches sie verdient haben».

Und einmal, im Jahre 1936, als sein Landsmann Tit Ignatewitsch Tereschtschenko mit seiner Ehefrau aus der Verbannung zurückkehrte, die er in Igarka verbüßt hatte, traf Artemij Pawlowitsch Tit im Kolchosbüro. Während seiner Begegnung mit T.I. Tereschtschenko, bei dem man bereits 1930-1931 den gesamten Besitz konfisziert hatte, erfuhr der Zimmermann von dem Kulaken, dass Tit ein schweres Dasein fristete und später – über sein vergangenes Leben und seine Wut auf die Sowjetmacht.
«Leb, wie du willst, die Kolchosen machen sich unsere Bauernhöfe zunutze, aber sie bringen ihnen keinen Nutzen, es wird trotzdem in den Kolchosen kein Getreide geben, und die Kolchosarbeiter krepieren, sie haben keine Ahnung, wie man arbeitet, haben nie Getreide angesät, sie haben keines und wir nie welches haben. Ihr (auf mich weisend) arbeitete Tag und Nacht und habt nichts.

Früher haben wir unsere Hofwirtschaft geführt, so war das, und die Ernte war gut; jetzt haben wir nichts.
Unter Nikolaschka hatten wir ein gutes Leben, zahlten keine Steuern; du zahlst fürs ganze Jahr 10 Rubel und hast Ruhe, und jetzt, unter der Sowjetmacht, zahlst du und zahlst du, und es ist kein Ende in Sicht. Ich lege einen 15 Morgen großen Gemüsegarten an, und sie nehmen mir dafür 50 Rubel ab». Artemij Pawlowitsch antwortete: « Und wir legen 50 Morgen an und zahlen dafür 40 Rubel».

Worauf Tit Tereschtschenko hinzufügte: «Menschen-Hunde helfen der Sowjetmacht, Menschen zu vertreiben; wie das Volk, so die Staatsmacht. Es ist an der Zeit, sich wegen dieses Lebens, wegen eines solchen Volkes, zu ertränken». Die Verpflichtungen an den Staat lehnte er kategorisch ab und meinte zu A.P. Terechow: «Ihr habt uns alles genommen, uns ausgeraubt, und nun zahlt selbst». Artemij Pawlowitsch antwortet: « Wir haben euch den Hof nicht weggenommen. Wir, diese verfluchten Kolchosniks, wir zahlen, aber ihr wollt nicht bezahlen». Tit Tereschtschenko blieb bei seiner Meinung: «Die Sowjetmacht hat uns dazu gezwungen, und ihr in den Kolchosen habt unsere ganze Hofwirtschaft zu euch geholt».

Derart kühne Gespräche spielten dann auch eine tragische Rolle im Schicksal des Kolchosbauern. Solche Unterredungen galten als antisowjetisch, und erst recht mit einem Großbauern, wie Tit Tereschtschenko es war, der eine konterrevolutionäre Kulaken-Gruppe gegründet hatte (als solche galten seine Tätigkeiten zur damaligen Zeit.

Artikel 58-10 des Strrafgesetzes

Der Artikel 58-10 des Strafgesetzes. « Propaganda oder Agitation, die einen Aufruf zum Umsturz, Untergrabung oder Schwächung der Sowjetmacht oder zur Ausübung einzelner konterrevolutionärer Verbrechen (Art. 58-2 - 58-9 des geltenden Kodex) zum Inhalt haben, ebenso wie deren Verbreitung oder Vorbereitung oder die Verwahrung von Literatur derartigen Inhalts, ziehen eine Strafe in Form von Freiheitsentzug für die Dauer von mindestens sechs Monaten nach sich [6. Juni 1927. (Sammlung der Gesetze und Verordnungen ¹49, Art. 330)]»

Am 16. Juli 1937 wurde Artemij Pawlowitsch Terechow verhaftet und in der Ilansker Bezirksabteilung Akte ¹ 3306 über ihn angelegt, in der gegen den Kolchosarbeiter Anklage wegen Zugehörigkeit zu einer konterrevolutionären Gruppe, Schädlingstätigkeit und antisowjetischer Agitation erhoben wurde.

Die Jahre 1937—38… In diesen Jahren festigte sich laut dem Historiker Robert Conquest die Bezeichnung — Großer Terror. Eigentlich dauerte dieser Zeitraum vom Sommer 1937 bis zum Herbst 1938. Doch die Verhaftungen selbst begannen bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 1936. Gerichtliche und außergerichtliche Organe, die Urteile gesprochen hatten, konnten die Flut der über sie hereinbrechenden Fälle nicht mehr bewältigen. Gefängnisse und Untersuchungs-gefängnisse waren völlig überfüllt…. Es war zwingend erforderlich, sich einen Technologie auszudenken, mit der die Gefängnisse entlastet, die Verbringung der Verurteilten in Lager beschleunigt und die Verfahrensweise bei den Erschießungen vereinfacht werden konnten. (W.S. Sirotinin. Der kommunistische Terror in der Region Krasnojarsk. HTTPS://memorial.krsk.ru/Articles/KP/1/06.htm)

Am 2. Juli 1937 verabschiedete das Politbüro des Zentralkomitees der Allrussischen Kommunistischen Partei (Bolschewisten) die Anordnung «Über antisowjetische Elemente». Mit dieser Anordnung wurde der Beschluss für die Schaffung von Troikas mit weitreichenden Vollmachten bei den republikanischen und regionalen NKWD-Behörden beschlossen. Den Sekretären des Zentralkomitees der nationalen Kommunistischen Partei, der Regions- und Gebietskomitees wurde befohlen, dem Politbüro des Zentralkomitees der WKP (B) die personelle Zusammensetzung der Troikas und die Anzahl der Personen nach Region vorzulegen, die zur Erschießung oder für eine Lagerhaft vorgesehen waren, um die Mindestlimits für die erste (Erschießen) und zweite (Lagerhaft) Kategorie festzulegen. Am 30. Juli 1937 bestätigte das Politbüro die Zusammensetzung der Troikas, definierte die Limits und genehmigte den NKWD-Befehl ¹ 00447 «Über die Operation zur Verfolgung ehemaliger Kulaken, Krimineller und anderer antisowjetischer Elemente», in dem die Art und Weise der Ausführung der Beschlüsse, die von der Parteileitung verabschiedet worden waren, definiert wurde. Für die Region Krasnojarsk sah die Limit-Regelung folgendermaßen aus: 1. Kategorie — 750 Personen, 2. Kategorie — 2500. (W.S. Sirotinin. Der Kommunistische Terror in der Region Krasnojarsk.
HTTPS://memorial.krsk.ru/Articles/KP/1/06.htm)

Die Strafakte war angelegt, die Verhöre begannen, eine Sammlung von Bescheinigungen und Beurteilungen aus der Kolchose, in denen die antisowjetischen Agitationen von A.P. Terechow hervorgehoben wurden. (Anhang 1)

Artemij Pawlowitsch befand sich ab dem 16. Juli 1937 im Kansker Gefängnis. In der Anklageschrift hieß es: «Die Ermittlungsakte zur Anklage des Artemij Pawlowitsch Terechow ist zur Überprüfung an eine Troika bei der NKWD-Behörde der Region Krasnojarsk zu senden». (Anlage ¹ 2)
Und am 25. Oktober 1937 wurde der Beschluss der Troika der NKWD-Behörde in der Region Krasnojarsk gefasst: Artemij Pawlowitsch Terechow für 8 Jahre in einem Besserungs-/Arbeitslager zu inhaftieren, wobei die Haftdauer ab dem 16. Juli 1937 gerechnet wurde.

Im BamLag des NKWD

Aus dem Kansker Gefängnis schickte man Artemij Pawlowoitsch ins BamLag des NKWD.

In der Gefängnis-Bescheinigung sind nun schon nicht mehr 8, sondern 10 Jahre vermerkt. ( Anhang 3)

Die BAM ist der östliche Teil der Großen Nördlichen Eisenbahnlinie, des sowjetischen Projekts von 1928. Hauptaufgaben waren: der Bau der Baikal-Amur-Strecke, die Verlegung eines zweiten Gleises zur Transsib, Holzbeschaffung, Holzverarbeitung und Gold-Gewinnung. Versuche, eine Anwerbung von Arbeitern in den Bezirken der geplanten Bautätigkeiten durchzuführen, riefen eine negative Reaktion bei den örtlichen Sowjet- und Parteiorganen hervor.

Im Oktober 1932 wurden ein Ausweg aus der schwierigen Situation gefunden – die Übertragung des Baus der Baikal-Amur-Bahnstrecke aus dem Einzugsbereich des Volkskommissariats für Verkehrswege an die Zuständigkeit der Vereinten Staatlichen Politischen Verwaltung beim Rat der Volkskommissare der UdSSR – der OGPU.

Die Zahl der Gefangenen im Besserungs-/Arbeitslager der OGPU stieg ständig... Das Baikal-Amur-Besserungs-/Arbeitslager wurde die größte Unterabteilung des GULAG. Nach Archivdaten befanden sich 1934 mehr als 100.000 Menschen im BAMLag, auf der letzten Etappe seines Bestehens waren es 291 384. Von zehn Häftlingen waren sieben-acht am Bau der BAM beteiligt. Sie lichteten die Schneise aus, führten Erdarbeiten durch, schütteten den Fahrdamm auf, fällten Bäume, fertigten Eisenbahnschwellen an und bauten Brücken. (Lager-Wirtschaft hhts://www.kazedu.kz/referat/156962/4tp)

Der nach § 58-10 verurteilte A.P. Terechow traf am 8. Januar 1938 im Lager ein, darüber gibt es einen Hinweis im Anmeldeformular. ( Anhang 4).

A.P.Terechow arbeitete als Erdarbeiter und Zimmermann.

Und wohin jetzt? TscherboksarLag

In einer Archiv-Bescheinigung der Innenbehörde Russlands im Amur-Gebiet heißt es, dass Artemij Pawlowitsch Terechow am 6. Dezember 1940 mit einer Etappe zum Bau 107 in der Ortschaft Aljaty (Aserbeidschanische SSR) gelangte. Es handelte sich dabei um das Kaspische Besserungs-/Arbeitslager – das Besserungs-/Arbeitslager der Bauverwaltung ¹107 der Bahnlinie Aljaty – Dchulfa (455êì).
Zeugnisse über A.P. Terechows Haftverbüßungsort im Kaspisches Besserungs-/Arbeitslager der Bauverwaltung ¹107 finden sich in der Akte nicht.

Es gibt jedoch Angaben des Informationszentrums der Staatlichen MWD-Behörde Russlands in der Region Krasnojarsk, dass A.P. Terechow am 15. Oktober 1941 im TscherboksarLag desd NKWD der UdSSR (Tschuwaschische Autonome Sowjetrepublik) verstarb.

Nina Petrowna Terentewa, Enkelin des Verstorbenen, schickte eine Anfrage an das MWD Russlands in der Tschuwaschen-Republik. Von dort erhielt sie die Information, dass sich im Archiv des MWD der Republik «eine Akte des Verstorbenen Artem Pawlowitsch Terechow , geboren 1888, zu seinen Haftverbüßungsorten befindet...» (Anhang 5)

In Tschuwaschien baute er die Bahnlinie Kasan - Gorkij. Wozu brauchte man sie? Mit Inbetriebnahme der Bahnstrecke verbesserte sich die Verbindung zwischen der Republik und den großen Industriestädten an der Wolga. Schließlich herrschte bereits Krieg.

Im Auftrag des Staatlichen Verteidigungskomitees der UdSSR wurde 1941 die Entscheidung über den Bau einer Militär-Bahnstrecke «Gorkij - Kasan» gefällt. Am 25. Juli 1941 verabschiedete der Rat der Volkskommissare die Anordnung «Über die Stationierung der Baubehörde der Staatlichen Verwaltung für Straßen- und Bahnlinien-Bau des NKWD der UdSSR». Die Baubehörde wurde im Gebäude der Straßenbau-Behörde des Rates der Volkskommissare der Tschuwaschischen ASSR untergebracht. Am 7. August 1941 verabschiedeten der Rat der Volkskommissare und das Büro des Tschuwaschischen Gebietskomitees der WKP (B) eine neue Verordnung «Über den Bau der Bahnstrecke Gorkij - Kasan der Staatlichen Straßen- und Bahnlinien-Baubehörde des NKWD der UdSSR». Der Rat der Volkskommissare und das Büro des Tschuwaschischen Gebietskomitees der WKP (B) hielten, nachdem sie die beiden Varianten für den Verlauf der Trasse «Gorkij - Kasan» innerhalb der Grenzen der Tschuwaschischen ASSR, die ihnen vom Chef des Straßenbaus Morosow geprüft hatten, die Strecke zwischen den Ortschaften Jadrin, Syndyr, Tscheboksary, Zivilsk, Tjurlema für die zweckdienlichere. Der Bau der Autostrecke Gorkij – Kasan mit einer Länge von 396 km (Militär-Straße ¹ 4) sowie der Bau einer Holzbrücke über den Fluß Sura nahe der Stadt Jadrin begannen im September 1941. Die Arbeit verrichteten dort mobilisierte Ortsansässige und Häftlinge, die in den Lagern entlang der Trasse inhaftiert waren: in Kstowo, Wjetschak, Rabotky, Worotynza, Belawka im Gebiet Gorkij, in Jadrin, Moskakassy, Chyrkassy, Zivilsk, Tjurlem in der Tschuwaschischen ASSR. Der Rat der Volkskommissare und das Büro des Tschuwaschischen Gebietskomitees der WKP (B) verabschiedeten am 4. Oktober 1941 im Zusammenhang mit der unbefriedigten Situation beim Straßenbau den Beschluss, diesen zu forcieren, ebenso wie die Strecke Jadrin – Schumerla. Gemäß entsprechender Anordnung vom 8. Oktober 1941 sollten für den Bau täglich jeweils 3400 Fahrzeuge und 1458 Wanderarbeiter zugeteilt werden. Im November – Dezember wurde das Häftlingskontinent bis auf 4700 Mann erhöht. (Geheime Anordnungen des Rates der Volkskommissare und des Gebietskomitees der WKP... gia.archives21.ru›default.aspx?page=./3700…6960)

Eine Zeuge berichtete

Ich habe Verwandte, deren Wurzeln ihren Anfang in Tschuwaschien haben. In Tscheboksary wohnt die Großtante Rimma Georgiewna Makarowa, geboren 1941. Sie ist die Tochter des verfolgten Georgij Iwanowitsch Makarow, deswegen wühlt das Thema der Repressionen sie ziemlich auf. Rimma Georgiewna hat uns geholfen. Sie fuhr ins Dorf Chyrkassy, das 30 km von der Stadt entfernt liegt. Sie erfuhr, dass im Dorf, im Haus ¹ 25, in der Restaurant-Straße, ein Augenzeuge jener Ereignisse wohnt – Jurij Pawlowitsch Gerassimow, geboren 1936. (Anhang 6)

Obwohl er damals noch zu klein war, um irgendetwas über die Baustelle zu wissen oder zu erinnern, sah er immerhin dass in den Jahren 1942-1943 im Lager kriegsgefangene Deutsche arbeiteten. Jurij rannte, wie alle neugierigen Kinder, dorthin, um zu sehen, was dort los war. Aber ein Gefangener drohte ihm, indem er sagte: «Gleich werfen wir dich in die Grube». Es war eine riesige Grube, in die sie die Toten hineinwarfen.

Jurij Pawlowitsch Gerassimow arbeitete, nachdem er erwachsen geworden war, 26 Jahre als Ober-Ingenieur bei der MWD-Behörde der Tschuwaschischen Republik. Einmal wandte sich ein Mann an ihn, der aus Rostow gekommen war, um etwas über eine verfolgte Person zu erfahren, die ihre Strafe in Chyrkassy verbüßt hatte. Jurij Pawlowitsch hatte keinen Zugang zu Personenakten, es gelang ihm lediglich allgemeine Informationen über die Lageraußenstelle ¹6 des Bauabschnitts der Bahnlinie Gorkij – Kasan zu erhalten. Diese Information legte er Rimma Georgiewna Makarowa dar: «Das Lager wurde 1939 eröffnet. Zuerst arbeiteten dort Ortsansässige. Um die Stimmung zu heben, trafen Spezialisten ein; es kam auch der erste Sekretär des Gebietskomitees der Republik S.P. Petrow.(- er macht einen Rückzieher in Bezug auf Petrow – auch er wurde bald darauf verhaftet und zum Tod durch Erschießen verurteilt). Aber später tauchten im Lager Gefangene auf. Die Menschen lebten ohne Heizung in Erd-Hütten, die sie mit Reisig und Stroh auslegten. Die Erd-Hütten waren riesig, es gab 8 davon, aber mehrere Meter lang. Beim Bau der Strecke bis nach Chyrkassy transportierten und trugen die Leute zunächst Steine, später zersägten sie Holz und verlegten es…Dort arbeiteten 1600 Häftlinge. Doch die Hälfte von ihnen starb; sie wurden in riesigen Gruben bestattet. Man stapelte sie auf Karren, auf denen 10-20 Leichen lagen… Das Lager existierte bis 1943».

Rimma Georgiewna wollte wissen: «Kann man die Stelle finden, an der die Verstorbenen begraben wurden? Vielleicht gibt es im Dorf ein Massengrab oder irgendeinen Hinweis auf das Lager?» Jurij Pawlowitsch sagte, dass es nichts gäbe, lediglich eine Stelle irgendwo beim heutigen Friedhof. Rimma Georgiewna entfernte sich von dem lieben Gesprächspartner und wandte sich mit derselben Frage an dessen Hausnachbarn. Sie bekam zur Antwort, dass dort, wo die Gruben für die Toten waren, heute die Straße verläuft. (Anhang 7)

In der Bestattungsakte ¹31 steht geschrieben, dass «der Körper des Verstorbenen auf dem Friedhof des Dorfes Chyrkassy begraben liegt». ( Anhang 8)

Das Ende der Strafverbüßungszeit war der 16. Juli 1945. Aber… Die menschliche Gesundheit war ruiniert, A.P. Terechows «Tod erfolgte aufgrund eines Darmkatarrhs sowie einer Malaria-Erkrankung bei abnehmender Herztätigkeit» (Anhang 9)

Rehabilitation am 30. August 1960. Der Staat anerkannte seine Schuld in Bezug auf die Repressionsopfer. Die Rehabilitierung von Opfern der politischen Repressionen begann in der UdSSR im Jahre 1954. Mitte der 1960er Jahre wurde diese Arbeit eingestellt und erst Ende der 1980er Jahre wieder aufgenommen. 1991 wurde das Gesetz «Über die Rehabilitierung der Opfer der politischen Repressionen» verabschiedet. Die Sitzung des Präsidiums des Krasnojarsker Regional-Gerichts bestand am 30. August 1960 aus dem Vorsitzenden A. Rudnew, unter Mitwirkung des regionalen Staatsanwalts Borowkowa. Das Präsidium des Krasnojarsker Regional-Gerichts beschloss, die Anordnung der Troika der NKWD-Behörde der Region Krasnojarsk vom 25. Oktober 1937 in Bezug auf Artemij Pawlowitsch Terechow aufzuheben und das Verfahren wegen Mangels an Tatbeständen einzustellen.

Schlussbemerkung

Die Hypothese wurde dadurch bestätigt, dass das Studium der Materialien der Akte ¹ 3306 es nach 80 Jahren gestattet, den Lebensweg des verfolgten Artemij Pawlowitsch Terechow zu erfahren.

Nach dem Studium der Archiv-Dokumente, die durch Erinnerungen von Jurij Pawlowitsch Gerassimow ergänzt wurden, lässt sich folgende Schlussfolgerung ziehen: die Repressionen des Jahres 1937 und anderer Jahre stellen nicht nur die Tragödie eines einzelnen Menschen, meines Großvaters A.P. Terechow, sondern des gesamten Volkes dar. Die Schuld am Volk hat der Staat eingestanden.

Praktischer Nutzen des erarbeiteten Materials

Meine Arbeit ist ein Beitrag zur Wiederherstellung der Gerechtigkeit in Bezug auf den Menschen, die Erinnerung an tragische Tage der Geschichte, das Gedenken an Großvater Artemij Pawlowitsch Terechow, der unschuldig leiden musste.

Das Material dieser Arbeit lässt sich im Geschichtsunterricht verwenden, in dem Themen der Repressionsperiode der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts behandelt werden.

Im Ilansker Bezirk gibt es kein Museum, es gibt aber eine Bibliothek, die sich mit Heimatkunde befasst. Das Thema der Repressionen wird nicht berührt; auf der Web-Seite in der Rubrik Heimatkunde sind lediglich Themen wie «Chronik des Ilansker Bezirks», «Frontkämpfer» ausgestellt. Man sollte die Arbeit an die Bezirksbibliothek und die kommunale Bezirkskultureinrichtung (Bibliothek) des Dorfes Kutscherdajewka senden, damit die Seiten der Geschichte zu den Repressionen im Ilansker Bezirk geöffnet werden können.

Anhang (PDF)

Verwendete Materialien

1. Erinnerungen des Bewohners des Dorfes Chyrkassy im Tscheboksarkser (Ischleisker) Bezirk Jurij Pawlowitsch Gerassimow
2. Familienarchiv von N.P. Terentewa: Kopien des Materials aus dem Archiv der FSB-Behörde Russlands in der Region Krasnojarsk, Fond 7, Dossier P-12380 3. Elektronische Quellen: Lager-Wirtschaft - hhts://www.kazedu.kz/referat/156962/4tp 4. Geheime Anordnungen des Rates der Volkskommissare und des Gebietskomitees der WKP... gia.archives21.ru›default.aspx?page=./3700…6960
5. W.S. Sirotinin. Der kommunistische Terror in der Region Krasnojarsk. HTTPS://memorial.krsk.ru/Articles/KP/1/06.htm
6. www.yaplakal.com/forum2/topic1272180.html
7. Wikipedia. www.wikipedia.ru


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