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„Und noch ein Schicksal...“ (traurige Erinnerungen)

10. Allrussischer Geschichtswettbewerb für Schüler der höheren Klassenstufen „Der Mensch in der Geschichte . Rußland XX. Jahrhundert“

FORSCHUNGSARBEIT von Schülern der 11. Klasse der Sajansker allgemeinbildenden Mittelschule N° 32, Rybinsker Bezirk, Region Krasnojarsk

Autoren:
Alina Tichonowa
Jekaterina Schewelewa

Projektleiterin:
Swetlana Jewgenewna Martschenko
Lehrerin für Geschichte, Mitglied der historisch-patriotischen Gesellschaft „“Heimatkundler“, Krasnojarsk

Städtische Bildungseinrichtung
Sajansker allgemeinbildende Mittelschule N° 32
Rybinsker Bezirk, Region Krasnojarsk

Inhaltsverzeichnis:

1. Vorbemerkungen
2. Epigraph
3. Einleitung
4. Struktur des Referats
5. Schlußbemerkung
6. Literaturangaben
7. Liste der Anhänge
8. Anhang

Vorbemerkungen

Die hier vorliegende Arbeit stellt eine Fortsetzung des Studiums einer der tragischsten Seiten der Geschichte unserer Heimat dar: die Stalinschen Repressionen in den 1940er Jahren. Als die beiden Autorinnen die Dokumente jener Jahre intensiv studiert, sich mit den Erinnerungen von Augenzeugen bekannt gemacht und sich dabei Materialien aus dem Familienarchiv der rehabilitierten Familie Tews, die seit 1997 in unserer Siedlung lebt, angeschaut hatten, waren sie davon überzeugt, daß die 1940er Jahre für das Volk unseres Landes mit zu den allerschrecklichsten überhaupt gehörte.

Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand das Schicksal einer Familie, die in den Jahren des Großen Vaterländischen Krieges wegen seiner Zugehörigkeit zur deutschen Nation schweres Leid ertragen mußte.

Stalins Ukas vom 28. August 1941 betraf die Wolgadeutschen, die man zu Spionen und Diversanten erklärte, aber die Tews hatten niemals im Wolgagebiet gelebt, und trotzdem mußten sie genauso leiden.

Die vorliegende Arbeit basiert vollständig auf den Erinnerungen von Olga Fjodorowna Tews.

Olga Fjodorowna Tews gewidmet

Als Dreijähriger verurteilt,
Ganz ohne Gerichtsverhandlung,
Als Dreijähriger verladen
Ohne zu wissen wohin ...
A. Stol

Wir wußten schon lange, daß es in unserem Dorf Menschen gab, die unter den stalinistischen Verfolgungen schwer gelitten hatten, und wir interessierten uns für ihr Schicksal.

Als wir das Material über die Repressionen in den 1940er Jahren durchlasen, waren wir entsetzt über die Grausamkeit der damaligen Regierung. Menschen wurden schuldlos aus ihren Wohnorten verjagt, in Lager geschickt, von ihren nächsten Angehörigen getrennt...

Heutzutage ist es nicht leicht, mit Menschen ein Gespräch zu führen, die die Tragödie der stalinistischen Repressionen durchgemacht haben, noch schwieriger ist es, das Thema auf ihre Erinnerungen an jene Zeit zu lenken.

Nur mit Mühe gelang es uns, Olga Fjodorowna Tews zu überreden, ihre Erinnerungen über ihre traurige Vergangenheit mit uns zu teilen.

Olga Fjodrowna Tews (Mädchenname Olga Friedrichowna Schendler) wurde 1936 in der Nähe von Blagoweschenskoe, Amurgebiet, geboren. Sie hat einen 1938 geboren Bruder und zwei Schwestern, die 1934 und 1940 das Licht der Welt erblickten. Sie waren nicht wohlhabend, lebten jedoch einträchtig beieinander.

An die Jahre vor den Verfolgungen kann Olga Fjodorowna sich nur schlecht erinnern, aber die Erinnerungen an jene Zeit, als ihre Familie schweres Leid ertragen mußte – die wird sie ihr Leben lang nicht mehr vergessen, denn damals war sie schon fünf Jahre alt.

„Die Männer – sagt Olga Fjodorowna – wurden alle in die Trudarmee mobilisiert, und die Frauen transportierte man mitsamt ihren Kindern in die Taiga ab“. So geriet Olga Fjoforowna mit ihrer Familie in die Siedlung Stojba im Selemdschinsker Bezirk. 

Als Olga Fjodorowna an die grausige Zeit zurückdenkt, kann sie nur ohne Tränen weitersprechen; sie hat einfach schon zu viel durchmachen müssen.

Wieviele unschuldige Schicksale wurden zugrunde gerichtet, wieviele Menschen verloren einander...

Stalins Ukas erstreckte sich nur über die Deutschen im Wolgagebiet, aber sie siedelten auch die in anderen Gebieten lebenden Deutschen aus, obwohl sie nicht die geringste Berichtigung dazu hatten. Das alles geschah im Geheimen, wurde nicht an die große Glocke gehängt, denn die Leute, die die Anweisung ausführten, wußten sehr wohl, daß ihre Handlungen ungesetzlich waren.

Als der Zug mit den Repressierten an den Dörfern vorüberfuhr, blickten die Dorfbewohner haßerfüllt herüber, denn man hatte ihnen gesagt, daß Faschisten darin säßen. Dabei hatten diese Menschen eine derartige Behandlung überhaupt nicht verdient.
 
Als Olga Fjodorownas Bruder 5 Jahre alt war, erkrankte er schwer und starb. Bald nach dem Tod des Bruders wurde auch die jüngere Schwetser krank; man brachte sie ins Krankenhaus.

Dort gab die Krankenschwester ihr eine Spritze, und das Mädchen starb. Olga Fjodorownas Mutter nahm sich den Tod der Kinder schwer zu Herzen.

Olga Fjodorownas ältere Schwester und sie selbst kamen ins Kinderheim. Dort ging sie zur Schule.

Mit Bitterkeit erinnert sie sich an die zeit, die sie im Kinderheim zubrachte. Dafür, daß die Kinder Deutsch sprachen, wurden sie bestraft: man steckte sie in ein Kellerverlies. Auch Olga Fjodorowna wurde bestraft; sie kam für drei Tage in so ein Kellerverlies. Zu essen bekam sie in der Zeit nichts; ihr Schwesterchen warf ihr klammheimlich ein Stückchen Brot hinein. Bis heute kann sie nicht ohne Angst und Schrecken daran zurückdenken. Nach diesem Vorfall hat sie nie wieder Deutsch gesprochen, was sie allerdings heute ein klein wenig bedauert.

Nach Kriegsende wurden alle Kinder aus dem Kinderheim an ihre Eltern zurückgegeben. Für Olga Fjodorowna, ihre Mutter und ihre Schwester begann ein neues Leben. Bald darauf kehrte der Vater nach Hause zurück. Die Eltern stritten sehr heftig, denn er wollte nicht mehr mit ihr zusammenwohnen. Die ältere Schwester holte er zu sich. Seitdem Tag ist der Vater für Olga Fjodorowna gestorben, und die Schwester hat sie nie wieder gesehen.

Wenig später heiratete ihre Mutter einen Grusinier (Georgier; Anm. d. Übers.). Sie arbeitete in einem Bergwerk, in dem Molybdän gefördert wurde. Bald darauf begann auch Olga Fjodorowna dort zu arbeiten; sie mußte Kohleloren ausladen; es war zwar eine schwere Arbeit, aber sie gefiel ihr, denn nun hatte sie ihren eigenen Lohn. Nachdem sie vier Jahre lang gearbeitet hatte, entschloß sie sich, ins Promorje-Gebiet zu fahren. Man gab ihr die Adresse der Sowchose „Daubicha“ (Name eines Flusses im Primorje-Gebiet; Anm- d- Übers.) und sie machte sich dorthin auf den Weg. In der Sowchose schlug man ihr eine Arbeit als Geflügelwärterin vor. Die Arbeit gefiel ihr! „Man brachte mich zum Leiter, er saß in seinem Kontor, begrüßte mich und fing an mich über meine Person auszufragen: woher ich käme und welche Arbeit ich gern hätte. Ich antwortete ihm, daß ich sehr gern Melkerin wäre, er setzte sich – dann sieht er mich aufmerksam an und sagt, daß ich den Beruf einer Melkerin immer noch ausüben kann; im Augenblick brauchen wir dringend eine Geflügelwärterin. Ich erwiderte, daß ich einverstanden sei, fragte noch, um welche Vögel es denn ginge, und er antwortete: Enten. Da war ich sofort einverstanden“.

Als sie das erzählte, glänzten ihre Augen; man konnte sehen, daß die Arbeit ihr großes Vergnügen bereitete und das Leben für sie einen neuen Sinn bekommen hatte.

Mit ihren Enten ging sie um, als wären es Kinder, und sie verbrachte ihre gesamte freie Zeit mit ihnen. Ihre ganzen Mühen wurden mit einer Reise nach Wladiwostok belohnt, wohin die besten Arbeiter fahren durften. Dort wurde sie mit einer Armbanduhr und einer Ehrenurkunde ausgezeichnet. Mehrfach nahm sie an Ausstellung in Ussurijsk teil, auf denen sie ihre Zöglinge vorstellte.

Wir wunderten uns,was für warme und klare Erinnerungen sich diese Frau über ihre Arbeit mit den Vögeln bewahrt hat, und dabei lasteten doch auf ihren Schultern so viele Schwierigkeiten.

Hier traf das junge Mädchen einen netten Burschen, der später zu ihrem Gefährten für das ganze Leben wurde. Über einen langen Zeitraum trafen sie sich immer wieder, er machte ihr auf sehr schöne Weise den Hof, und dann heirateten sie und fuhren zu seinen Eltern nach Tschegdomyn.

Dort fand Jakob Abramowitsch (so hieß ihr Ehemann) Arbeit in der Bäckerei, und sie als Melkerin. Zu der Zeit wurde ihre Tochter geboren. Ein Jahr später beschlossen sie, zusammen mit Jakob Abramowitschs Bruder, nach Kuldur zu fahren, wo sie drei Jahre lebten. Dort wurde ihr Sohn geboren. Ihr Mann findet Arbeit in einer Fabrikhalle, sie stellen dort Speiseeis her, und sie arbeitet als Technikerin im Militärbereich. Aus Olga Fjodorownas Erinnerungen: „Ich quälte mich dort mit starken Kopfschmerzen herum (offensichtlich machte sich all das, was sie erlebt hatte, bemerkbar), dort bekam ich unser drittes Kind, aber leider traf uns ein Schicksalsschlag: das Mädchen wurde mit einem Defekt geboren, ihre Nieren arbeiteten nicht. Drei Monate quälte ich mich mit der Kleinen herum und wußte nicht, was ich tun sollte, dann starb sie... Es tut mir immer noch sehr weh, daran zurückzudenken“. (Olga Fjodorowna weint).

Nach dem Tod der Tochter zieht die Familie in das Dorf Braschnoje um. Hier gab man ihnen eine Wohnung; etwas später folgte ihnen Jakob Abramowitschs Bruder mit seiner Familie. Sie bekommen noch ein weiteres Kind – einen Sohn. In Braschnoje lebten sie insgesamt 9 Jahre, danach begaben sie sich nach Krasnokamenka. Anfangs waren sie in einem Wohncontainer untergebracht. 1972 bekam sie eine Tochter. Kurz nach der Geburt erhielten sie eine Wohnung. In Krasnokamenka lebten sie 25 Jahre. Anschließend zogen sie nach Taldy, etwa 30 km vom Kusnezker Becken entfernt, um. Dort arbeitete sie als Verputzerin, wechselte aber später den Arbeitsplatz und wurde Maschinen-Schmiererin. Dort blieb sie 10 Jahre. Dann wurde bei ihnen eine Wäscherei eingerichtet, und sie begann dort tätig zu werden. 7 Jahre arbeitete sie dort, während ihr Mann schon in Rente war. Olga Fjodorowna gab ihre Arbeitsstelle auf, und das nur, weil sie und ihr Mann Jakob Abramowitsch von Taldy zur jüngsten Tochter nach Sajanskaja umsiedeln wollten. Hier lebt Olga Fjodorowna mit ihrer Familie nun schon seit mehr als 10 Jahren. „Hier werden wir auch sterben – das ist unser letzter Weg. Über meine Kinder werde ich nichts sagen, denn sie leben sowieso ganz für sich, und es interessiert sie nicht, wie ihre Eltern gelebt haben“ – meint Olga Fjodorowna.

Olga Fjodorowna und Jakob Abramowitsch wurden erst im Jahre 1997 rehabilitiert, und da stand in der Rehabilitationsbescheinigung „Person deutscher Nationalität“. Es ist so verletzend, nach so vielen qualvollen Jahren von seinem Land einen derartigen Schlag versetzt zu bekommen.....

Jetzt kann man sie oft mit ihrem kleinen Enkel Schenja sehen.

Und wenn man sie ansieht, fällt es einem schwer zu glauben, daß auf den Schultern dieser Frau eine derart schwere Vergangenheit ruht.

Im Verlauf dieser Arbeit, während wir mit Olga Fjodorowna in Kontakt standen, verstanden wir, daß sie ein Mensch mit einer großartigen Seele ist. Es ist äußerst interessant ihr zuzuhören, man kann viel von ihr lernen, aber in ihrem Herzen ist trotzdem eine tiefe Kränkung wegen der ungerechten Strafe und der Entbehrungen zurückgeblieben, die über sie und ihre Familie in den 1940er Jahren verhängt wurden. Sie wollte leben, wie alle anderen auch, besitzen, was die anderen auch hatten: ihre Heimat und ihr Heim, mehr brauchte sie doch gar nicht; aber selbst das nahm man ihr... Auch heute noch fällt es ihr schwer zu begreifen und auf de Frage zu antworten: „Weswegen?“

Wir möchten an dieser Stelle gern ein paar Worte aus einer Rede des Vorsitzenden der regionalen Organisation der Deutschen „Wiedergeburt“ – W. Fuks (Fuchs) anführen: „Während ihres Aufenthaltes in den Konzentrationslagern waren die Sowjetdeutschen unerhörten Erniedrigungen und Beleidigungen ausgesetzt. Kriminelle Straftäter, die ihre Strafe zusammen mit uns verbüßten, befanden sich unter dem Schutz des Gesetzes in den Lagern, sie wußten ganz konkret, wofür man sie verurteilt hatte und wie hoch ihr Strafmaß war. Sie konnten beim Staatsanwalt oder über das NKWD, bis hin nach Moskau, Beschwerde einreichen, falls sie sich von der Lagerverwaltung ungerecht behandelt fühlten. Die Deutschen hingegen wußten weder wofür sie saßen, noch wie lange ihr Strafmaß angesetzt war, und es gab niemanden, bei dem sie sich hätten beschweren können“.

Unter schwierigsten Bedingungen mußten die Deutschen sich ihr Leben an den neuen Wohnorten einrichten. Auf freiem Feld oder inmitten der Taiga gruben sie sich Erdhütten aus, bauten Baracken – als provisorische Lösung. Und schon nahte der Winter.

Wenig später holte man zuerst die Männer, dann auch die Frauen, und schickte sie über die Kroegskommissariate oder auf Befehl der örtlichen Räte in die bereits erwähnten „Arbeitskolonnen“. Dort arbeiteten sie jeweils 10-14 Stunden am Tag unter schwierigsten Bedingungen, schlecht gekleidet, bei minimaler Verpflegung. Zehntausende kamen in den Lagern um, nur wenige „Trudarmisten“ hatten, nachdem sie ohne jegliche Gerichtsverhandlung 8-12 Jahre abgesessen hatten, das Glück, in die Freiheit hinausgehen zu dürfen.

Ein halbes Jahr danach brachte der Präsident der UdSSR den Ukas über die Verleihung der Medaille „für heldenhafte Arbeit im Großen Vaterländischen Krieg 1941-1945“ heraus. Er fand auch auf die Deutschen Anwendung, die der Zwangsumsiedlung ausgesetzt waren. Auf diesen Ukas hatten die Sowjetdeutschen jahrzehntelang gewartet. Die meisten von denen, die die verbrecherischen Berijaschen Lager durchliefen, sind bereits tot, und viele, die noch am Leben sind, sind heute nicht mehr in der Lage, selbständig die ganzen Laufereien durchzustehen, um die notwendigen Dokumente für Vergünstigungen zu erhalten. Allerdings sind, wie sich herausstellte, zahlreiche Primärdokumente in den Kriekskommissariaten verlorengegangen, und den Menschen kann schon nicht mehr geholfen werden. Auf diese Weise wurden sie noch ein weiteres Mal bestraft - nun auch noch aufgrund von Schlampereien in den Militärkanzleien.

Die heutige russische Gesetzgebung charakterisiert gleichwohl die Politik der Massenrepressionen als „Willkür und Gesetzlosigkeit“. Das bedeutet natürlich nicht, daß die repressiven Maßnahmen der Straforgane aufgrund des persönlichen Ermessens ihrer Vollstrecker und einer keineswegs reglementierten Gesetzgebung durchgesetzt wurden. Willkür und Ungesetzlichkeit traten erstens dadurch zutage, daß die Normativakte, die als Grundlage für die politischen Verfolgungen dienten, nicht nur in grober Weise die Normen und Prinzipien internationalen Rechts verletzten, sondern auch nicht den juristischen Richtlinien und Maßstäben des sowjetischen Rechtssystems entsprachen; zweitens wurden diese ihrem Wesen nach gesetzeswidrigen Akte systematisch und in äußerst grober Weise durch ganz konkrete Vollstrecker verletzt. Die damals in der UdSSR gültige Gesetzgebung, die bis zu einem bestimmten Maß den Schein des Gesetzmäßigen wahrte, wurde auf eine unzulässige Art und Weise in Richtung einer Verschärfung der Repressalien korrigiert, und zwar durch konkrete Anordnungen und Behördenanweisungen, geheimen Verfügungen der „Direktiv-Organe“ sowie mündlichen Instruktionen seitens der Parteileitung. All diese „juristischen Novellen“, und gerade sie, regulierten in erster Linie die Aktivitäten der Straforgane und hatten nichts mit den Prinzipien der Rechtlichkeit gemein, sondern waren vielmehr gegen alle elementaren Normen bei den gerichtsverfahren ausgerichtet.

In einer besonderen Instruktion des NKWD vom 3. Januar 1923 heißt es: „Die administrative Ausweisung findet auf Personen Anwendung, deren Aufenthalt und Verbleib in den betreffenden Gebieten und innerhalb der Grenzen der RSFSR aufgrund ihrer Aktivitäten und ihrer Vergangenheit in Verbindung mit dem Verbrechermilieu im Hinblick auf die Aufrechterhaltung der Revolutionsordnung eine Gefahr darstellen“. Die rede war nicht von Personen, die irgendwelche Verbrechen begangen hatten; es handelte sich vielmehr um eine Bestrafung, obwohl es keine Schuldigen gab.

Abschließend möchten wir sagen, daß es nicht wichtig ist, welcher Nationalität du angehörst; wichtig ist allein, daß wir alle Menschen sind und daß wir alle die gleichen Rechte auf Freiheit, und vor allen Dingen auf das Leben, haben. Man darf nicht einfach sagen, du seiest ein Sowjetmensch und darfst in Rußland leben, und du, der du in Rußland geboren, aber der Nationalität nach Deutscher bist, seiest bloß eine „Person deutscher Nationalität“, die demzufolge auszuweisen ist, egal, ob nach Sibirien oder ins Ausland, aber jedenfalls sollst du nicht unter uns leben, weil für dich hier kein Platz ist. Kann vielleicht ein unschuldiges Kind etwas dafür, daß es die deutsche Nationalität besitzt? Ist eine solche Einstellung reichtig? NEIN. Wir müssen begreifen, daß der „Sohn nicht für den Vater verantwortlich“ ist“. Wir meinen, daß unsere Generation die ganze Wahrheit über jene Zeiten erfahren muß, daß sie wissen muß, wie den Menschen damals zumute war und daß sie das Andenken an sie wahren.

Wir möchten auch noch anmerken, daß wir während unserer Arbeit an diesem Projekt oft zutiefst erschüttert waren. Ganz anders blicken wir jetzt auf die Geschichte, das Leben, die Menschen, die den Terror der stalinistischen Repressionen durchgemacht haben. Wenn du ein Buch oder Archivdokumente liest – dann empfindest du nicht jenenSchmerzen, jene Furcht, die du aus den Mündern der Leute vernimmst, welche diese entsetzliche Ungerechtigkeit am eigenen Leibe erfahren haben oder deren nächste Verwandten davon betroffen waren.

Literaturangaben:

1. Buch für Lehrer. Die Geschichte der politischen Repressionen und des Widerstandes gegen Unfreiheit in der UdSSR. – Moskau: Vereinigter Verlag „Moskauer Staatsarchiv“, 2002.
2. Artikel aus „Liebe Bürger, wo ist unsere Heimat?“ (Zeitung „Krasnojarsker Arbeiter“).
3. Artikel von A. Grigorjew „Über die Deutschen“ (Zeitschrift „Echo des Planeten“ N° 19, 1989).
4. Artikel von K. Popow „So etwas darf sich nicht wiederholen“ (Zeitung „Krasnojarsker Arbeiter“, 19.10.2001).
5. Artikel von M. Petrow „Schicksale und Menschen“ (Zeitung „Gesprächspartner“ N052, Dezember 1988).
6. Nutzung der Familienarchive und Erinnerungen.

Liste der Anhänge:

1. Foto von Olga Fjodorowna mit ihren Freundinnen. 1954.
2. Foto von Olga Fjodorowna mit einer Freundin. 1956.
3. Familienfoto. 1957.
4. Foto von Olga Fjodorowna und Jakob Abramowitsch mit Freunden. 1962.
5. Foto von Olga Fjodorowna. 4. Klasse. 1948.
6. Foto von Olga Fjodorowna und einer Freundin. 1957.
7. Foto von Olga Fjodorowna auf einer Hochzeit. 1958.
8. Foto von Olga Fjodorowna mit einer Freundin. 1955.
9. Foto von Olga Petrowna mit einem Freund auf der Arbeit. 1957.
10. Foto von Olga Petrowna in der Schule. 1949.
11. Rehabilitationsbescheinigung von Jakob Abramowitsch Tews. 1997.
12. Rehabilitationsbescheinigung von Olga Fjodorowna Tews. 1997.
13. Bescheinigung über Olga Fjodorowna Tews. 1997.
14. Bescheinigung über Jakob Abramowitsch Tews. 1998.
15. Einweihung des Gedenksteins in Krasnojarsk. 2001.

Anhang 1

 
Olga Fjodorowna (Mitte) mit ihren Freundinnen. 1954.

Anhang 2

 
Olga Fjodorowna (links) mit ihrer Freundin. 1956.

Anhang 3

 
(Links) Olga Fjodorowna mit ihrem Bruder, ihrer Kusine Elsa (rechts) und der Schwester (oben). 1957.

Anhang 4

 
Olga Fjodorowna (erste Reihe, zweite von rechts) mit ihrem Ehemann (in der zweiten Reihe, erste von rechts), Siedlung Krasnokamenka. 1962.

Anhang 5

 
Olga Fjodorowna (in der dritten Reihe, dritte von links), 4. Klasse. 1948.

Anhang 6

 
Olga Fjodorowna (rechts) mit ihrer Freundin. 1957.

Anhang 7

 
Olga Fjodorowna (erste von rechts) auf der Hochzeit ihres Neffen. 1958.

Anhang 8

 
Olga Fjodorowna (links) mit ihrer Freundin. 1955

Anhang 9

 
Olga Fjodorowna mit ihrem Freund auf der Arbeit. 1957.

Anhang 10


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