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„Warum haben wir ihnen denn erlaubt so zu leben… „ (A. Dementjew)

Städtische Kultur-Einrichtung „Zentrales Bibliotheken-System“, Krasnoturansker Bezirk
Krasnoturansker zentrale Siedlungsbibliothek
Jugend-Lehrstuhl

Regionale Aktion „Politisch Verfolgte in der Region Krasnojarsk“

Alterskategorie: 19-25 Jahre

Autorin: Ksenija Wladimirowna Titowa

Krasnoturansk, 2012

Jewgenia Iwanowna Rjabzewa (Gusik), geb. 1923
Wohnort: 662660 Region Krasnojarsk, Ortschaft Krasnoturansk
Lenin-Straße, Haus-Nr. 40, Wohnung 8 (derzeit lebt sie bei der Tochter –
Aleksandra Nikolajewna)

Aus Jewgenia Iwanownas Erinnerungen: Die Familie Gusik lebte in Aleksandrowka. Während der Repressionen 1933, im August, wurde ihr Vater (das Familienoberhaupt) Iwan Augustowitsch (im Buch als Jonat vermerkt) Gusik verhaftet. Im November desselben Jahres wurde er verurteilt. Er verbüßte seine Haftstrafe beinahe vier Jahre in einem Lager in der Nähe von Nowokusnezk. Sowohl nach den Dokumenten als auch nach den Worten von Nicht-Angehörigen ist der Grund für seine Verurteilung nicht bekannt. In den Entlassungsbescheinigungen ist in der Rubrik „Verhaftungsgründe, verurteilt nach §“ – gab es lediglich einen Strich.


Iwan Augustowitsch Gusik mit Ehefrau Maria Filippowna (Mädchenname Krispin)

Vier minderjährige Kinder blieben an den Rockzipfeln der Mutter zurück (Jewgenia, geb. 1923; Charlotta, geb. 1928; Berta, geb. 1930; Rudolf, geb. 1931), mit dem fünften Kind war sie schwanger (Emma, geb. 1934). Im Haus fand eine Durchsuchung statt. Anschließend transportieren sie alles ab: das Getreide – Hafer, Weizen, alles, was in den Kornkästen lagerte, den gesamten Besitz; auch das ganze landwirtschaftliche Inventar wurde konfisziert – der Pflug, die Rechen. Vollkommen mittellos ließen sie die Familie zurück. Danach ging die Mutter zum Arbeiten in die Kolchose. Sie überlebten so gut es ging. Aber es war ein hartes Leben.

Am 9. August 1937 kehrte der Vater aus der Gefangenschaft zurück. In Aleksandrowka lebten vorwiegend Polen und Deutsche. 1942 holten sie den Vater, zusammen mit vielen anderen Dorfbewohnern, in die Arbeitsarmee (fast alle erwachsenen Männer, junge Männer und Mädchen). Erneut blieb die Mutter mit den Kindern zurück. In der Arbeitsarmee herrschte Hunger, der Vater starb 1943 an Erschöpfung. Über ihn ist nichts weiter bekannt.

Es kam so, dass sie nach dem Tode des Vaters auch noch die damals schon volljährige älteste Tochter Jewgenia holten. Man transportierte die jungen Leute aus dem Dorf in schmutzigen Waggons ab (in denen eigentlich Vieh befördert wurde). So kamen sie nach Burjatien/Mongolei. Als sie den Stacheldraht sahen, fingen alle an zu schluchzen. Hausen mussten sie in Zelten (im tiefsten Herbst). Jewegenia arbeitete im Schacht als Bohrmeisterin. Dort förderten sie Wolfram-Erz. Die Verpflegung war spärlich – Kaffee, ein Stückchen Schwarzbrot und Hering. Sehr selten bekamen sie, bei Übererfüllung der Arbeitsnorm, ein Stückchen Butter. Nach der Freilassing kehrte Jewgenia nach Aleksandrowka zurück. Sie heiratete Nikolai Isaakowitsch Rjabzew. Sie zogen vier Kinder groß. Jetzt lebt sie bei der jüngsten Tochter in der Ortschaft Krasnoturansk. 2013 wird Jewgenia Iwanowna 90 Jahre alt.


Jewgenia Iwanowna mit Ehemann Nikolai

Quelle: Die Erinnerungen von Jewgenia Iwanowna Rjabzewa wurden von ihrer Tochter Aleksandra Nikolajewna Titowa niedergeschrieben.


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