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Ich suche meine Schwester und weitere Angehörige

Ich, Maria Genrichowna Fritz, wurde 1938 in der Ortschaft Krasnij Jar, ehemalige ASSR der Wolgadeutschen, Bezirk Engels, geboren. Meine Eltern waren Genrich Davidowitsch Fritz, geb. 1910, und Dorothea Karlowna Fritz, geb. 1911. Ich hatte auch eine Schwester — Dorothea Genrichowna, geb. 1941. Diese Angaben teilte mir die Behörde für innere Angelegenheiten des Gebietes Saratow mit. An die Aussiedlung kann ich mich nicht mehr erinnern; im Gedächtnis geblieben ist nur eine Gemeinschaftsbaracke mit Pritschen, in der umgesiedelte Deutsche lebten. Ich weiß noch, dass sich diese Baracke in der Steppe befand und man nachts das Geheul der Schakale hören konnte.
Ich erinnere mich, wie sie den Sarg mit der Leiche meiner Mutter auf einem Schlitten transportierten, der Vater trug mein Schwesterchen auf dem Arm und ich ging nebenher. Einige Zeit später jagten irgendwelche Leute alle Männer, auch meinen Vater, aus der Baracke, und brachten sie fort. Wir sahen ihn nicht wieder. Uns, die zurückgelassenen Kinder, brachten sie in ein Kinderheim. Wo das alles passierte, weiß ich nicht mehr, auch nicht, in welches Kinderheim sie uns brachten. Aus diesem Heim transportierten sie uns dann auf einer langen Reise ins Turuchansker Kinderheim, Region Krasnojarsk, wie sich später herausstellte. Ich war ständig krank, und so schickte man mich 1947 in eine Wald-Sanatoriumsschule in der Ortschaft Lebedjewa im gleichen Bezirk. Meine Schwester blieb in Turuchansk. Man sagte mir, dass eine ortsansässige Familie sie adoptieren wolle.

In Lebedjewa beendete ich 4 Schulklassen, und 1952 brachten sie mich zurück ins Turuchansker Kinderheim. Meine Schwester befand sich schon nicht mehr dort… Mehr konnte ich damals über sie nicht erfahren. Man begann damit, die Kinderheim-Bewohner zum Lernen fortzuschicken, einige von ihnen kamen bei ortsansässigen Familien unter; ich wollte auch in die Lehre gehen, aber der Leiter meinte, dass es in meinem Fall einen besonderen Hinweis gäbe. Man könne mich lediglich zum Arbeiten verwenden. Sie gaben mir alte Stiefel, ebensolche Kleidung und schickte mich in die nahegelegene Kolchose zum Arbeiten. Ich blieb dort nicht lange, weil ich mich erkältete und daraufhin wieder nach Turuchansk geschickt wurde und in ein Krankenhaus kam. Nach meiner Entlassung wurde ich aus dem Kinderheim abgeschrieben, stand auf der Straße und ging zu Leuten, um mir mein Essen zu verdienen; über meine Schwester konnte ich nichts erfahren.

Ich werde die folgenden Jahre des Umherirrens und der Erniedrigungen nicht beschreiben - es ist eine lange und traurige Geschichte.

Diesen Sommer war ich in Turuchansk. Bei der Kreisabteilung für Volksbildung und in den Archiven stellte sich heraus, dass meine Schwester von einer Familie namens Kusma Iwanowitsch und Antonina Andrejewna Majorow adoptiert worden war und nun nicht mehr Dorothea, sondern Galina hieß. Als Geburtsjahr war 1943, anstatt 1941 angegeben. Aus ihr war Galina Kusminitsch Majororow, geboren 1943, geworden. Mehr konnte ich nicht erfahren. Die Majorows fand ich nicht.

Liebe Leute, ich bitte Sie um Hilfe: falls irgendjemand etwas über die Familie Majorow oder ihre Tochter Galina weiß, oder auch über Verwandte menines Vaters oder meiner Mutter, dann teilen Sie mir das bitte in der Zeitung «Majak Sewera» mit.

М. Fritz.
„Majak Sewera“ („Leuchtturm des Nordens“), № 9, 22.01.1991.


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