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Man kann die Worte nicht aus dem Lied nehmen

(Fortsetzung. Beginn in Nr. 86).

Am 22. Juni 1941 begann der Große Vaterländische Krieg. Mit doppelter Energie arbeiteten die Sowjetdeutschen auf den Feldern, in den Betrieben, in allen Bereichen der Produktion, was Veröffentlichungen in der Presse aus jenen Jahren bezeugen, insbesondere in der Zeitung «Prawda» („Wahrheit“; Anm. d. Übers.) vom 15. Juli 1941 und in den Mitteilungen der TASS.
Mit ausnahmsloser Standhaftigkeit und Heldenmut kämpften die Sowjetdeutschen seit den ersten Stunden des Krieges an den Fronten. Unter den Verteidigern der Festung Brest sowie der Städte Kiew und Minsk befanden sich ebenfalls Deutsche.

VIER STALINISTISHE SCHLÄGE

Mit Beginn des Großen Vaterländischen Krieges änderte sich die Lage der Sowjetdeutschen jäh. Im Juli 1941 trafen W. Molotow und L. Berija in der Hauptstadt der deutschen Republik, der Stadt Engels ein, um über Repressionsmaßnahmen gegen die deutsche Bevölkerung zu beraten.
Am 27. August 1941 erging der Befehl des NKWD über Maßnahmen zur Durchführung einer Umsiedlungsoperation der Wolgadeutschen aus der ASSR und den Gebieten Saratow und Stalingrad. Eine Gruppe aus den Reihen des NKWD, unter Leitung des stellvertretenden Volkskommissars Serow, wurde in die Republik entsandt. Als Verantwortlichen für die Vorbereitung und Durchführung der Operation ernannte man den Leiter des GULAG Nasjedkin, die Mitarbeiter der Staatssicherheit Gubin, Ilin, Drosdjezki und andere. Zu diesem Vorhaben zog man 1200 Mitarbeiter des NKWD, 1000 Mitarbeiter der Miliz und 2300 Rotarmisten unter dem Kommando von Oberst Warobejkow heran. Es war vorgesehen, die Operation zwischen dem 3. Und 20. September abgeschlossen zu haben, das heißt innerhalb von 17 Tagen. Alles in nur 17 Tagen.

Von historischem Interesse ist die Tatsache, dass das Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR «Über die Umsiedlung der in den Wolgagebieten lebenden Deutschen» erst am 28. August 1941 verabschiedet wurde, also einen Tag nach dem Befehl des NKWD. Im Augenblick der Herausgabe des Dekrets waren also die Gruppe des NKWD mit Serow an der Spitze sowie die Rotarmisten unter dem Kommando von Oberst Warobjekow bereits vor Ort und aktive.

Popow erinnert sich in der Zeitung «Neuigkeiten» der Stadt Uljanowsk an jene Tage (er war 1941 Augenzeuge dessen, wie in der Stadt Engels die Aussiedlung der Deutschen von statten ging): «Man muss sagen, dass die Deutschen sich würdig verhielten, mit einer bemerkenswert festen Ruhe. Ich habe erst jetzt begriffen, dass sie damit eine «ultimative Weisheit ihres Charakters ...» zum Ausdruck brachten. Und so verhielten sie sich auch in der Folgezeit. Alle Erniedrigungen, Demütigungen, Beschimpfungen moralischer und auch physischer Art ertrugen sie standhaft, ohne jedweden Protest oder Ungehorsam. Ein derartiges Verhalten hatte keiner der Organisatoren der Repressalien erwartet.

1941 wurden ausnahmslos alle Deutschen verbannt und unter Konvoi-Begleitung in für den Transport von Vieh gedachten Waggons nach Sibirien, Kasachstan und in andere Regionen verschleppt. Sie wurden so weit in alle Winde verstreut, dass die Suche nach noch überlebenden Angehörigen bis heute andauert. Es war der erste stalinistische Schlag, der meinen Stammesgenossen angetan wurde. 1942 folgte der zweite. Im Januar-Februar wurden alle deutschen Männer bis einschließlich Geburtsjahrgang 1925 in Lager der sogenannten Trud-Armee geschickt, und hier und da wurden auch Männer geholt, die 1926 geboren waren. Es waren Gefängnisse mit schrecklichen Zuständen und Lebensbedingungen. Nur wenige kehrten aus diesen Todeslagern zurück.

Und dann beschlossen die Machthaber, die deutsche Nation aus dem Land der Sowjets zu entwurzeln. Und dann wurden die Frauen in die Lager geschickt —- unter Konvoi-Begleitung, wobei Grausamkeiten und körperliche Gewalt an der Tagesordnung waren. Alle Frauen mit Kindern über drei Jahren wurden fortgebracht. Sie wurden einfach abtransportiert, und Hunderttausende heimatloser, «fremdländischer» Waiden blieben in den Weiten Sibiriens und Kasachstans zurück. Wie viele von ihnen kamen ums Leben? Wie viele Schicksale zerbrachen? Wer zählte sie? Wer weiß davon? Und wird er es jemals erfahren? Wer wird ihre Namen nennen?

Bei den Müttern, die von der Gesellschaft isoliert waren, wurde ihr natürlicher Sinn für das Muttersein durch Kälte, Hunger, Krankheit, Missbrauch und jahrelange Trennung von ihren Kindern ausgelöscht.... So war es! Es fällt mir schwer, heute darüber zu schreiben. Aber was will man machen, ich muss es tun, damit die Menschen die Wahrheit erfahren.

Die in den Norden verbannten Deutschen, die zumeist an die Landwirtschaft gewöhnt waren, waren gezwungen, die Berufe des Fischers, des Jägers und andere mit der Verarbeitung von Fischereierzeugnissen verbundene Berufe zu erlernen. In Ust-Port wurde eine Fischkonserven-Fabrik errichtet. In Pschenitschny Rutschej (Dudinka), in Tolsty Nos, Oschmarino, Leskino entstanden Fischfabriken. Mit dem Erscheinen der Sondersiedler im Taimyr-Gebiet entwickelten sich Landwirtschaft und Fischereiwirtschaft, es wurden zahlreiche Fischerei-Kolchosen gegründet. Nicht wenig leisteten die Deutschen auch im Bereich der Viehwirtschaft. Doch ihre Arbeit fand keinerlei Würdigung. Einem 14-Jährigen zahlte man keine Polar-Zuschläge und schloss mit ihnen auch keine Arbeitsverträge ab. Man durfte sie weder in den Zeitungen erwähnen noch im Radio etwas über sie verlauten lassen. Das war strengstens verboten. Die Deutschen wurden nicht belohnt, nicht ermutigt, nicht zu Abgeordneten gewählt und nicht in die Partei aufgenommen. Ich kannte aktive Kommunisten, die im Ust-Jenisseisker Bezirk aus der Partei ausgeschlossen wurden – nur weil sie Deutsche waren.

Da der männliche Teil der deutschen Bevölkerung isoliert war, gab es einen Geburtenstopp. In der Kolchose «Gardist» im Ust-Jenisseisker Bezirk wurden fünf Jahre lang keine Kinder mehr geboren. Hier endete offensichtlich die stalinistische Politik des Genozids.

1943 wurde ein neuer, dritter Schlag verhängt. Auf geheimen Befehl wurden die Sowjetdeutschen ohne Grund und Anlass von allen Fronten abgezogen und in dieselben Todeslager geschickt. Hier wäre ein Beispiel aus K. Simonows Buch «Soldaten werden nicht als Soldaten geboren» anzuführen, in dem er vom Heroismus der Sowjetdeutschen, ihren Patriotismus und ihre ungerechtfertigte Entfernung aus dem Kampfgeschehen und ihren Ausschluss aus der Armee schreibt. Das ist nicht ausgedacht, sondern ein dokumentarischer belegter Tatbestand. Sogar der im Buch genannte Nachname ist authentisch.

Es gab Sowjetdeutsche, die von der Verleihung des Titels "Held der Sowjetunion" nicht ausgeschlossen waren. Aber bevor sie diesen Titel bekamen, wurde ihr Nachname geändert. Auch das ist eine Geschichte.

...Der Krieg ging zu Ende. Alle warteten, hofften, dass bald die Zeit der Rückkehr nach Hause, in die kleine Heimat, eintreten würde, dass sie dann mit den noch lebenden Verwandten ein Wiedersehen erleben könnten. Doch es folgte der nächste Schlag: 1948, in dem Jahr, als die Sowjetunion die Allgemeine Deklaration der Menschenrechte anerkannte und unterzeichnete, kam das Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 26. November heraus, welches alle Hoffnungen und Bestrebungen der Deutschen zu Nichte machte. Der Erlass sah eine ewige Verbannung für Deutsche vor, und für Verstöße gegen das Regime für Sondersiedler wurden 20 Jahre Zwangsarbeit verhängt.

Es fällt mir schwer wieder zu jenen Gefühlen zurückzukehren, die ich nach diesem Dekret durchlebte. Es waren Grauen, Schock, Angst und Empörung. Von allen Deutschen ließen die Kommandanten des NKWD sich die schriftliche Verpflichtung geben, dass sie jetzt und für immer darauf verzichteten, an den Ort zurückzukehren, an dem ihre Mutter sie geboren hatte. Sie ließen sich ebenfalls bestätigen, dass die Deutschen niemals Ansprüche auf das bei der Räumung beschlagnahmte Eigentum erheben würden.

...Es vergingen 7 lange Jahre. Und dann schließlich ein neues Dekret: «Die bestehenden Einschränkungen in der Rechtsstellung der Sonderumsiedler — der Deutschen und ihrer Familienmitglieder, erweisen sich für die Zukunft als nicht mehr notwendig. Sie sind aus dem Status der Sonderansiedler abzumelden und aus der administrativen Aufsicht der NKWD-Organe zu entlassen.».

Aber in Punkt 2 des Dekrets hieß es: «Es wird festgelegt, dass die Abmeldung der Deutschen aus dem Sondersiedler-Status keine Rückgabe des bei der Aussiedlung konfiszierten Besitzes nach sich zieht, und dass sie nicht das Recht besitzen, an die Orte zurückzukehren, aus denen sie ausgesiedelt wurden». Bitte bedenken Sie, dass dies nach 14 Jahren schuldlosem Exil geschah und seit dem Tag des Sieges mehr als 10 Jahre vergangen waren.

Die Sowjetdeutschen wandten sich viele Male mit ihren Problemen und Sorgen an Chruschtschow, Breschnew. Sie baten, forderten , dass die das Volk verleumdenden und bestrafenden Gesetzesakte vom 28. August 1941, 29. November 1948, 13. Dezember 1955, 29. August 1964 sowie andere Erlasse aufgehoben wurden, und vermeldeten, dass nur die Wiederherstellung der Nationalstaatlichkeit der Deutschen Wolgarepublik die nationale* Politik Lenins, die in den Jahren des Stalin-Kultes in grober Weise verletzt worden war, wieder gutgemacht werden könne.

In Moskau reisten Delegationen an; sie wurden nicht empfangen, verhaftet, bestraft, Gewalttätigkeiten begangen, des Nationalismus beschuldigt. Ich führe hier nur ein Beispiel für den Dialog an, der am 7. Juli 1965 zwischen dem Mitglied der Delegation Totz und Mikojan stattfand.

Totz: Ich bin einer der Organisatoren der ASSR der Wolgadeutschen. Wir haben sie unter schwierigsten Bedingungen gegründet. Sie kennen die gegenwärtige Lage...

Mikojan: Die Sowjetdeutschen haben sich während des Krieges und auch jetzt gut benommen. Sie arbeiten fleißig... Sie erheben die Frage der Wiederherstellung der Republik. Wir verstehen sehr gut, dass dies die beste Lösung ihres Problems wäre. Aber es ist unmöglich, man kann nicht davon ausgehen, dass die Deutschen ohne Republik nicht leben können... Wir können die Republik jetzt nicht wiederherstellen. Das ist mit großen Schwierigkeiten verbunden. Es lässt sich nicht alles reparieren...

Seit dieser Zeit hat sich faktisch nichts geändert. Die Perestroika ermöglichte es, im Land offen über Probleme zu reden, jedoch keineswegs sie zu lösen. Und da die Situation der Deutschen in der UdSSR heute schwieriger ist als vor Beginn der Perestroika, ist jeder Grund für eine Hoffnung zerschlagen.

KONGRESS DER DEUTSCHEN DER UDSSR

In den vergangenen Jahren, vor allem von 1987—1988, erhöhte sich das Interesse der Sowjetdeutschen, die Rückgabe ihrer Nation voranzutreiben. Im Februar-März 1989 wurde die Allrussische Organisation der Sowjetdeutschen „Wiedergeburt“ gegründet. Sie wandte sich sogleich an den Obersten Sowjet der UdSSR mit der Bitte, deren Status zu legitimieren. Es vergingen zwei Jahre, aber auch dann war „Wiedergeburt“ immer noch nicht offiziell registriert.
In ihrer Verzweiflung doch noch Gerechtigkeit und Gleichheit zu finden, verlassen die Deutschen das Land, um als Phänotyp weiter zu existieren. Das ist eine traurige Tatsache. Wirtschaftswissenschaftlicher der UdSSR und anderer Staaten errechneten, dass die Sowjetunion durch die Ausreise der Deutschen ins Ausland mehr als 80 Milliarden Rubel verlieren, die uns in dem sowieso schon löchrigen Staatsbudget dann auch noch fehlen.
Im Sommer 1989 fasste das Plenum des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der UdSSR den Beschluss über die Notwendigkeit, alles für die Lösung der Probleme der Sowjetdeutschen und anderer Völker, die unter dem Stalin-Regime unterdrückt wurden, zu unternehmen. Doch praktisch ändert sich nichts.

Im Herbst 1989 verabschiedete der Oberste Sowjet der UdSSR eine Deklaration, in der alle rechtswidrigen Willkürakte der Ära Stalin, Chruschtschow und Breschnew gegen Deutsche und andere sowjetische Völker, die dem Genozid ausgesetzt gewesen waren, für illegal und kriminell erklärt wurden. Das Dokument klingt fortschrittlich, aber wieder ändert sich nichts.
1990 führte die Gesellschaft «Wiedergeburt» zwei Allrussische Konferenzen zu Problemen der Sowjetdeutschen durch. Die Möglichkeit der Wiederherstellung der Nationalstaatlichkeit bleibt erneut beim Stande „Null“ stehen.

Am 13. August 1990 verabschiedete der Präsident der UdSSR das Dekret «Über die Wiederherstellung der Rechte für alle Personen, die in den 20er—50er Jahren Opfer politischer Repressionen geworden waren», und wieder änderte sich nichts. Am 28. November 1989 gründete der Oberste Sowjet der UdSSR eine staatliche Kommission zu den Problemen der Sowjetdeutschen — unter dem Vorsitz des ehemaligen ersten Sekretärs des Saratower Gebietskomitees der Kommunistischen Partei der UdSSR W.K. Gussew, der von Anfang an den Standpunkt vertrat, dass die Wiedererrichtung einer Deutschen Republik an der Wolga in keiner Form möglich sei. Und am 6. April 1990 kam auf einer Sitzung des staatlichen Komitees der Vorschlag, die Frage der Wiederherstellung der Republik von der Tagesordnung zu nehmen und eine Vereinigung der Sowjetdeutschen zu gründen, was meiner Ansicht nach inakzeptabel ist. Es würde bedeuten, dass die Idee einer deutschen Autonomie zu Grabe getragen würde — eben jener Idee, die von Lenin 1918 realisiert und von Stalin 1941 zerstört wurde, und die auch in den vergangen beinahe fünfzig Jahren zwei Millionen Deutsche der UdSSR in ihren Herzen trugen.
Wirklich ermutigend seien die Reden der Volksdeputierten der UdSSR auf Kongressen und Tagungen gewesen, sagte Tschingis Aitmatow: «Es ist an der Zeit, die deutsche Republik wiederherzustellen, ihr Volk gibt ein Beispiel dafür, wie man leben und wirtschaften muss». Und hier die ergreifenden, aufgeregten Worte von David Kugultinow: «In meiner Seele wird es keine Ruhe geben, solange die Mescheten benachteiligt werden, solange den Krim-Tataren und den Sowjetdeutschen nicht ihre Eigenstaatlichkeit zurückgegeben wird. Es braucht Gesetze, um die Krim-Autonomie und die Republik der Wolgadeutschen wiederherzustellen. Möge unser Gewissen sie prägen!».

Aber, wie man sagt, ist das Gewissen noch da. Es hat bislang nicht die Gesetze geformt, von denen der Abgeordnete sprach. 1991 beschlossen, in Moskau den ersten Kongress der Deutschen der UdSSR abzuhalten, der eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung des künftigen Schicksals des sowjetdeutschen Volkes spielen sollte, um konkrete Wege aus der langwierigen nationalen Krise zu benennen, die Ende der dreißiger Jahre als Folge der verbrecherischen Handlungen des Stalin-Regimes auf dem Gebiet der nationalen Politik begann.

Wenn wir nicht unehrlich sein wollen, müssen wir sagen, dass die Führung der Partei und des Landes sich bis heute nicht bei den Völkern für alles entschuldigt hat, was ihnen widerfahren ist, und das muss geschehen. Von was für einem Rechtsstaat kann man heute sprechen, wenn das Etikett der Völker, das ihnen vor einem halben Jahrhundert auferlegt wurde, noch nicht entfernt wurde, wenn sie nicht rehabilitiert worden sind.

Über die Idee der Vorbereitung und Durchführung eines Kongresses der Deutschen der UDSSR wurde lange Zeit nachgedacht. Zu der vorliegenden Problematik wurde eine besondere Verfügung des Ministerrats der UdSSR, N° 1184 vom 24. November 1990 verabschiedet. Demzufolge sollte der Kongress der Deutschen der UdSSR seine Tätigkeit am 11. März 1991 im Säulen-Saal des Unionshauses aufnehmen. Es war geplant, die Delegierten im Hotel «Rossija» unterzubringen.

Doch als die Wahlkampagne für die Delegierten des Kongresses vollständig abgeschlossen war und die Delegierten bereits ihre Reisetickets in der Hand hatten, wurde am 7. März 1991 eine vom Vorsitzenden der berüchtigten Staatskommission W. K. Gussew unterzeichnete Nachricht ins ganze Land geschickt, dass der Kongress auf unbestimmte Zeit verschoben würde.

(Ich bitte die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass der Erlass des Ministerrats der UdSSR nicht aufgehoben wurde). Die Delegierten begaben sich jedoch nach Moskau, wo man sie ihm Hotel «Rossia» nicht aufnahm, sondern sie in andere schickte. Ich musste mich an die Hotels «Rossia», «Woschod», «Wostok» wenden, bis es mir schließlich gelang, im «Altai» unterzukommen. Ein Teil der Delegierten versuchte mich auszuquartieren, so dass ich mich an den Moskauer Rat wenden musste. Es wurde alles dafür getan, dass sich kein Quorum zusammenfand, damit nur der Kongress nicht stattfinden konnte.

Die Gründe für den versuchten Abbruch des Kongresses sind meines Erachtens mehr als offensichtlich. In der Überzeugung, dass die "Vereinigung", die sie den Sowjetdeutschen aufzwingen wollten, von den Delegierten nicht unterstützt werden würde, zogen es die Urheber dieser Idee vor, den Kongress abzubrechen.

Mit der Idee der "Assoziation" verfolgten ihre Anhänger wahrscheinlich zwei Hauptziele: die Frage der Wiederherstellung der deutschen Autonomie in der Wolgaregion von der Tagesordnung zu streichen und die Aktivitäten der "Wiedergeburt" zu blockieren, die ein ständiges Ärgernis für das Zentrum darstellte.

Dennoch nahm der Kongress am 12. März 1991 im Kulturpalast des Leninwerks unter schwierigsten Bedingungen seine Arbeit auf. Die Krasnojarsker Delegation von 27 Personen war vollzählig anwesend, der außerordentliche Kongress verabschiedete die Erklärung der Bestimmungen des Provisorischen Rates für die Wiederherstellung der ASSR der Wolgadeutschen. Es wurde ein vorläufiger Rat für die Wiederherstellung der Republik gewählt. Folgende Appelle wurden verabschiedet: an den Präsidenten der UdSSR, an den Obersten Sowjet der RSFSR, an alle Volksdeputierten der RSFSR und an die Massenmedien; an den Premierminister der UdSSR. Es erfolgte die Verabschiedung von Resolutionsentwürfen des Obersten Sowjets der UdSSR über staatliche Garantien für die nationale Wiedergeburt der Deutschen der UdSSR und des Obersten Sowjets der RSFSR über die vollständige Rehabilitierung der Russlanddeutschen; man wandte sich an die auf dem Territorium der ehemaligen ASSR der Wolgadeutschen lebenden Bürger, an das Volk und die Regierung der Bundesrepublik Deutschland, an die Geistlichkeit.

Es ist anzumerken, dass versucht wurde, die Arbeit des Kongresses "zum Schweigen zu bringen", d.h. keine Werbung für den Kongress zu machen, obwohl Vertreter verschiedener Massenmedien anwesend waren. Da offiziell bekannt gegeben wurde, dass der Kongress verschoben wurde, reisten Delegationen aus anderen Ländern, die sich für den Kongress interessierten, nicht an.

Der Vorsitzende der Allrussischen Vereinigung der Sowjetdeutschen "Wiedergeburt", Heinrich Groth, Vertreter des gagausischen Volkes, der Krimtataren, der Karatschaier, der Gesellschaft "Gerechtigkeit" und Vertreter der Geistlichkeit hielten auf dem Kongress Vorträge. Heinrich Groth wurde zum Vorsitzenden des provisorischen Rates für die Wiederherstellung der ASSR der Wolgadeutschen gewählt. Dies ist die erste Etappe der Arbeit des Kongresses. Die zweite ist für den 28. August 1991 vorgesehen, den Tag des Gedenkens an den 50. Jahrestag der Tragödie der Deutschen in der UdSSR.

L. LOCH,
Vorsitzender der Gesellschaft «Wiedergeburt» in Dudinka.
Stadt Dudinka.

Aus den Materialien des 1. Sonder-Kongresses der Sowjetdeutschen:

„Polar-Wahrheit“, 08.05.1991


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