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Aber das Herz schmerzt trotzdem

Ende der vergangenen Woche brachte der N.N. Presnjakow, Fahrer eines Fahrunternehmens, zusammen mit einer Mitarbeiterin des Bezirks-Sozialdienstes eine ungewöhnliche Fracht nach Balachta — 248 Pakete mit Lebensmitteln, die aus Deutschland geschickt worden waren. Nachdem sie bei einer Zwischenlandung in Moskau aufgetankt hatten, brachten die Großraum-Frachtflugzeuge die 11 kg schweren Pakete in verschiedene Regionen des Landes, unter anderem auch auf Krasnojarsker Boden. Es heißt, dass dies nur der Anfang einer Wohltätigkeitsaktion: bislang haben drei Verkehrsflugzeuge diese Art von Fracht in die Region gebracht, zwei werden noch erwartet.

Organisatoren der Hilfsstiftung «Helft Russland!» sind die große Zeitschrift Deutschlands «Stern», das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) und die internationale Wohltätigkeitsorganisation CARE. In der Hoffnung auf eine gemeinsame friedliche Zukunft wollen Millionen Deutsche unsere guten Nachbarn und Freunde sein.

Die Balachtinsker haben diese Hilfe nicht zurückgewiesen, obwohl wir verstehen, dass es unmöglich ist, alle Bedürftigen in unserem Bezirk mit diesen Paketen zu versorgen. Und trotzdem...

Schnell machte sich beim Dorfrat eine Kommission zur Verteilung der Pakete unter den Minderbemittelten, Kinderinvaliden und Familien mit zahlreichen Kindern. Mit Hilfe der Deputierten hatte man zuvor schon Listen erstellt, in denen die Bedürftigen erfasst worden waren. Doch diesmal erhalten lediglich hundert Personen ein Paket. Die übrigen 148 Pakete werden in andere Dorfräte unseres Bezirks geschickt, wo dann darüber entschieden wird, wem ein solches Geschenk gemacht werden soll.

«Liebe Freunde! Uns ist bekannt geworden, dass die Sowjetunion derzeit Schwierigkeiten bei der Lebensmittelversorgung durchmacht. Wir möchten Ihnen gern helfen...», — so beginnt der Brief, der einem der Pakete beigelegt war. Es scheint, dass wir froh und dankbar sind, aber vielen ist dabei nicht ganz wohl zumute. Wie ungerecht ist es denn schließlich, in einem reichen, wenngleich maroden, Land arm zu sein.

Einsamkeit ... Sie hat schon lange die Schwestern Irina Pawlowna und Alexandra Pawlowna Sytschewnik gebrochen. Und auch wenn die eine noch etwas machen kann, dann wollen bei der anderen die Beine nicht mehr laufen. Ich habe die Augen und Hände der beiden alten Frauen gesehen, Worte der Dankbarkeit gehört. Aber am meisten haben mich ihre Tränen verwundet. Nur wenige, aber schwere und schon altgewohnte. Wieviel Herzenswärme, Fürsorge, Güte haben wir T.P. Wjatkina, W.P. Kamysakowa, T.P. Rossowa, den Schwestern Krawtschenko, A.I. Swerjug, N.I. Lopatina, K.I. Besjasykowa und vielen, vielen anderen unserer Dorfmitbewohner schon gegeben? Und deswegen möchten wir sie viel lieber um Verzeihung bitten, als ihr bitteres «danke» hören.

I.KONOPLEWA

„Dorf-Nachrichten“ (Balachta), 04. Juli 1991
Das Material wurde vom Balachtinsker Heimatkunde-Museum zur Verfügung gestellt.


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