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Festtag für die Seele

KONZERTE, KONZERTE

Der kreative Abend des Kollektivs der Amateurkunst der Balachtinsker Gesellschaft der Russland-Deutschen «Wiedergeburt» verlief mit derselben Begeisterung, die auch jedes der Mitglieder dieses Kollektivs vor dem Konzert ergreift. Egal wo es auch stattfand: in einer kleinen Ortschaft, im n der Regionshauptstadt, in der Heimatsiedlung. Fleiß, Disziplin, gegenseitige Unterstützung — das macht das kreative Schaffen aus, über das dieses Kollektiv verfügt, indem es sein Programm im Sinne eines „Volkskollektivs“ aufführt.

Mit der ersten Nummer des Konzerts fühlt man schon, dass die «Atempause» nicht lange anhalten wird und der Zuhörer es, kaum dass er sich umgeschaut hat, bedauern wird, dass der Zeitpunkt des Abschieds von den Künstlern gekommen ist. Sei es auch nur für kurze Zeit, bis zur nächsten Begegnung, aber als das eigentliche Programm zu Ende war, wollte noch niemand gehen. Jeder Auftritt wurde von den Zuschauern mit Applaus und Beifallsrufen begleitet. Die Künstler «hauchten» das Programm mit einem Höhepunkt aus, um die Zuschauer bis ganz zum Schluss bei Interesse zu halten — und wie geht es nun weiter?

Harte Arbeit, Begeisterung und Fantasie beschäftigen diese Leute nicht. Die Kostümskizzen stammen von Nina Schnaider, die Tänze hat Lydia Chamizewitsch inszeniert, am Gesang und an der Regie hat Klara Glisdinowa gearbeitet. Hier muss man anmerken, dass die wunderschönen Nationaltrachten auf Kosten der Künstler genäht wurden.

Ja, schön und gut! Aber es wäre noch besser, wenn über das Programm noch mehr nachgedacht, mehr gesucht, mehr experimentiert würde. Man muss zugeben, unsere Deutschen — sind russifizierte Deutsche, und wie sehr sie sich auch bemühten, sie kamen nicht umhin, unterschiedliche Folklore miteinander zu vermischen. Natürlich gibt es in unserem Bezirk keine Kunsthistoriker, die dem Kollektiv dabei behilflich sein würden, Zusätze zu vermeiden, die aus der russischen, ukrainischen und ungarischen Folklore durchgesickert sind. Und es ist nicht so einfach, musikalische Programme, Noten und Tänze deutscher Herkunft ausfindig zu machen. Zudem haben die Künstler nicht berücksichtigt, dass ihr Programm nicht nur für Menschen deutscher Nationalität gedacht war. Man hat sie gern, aber man möchte auch russischsprachige hören. Deswegen ist es notwendig, wenn auch nur in Kurzform, den Inhalt der Vorführungen zu übersetzen. Die Sprache von Tanz und Musik ist jedem verständlich, aber die Texte... Aber wie dem auch sei, der Saal brach über K. Glisdinowas Lesung in Gelächter aus, lachte ohne Ende über das Lied «Hausfrauen», die sich, am Spinnrad sitzend, ihre (und auch allgemeine) Alltagsprobleme erzählten. Und dann noch der Gesang von A. Ebel und F. Ebels Spiel auf dem Akkordeon!!!

Es war schön, die Glückwünsche entgegen zu nehmen, die man nach dem Konzert von allen Seiten vernahm. Und wie die Zuschauer die meisterlichen Künstler lobten, die ihnen nach dem Ende des Programms vorschlugen, ihre fachkundig zubereiteten deutschen Gerichte zu probieren, welche auf Tischen im Foyer standen. Die meisten verkosteten Gerichte verschwanden schnell von den Tischen, und die Leute leckten sich alle zehn Finger danach.

Während der Diskussion gab man den Künstlern Kommentare ab, wies darauf hin, wo es noch gehapert hatte, erteilte Ratschläge, woran noch ein wenig gearbeitet werden müsse. Und arbeiten muss man jetzt zwei-, dreimal mehr. Der Titel muss gerechtfertigt sein. Vor allem wird er nicht auf Dauer vergeben. Verteidigen muss das Kollektiv ihn nach fünf Jahren. Aber bis dahin gibt es — Konzerte, Generalproben, neue Begegnungen, neue Programme. Wir wünschen euch einen guten Weg und glückliches Gelingen, Kollektiv «Wiedergeburt»!

J. Jatschikow
Mitglied der Jury

„Dorf-Nachrichten“ (Balachta), 25. April 1995
Das Material wurde vom Balachtinsker Heimatkunde-Museum zur Verfügung gestellt.


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