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Nach Meinung des Vorsitzenden der Menschenrechts-organisation „Memorial“ ist die Wiedererrichtung des Josef-Stalin-Pantheons Teil einer umfangreichen Werbe-Kampagne

In Krasnojarsk wurde ein Josef-Stalin-Standbild fertiggestellt. Sie soll im Turuchansker Kreis aufgestellt werden, wo man derzeit den Wiederaufbau des Pantheons zu Ehren des sowjetischen Führers eingeleitet hat. Die Realisierung eines solchen Planes wird von den Regionsbehörden im Rahmen eines Programms zur Entwicklung des Tourismus in dem Gebiet geprüft. Nach Meinung der Beamten handelt es sich um ein ausgezeichnetes, kommerzielles Projekt, das zur Touristenattraktion werden wird. Kaum, dass die Idee der Wiedererrichtung des Pantheons zu Ehren Josef Stalins im Turuchansker Gebiet in der Öffentlichkeit bekannt wurde, begann man auch sogleich vom „Wiederaufleben“ sowjetischer Propaganda zu sprechen. Besonders aktuell war dies nach einer Reihe von Skandalen, als die Kommunisten eine Büste des „Führers der Völker“ in der krasnojarsker Gedenkstätte des Sieges aufstellen wollten. Etwas später stellte sich jedoch heraus, dass der Gedanke der Schaffung eines Stalin-Pantheons im Turuchansker Gebiet – einen ganz und gar kommerziellen Grund hat und ortsansässigen Geschäftsleuten zuzuordnen ist. Auf diese Weise erhoffen sie sich ein Anwachsen des Zustroms ausländischer Touristen. In der Regionsverwaltung befaßt sich der stellvertretende Gouverneur, Sergej Sokol, mit Fragen zur Entwicklung des Tourismus. Es gelang uns heute nicht, seine Stellungnahme zu erhalten. Aber der Presse-Sekretär des Gouverneurs, Igor Astapow, erinnerte an die Worte, die Alexander Chloponin vor etwa einem Monat aussprach. Damals hatte der Mann, der an der Spitze der Region steht gesagt, dass die Politik der Verwaltung darin bestehe, keine neuen Denkmäler für irgendwelche sowjetischen Führer zu errichten. Allerdings würden die alten, die heute noch existieren, auch nicht abgerissen. Die fertiggestellte Stalin-Skulptur, die 3,5 m hoch ist, wird in die Siedlung Kurejka geschickt, wo Stalin sich in politischer Verbannung befand. Das Pantheon wurde hier Mitte des vorigen Jahrhunderts erbaut. Es war ein monumentales Bauwerk, das eine Fläche von über 400 Quadratmetern einnahm. 1961 wurde das Pantheon geschlossen. Nach den Worten von Gouverneur-Berater Jewgenij Paschtschenko besteht an dem noch nicht wiedererrichteten Pantheon bereits jetzt großes Interesse seitens Touristen aus allen Ländern: „Soweit ich weiß, wird die Statue in der zweiten Julihälfte hierher gebracht. Ende Juli wird dann mit den Wiederaufbauarbeiten begonnen. Der politischer Hintergrund „liegt im Schlaf“. Hier geht es um Tourismus, was der Widerhall aus ganz Rußland auch bestätigt. Vom 25. Juli bis 7. August ist eine Flußkreuzfahrt für Touristen geplant, die mit dem Dampfer auf der Route Krasnojarsk – Dudinka – Krasnojarsk fahren werden. Während dieser Reise ist ein obligatorischer Besuch am Ort des Pantheons – eine ernsthaft-seriöse, interessante und lange währende Exkursion“. Die Meinung von Vertretern der Menschenrechtsorganisation „Memorial“ zu dieser Angelegenheit steht im Gegensatz zu diesen Äußerungen. Nach den Worten des Gesellschaftsvorsitzenden Aleksej Babij ist es überhaupt nicht wichtig, wo ein Stalin-Pantheon auftauchen wird; auf jeden Fall handelt es sich bei diesem Projekt um nichts anderes, als den Teil einer umfangreichen staatlichen Werbekampagne zur Wiederherstellung der Persönlichkeit Stalins: „Ich halte dies für den Teil einer großen Werbeaktion, die nicht so sehr von den Kommunisten durchgeführt wird, sondern vielmehr von denen, die in der Föderration das Sagen haben, die Stalins Namen, sein Tun und Handeln ständig in völlig übertriebener Weise darstellen, wobei sie nach Gründen einer Rechtfertigung suchen“. Indessen sind die Turuchansker Unternehmer sehr entscheidungsfreudig gestimmt. Während die krasnojarsker Öffentlichkeit sich in Schweigen hüllt und lediglich ein paar Aktivisten die Verwendung der Stalin-Figur zum bloßen Geldverdienen für unethisch halten, haben die Geschäftsleute sich bereits über einen Plan für die weitere Vorgehensweise geeinigt, das Gelände entrümpelt und auch schon mit dem Wiederaufbau begonenn. Wenn die Regionsbehörden keinen Einspruch gegen dieses skandalöse Bauvorhaben erheben, wird in der Liste der Turuchansker Reiserouten noch in diesem Jahr der Touristenpunkt „Stalin-Pantheon“ erscheinen. Es steht zu erwarten, dass man dann mit dem Dampfer die Strecke Krasnojarsk – Dudinka – Krasnojarsk mit einem unbedingten Aufenthalt im Turuchansker Gebiet buchen kann.

Autoradio-Krasnojarsk, 30.05.06


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