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Menschenrechtler ließen das Porträt Walentin Danilows auf der Ausstellung „Politische Gefangene Rußlands“

Zu einem Skandal kam es wegen der in Krasnojarsk eröffneten Ausstellung „Politische Gefangene im heutigen Rußland“. Die regionale Staatsanwaltschaft verlangte, eines der Ausstellungsstücke – das Porträt des Physikers Walentin Danilow, der wegen Staatsverrat verurteilt wurde - zu entfernen. Nach einer Unterredung zwischen dem Museumsdirektor und dem für die Region zuständigen Staatsanwalt ließ man das Porträt in Ruhe. Allerdings rief der Versuch „dieser Zensur auf eine kulturelle Veranstaltung“ den Unmut der Menschenrechtler hervor.

Am vergangenen Dienstag schrieben etwa hundert russische Menschenrechtler einen offenen Brief an General-Staatsanwalt Jurij Tschajka, in dem sie ihn aufforderten, sich der Situation anzunehmen, die um die Ausstellung „Politische Gefangene im heutigen Rußland“ in Krasnojarsk enstanden sei. In dem Schreiben heißt es, daß die Mitarbeiterin der Regionsstaatsanwaltschaft, Ljudmila Gurskaja, vor der Eröffnung der Ausstellung im Kulturhistorischen Zentrum (KHZ) inoffiziell verlangt hatte, eine der Fotografien (mit dem Porträt des Physikers Walentin Danilow, der wegen Landesverrats zu 13 Jahren verurteilt wurde) zu entfernen. In dem Brief heißt es weiter, daß die Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft mit ihrer Handlungsweise eine „Zensur kultureller Veranstaltungen eingeführt“ und gleichzeitig mehrere Paragraphen der Verfassung der Russischen Föderation verletzt habe, die von Rußland im Rahmen der „Europäischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte“ und des „Internationalen Bündnisses für zivile und politische Rechte“ ratifiziert worden seien. – „Wir fordern Sie auf, die Staatsanwaltschaft der Region Krasnojarsk zu ermahnen, dieses Gesetz nicht zu mißachten und die Schuldigen zu bestrafen“ – heißt es in dem Aufruf ferner.

Die Ausstellung „Politische Gefangene im heutigen Rußland“ wurde vom Moskauer Sacharow-Museum organisiert. Es geht darin um Häftlinge, die nach Meinung des Künstlers Aleksander Cholopow eine Haftstrafe aufgrund ihrer Stellung in der bürgerlichen Gesellschaft verbüßen. Die Serie der Portraits ist in Form von Briefmarken dargestellt, auf denen die Gefangenen hinter Gittern abgebildet sind. Dabei geriet Walentin Danilow in die Gesellschaft von Michail Chodorkowskij, Platon Lebedew, Grigorij Pasko und anderen.

Der Direktor des Kulturhistorischen Zentrums, Michail Schubskij, teilte mit, daß „es gelungen sei, die Probleme nach einem Treffen mit der Leitung der Staatsanwaltschaft beizulegen“. „Soweit ich informiert bin, verhieß die Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft für den Fall, daß die Ausstellung tatsächlich eröffnet würde, „Schwierigkeiten mit dem FSB“. Das Problem konnte geklärt werden, nachdem Michail Schubskij mit dem Regionsstaatsanwalt Sergej Feoktistow gesprochen hatte. Sie einigten sich darauf, daß es besser sei, die Ausstellung durchzuführen, als einen Skandal mit den Menschenrechtlern heraufzubeschwören“ – meinte Olga Podgurskaja, die Mitorganisatorin der Ausstellung und Koordinatorin der regionalen Menschenrechtszentren.

Bei der Staatsanwaltschaft wurde der Vorfall gestern nur widerwillig kommentiert. Frau Gurskaja selbst war den ganzen Tag nicht an ihrem Arbeitsplatz zu erreichen. Elena Pimonenko, Sprecherin des Staatsanwalts (sie koordiniert die Zusammenarbeit mit den Masseninformationsmitteln), sagte der Zeitung „Kommersant“, daß ihren Informationen zufolge „Ljudmila Gurskaja die Museumsmitarbeiter lediglich davon in Kenntnis gesetzt hätte, daß Walentin Danilow kein politischer Häftling sei, sondern vielmehr als Straftäter verurteilt wurde; daher sei das Zeigen seines Portraits im Rahmen dieser Ausstellung nicht zweckmäßig“.

Die Ausstellung im Kulturhistorischen Zentrum ist noch bis Ende November zu sehen.

Aleksander Konowalow, Nonna Gontscharenko, Krasnojarsk
„Kommersant-Sibir“, 02.11.2006


Die Organisatoren der Ausstellung waren der Meinung, daß die Dauer der Haftstrafe, zu der Walentin Danilow wegen Staatsverrats verurteilt wurde, keinen Anlaß bot, sein Portrait zu entfernen.
Foto: KONSTANTIN USCHAKOW


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