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Verbannungs- / Lagerhaftbericht von Anatolij Wasiljewitsch Belman

Geboren am 08.11.1947 im Dorf Nikulino. Anatolij Wasiljewitschs Mutter und ihre Eltern wurden 1942 deportiert. Vor der Deportation lebten sie in der Stadt Engels, Gebiet Saratow. Anatolij Wasiljewitschs Vater stammte aus der Baikal-Region; wann er deportiert wurde ist nicht bekannt.

Anatolij Wasiljewitsch weiß nur wenig über die Vergangenheit seiner Familie, denn „damals war nicht üblich danach zu fragen ... Verbannte eben, und das war alles ...“.

Dennoch vermag Anatolij Wasiljewitsch einige Auskünfte zu geben. Die Familie seiner Mutter (Großmutter, Großvater und noch vier Kinder) wurden mit dem Zug bis nach Krasnojarsk gebracht. Wie die Transportbedingungen waren, wie sie Nachricht von den Deportationen erhielten sowie nähere Einzelheiten – darüber weiß Anatolij Wasiljewitsch nichts. Man ließ ihnen keine Zeit für irgendwelche Reisevorbereitungen und erlaubte ihnen nicht, irgendwelche Sachen mitzunehmen. Von Krasnojarsk aus wurden sie mit Lastkähnen auf dem Jenisej weitertransportiert und die Familien dann in verschiedenen Dörfer gebracht.

Die Familie von Anatolij Wasiljewitschs Mutter ließ man in Nikulino aussteigen. In der ersten Zeit lebten sie am Ufer unter freiem Himmel. Danach brachte man sie in verfallenen Häusern unter, bis ein paar gutherzige Ortsbewohner sie bei sich aufnahmen.

Anatolij Wasiljewitschs Eltern erzählten nicht nur einmal, wie sich die ortsansässige Bevölkerung ihnen gegenüber verhielt. Einige waren äußerst aggressiv und beschimpften sie mit der Bezeichnung „verfluchte Deutsche“.

Sie arbeiteten in einer Kolchose, meldeten sich bis 1953 in Jarzewo in der Kommandantur und ließen sich dort regelmäßig registrieren. Sie arbeiteten durchgehend, ohne freie Tage.

Anatolij Wasiljewitschs Mutter starb 1974, die Großmutter sowie der Großvater 1959. Über das Schicksal seines Vaters weiß er nichts. In den 1950er Jahren wurden sie rehabilitiert (Anatolij Wasiljewitsch weiß aber nicht, wann das genau war, denn es sind keine Dokumente darüber erhalten geblieben).

Die Befragung wurde durchgeführt von G.W. Ponomarjewa (historische Abteilung der Jenisejsker Fachschule für Pädagogik)

Erste Forschungsexpedition für Geschichte und Menschenrechte


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