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Verbannungs-/Lagerhaftbericht von Wladimir Busch (Sohn von Eduard)

Im September 1941 wurde aus ALT-WEIMAR im Kanton PALLASSOWSK, Autonome Republik der Wolga-Deutschen, die deutsche Familie BUSCH von den Kommunisten deportiert:

Die Deportierten wurden in KRASNOJARSK ausgeladen und dann in die Verbannung in das Dorf KARYMSKAJA, im Kreis SUCHOBUSIMSK, gebracht.

Im Januar 1942 wurden E. BUSCH (Sohn von Alexander) und E. BUSCH (Sohn von Eduard) in die "Trudarmee" gejagt, ins KUSBASS (= Kusnezker Steinkohlebecken). Im März 1943 schrieb man den Vater frei, und er kehrte zur Familie zurück. Er war stark entkräftet. Und im September 1943 holten sie ihn wieder nach KUSBASS; kurz darauf starben er und sein älterer Sohn.

Noch früher, im Jahre 1942, wurde Raissa aufgrund des "Gesetzes vom 07.08.32" (Verordnung zum Schutze des Eigentums von staatlichen Unternehmen, Kollektivfarmen und Kooperativen sowie zur Stärkung öffentlichen und gesellschaftlichen Eigentums) . Danach ließ man sie noch nicht einmal zu den Kindern in die Verbannung, sondern schickte sie in die "Trudarmee", ins KRASLag, zur Station SOSNOWKA, nördlich von RESCHOT. Von dort wurde sie 1946 entlassen. Als sie zu den Kindern in den Kreis SUCHOBUSIMSK zurückgekehrt war, wurde die Familie in das Dörfchen TOLSTOMYSOWO verlegt, später nach ATAMANOWO, in die 2. Abteilung des Landwirtschaftsbetriebes "Tajoschnij" (= Taiga), und 1951 nach SCHILINKA.

In SCHILINKA arbeitete W. BUSCH in der Filiale des Krasnojarsker OTB-1 (= Sonder-Technologie-Büro 1). Diese Zweigstelle befaßte sich im wesentlichen mit der Projektierung von Bauprojekten. Dort arbeiteten hauptsächlich Verbannte, deren Lagerhaftzeit bereits zuende war (Häftlinge gab es in SCHILINKA nicht).

Die Bauingenieure Toiwo LEET (Sohn von Alexander) und Gunar JARWE (Sohn von Ger-hart) aus Estland gerieten nach dem Lager in den Kreis DOLGOMOSTOWSK (heute ABANSK) in Verbannung. Dort arbeiteten sie in der Filiale des OTB-1. Im Jahre 1952 schloß die dortige Zweigstelle, und jene Verbannten, die dort gearbeitet hatten, wurden nach SCHILINKA verlegt. Außer LEET und JARWE wurden von dort auch SPASSKI und der Spezialist für Sanitärtechnik, der Pole KORSZENIOWSKI, versetzt, der nach der Freilassung aus der Verbannung sofort von dort wegfuhr. SPASSKI blieb in Krasnojarsk und arbeitete als Projektionsleiter. In SCHILINKA arbeiteten sie in der Bauabteilung.

Etwas zwei Jahre lang arbeitete in SCHILINKA ein Moskauer Architekt mit dem Familien-namen LANDAU. Ungefähr 1952 brachte man dort gleichzeitig mehrere Ingenieure in die Verbannung, deren Lagerhaftzeit bereits zuende gegangen war. Sie waren fast alle aus Moskau: Konstantin MUCHANOW (Sohn von Konstantin), geb. ca. 1915 - Spezialist für Metallkonstruktionen; Alexander ROMANOW (Sohn von Dimitrij), geb. ca. 1910; Wladimir WOLOWSKI (Sohn von Jewgenij), geb. ca. 1905 - wahrscheinlich war er vor der Verhaftung irgendein leitender Angestellter in der Bau-Abteilung.

Zusammen mit ihm wurde der Bau-Ingenieur Wladimir BYKOW (Sohn von Fjodor), geb. ca. 1905, hierher gebracht, der bis zur Verhaftung in ALMA-ATA gelebt hatte.

A. ROMANOW heiratete in der Verbannung eine Estin, die in SCHILINKA als Kopistin arbeitete (und bis dahin, im Lager, als Krankenschwester). Sie hieß Waike PJARZEL (Tochter von Jakob), geb. ca. 1920. Nach der Rehabilitierung kehrte er mit seiner Frau nach Moskau zurück und arbeitete als leitender Ingenieur der Bau-Hauptverwaltung im Energie-Ministerium.

Im OTB-1 in SCHILINKA arbeitete der Deutsche DIEK als Spezialist für Grubenabbau. Das Archiv der OTB-1 Filiale leitete ein Professor der MGU (= Staatliche Universität Moskau), der Mathematiker DE PELPOR (geb. etwa 1895). Er hielt auch Mathematik-Kurse für Ingenieure ab.

Ande 1952 oder Anfang 1953 begannen die Kommunisten Juden nach SCHILINKA zu jagen (es handelte sich um eine reine Verbannung, ohne jegliche Lagerhaftfrist), aber bald darauf, bereits im Frühjahr 1953, wurden sie freigelassen. Unter ihnen waren die beiden Schwestern POLONSKI (beide Studentinnen aus Moskau) sowie Sofia LISBARON (Tochter von Grigorij).

Kommandant in SCHILINKA war der junge Leutnant Pjotr KONONOW. 

04.11.94, aufgezeichnet von W.S. Birger, Krasnojarsk, Gesellschaft "Memorial"


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