Nachrichten
Unsere Seite
FAQ
Opferliste
Verbannung
Dokumente
Unsere Arbeit
Suche
English  Русский

Verbannungs- / Lagerhaft-Bericht von Bruno Genrichowitsch Fetzer

Geboren 1934 in der Region Odessa, Ortschaft Neuburg (Nowogradowka)

Befanden sich drei Jahre unter Besatzung. Als die deutschen Truppen zurückwichen, zwang man die Familie unter Gewaltanwendung mit nach Deutschland zu fahren. Auf Pferden gelangten sie bis nach Brest, von dort fuhren sie weiter mit dem Zug.

In Plen gerieten sie bereits in die sowketische Truppenzone. Die sowjetische Regierung versprach den Ukraine-Deutschen, dass man sie nach Hause bringen würde, aber stattdessen schickten sie sie geradewegs in die Region Krasnojarsk. Sie erhielten eine Bescheinigung über den zurückgelassenen Besitz, bekamen jedoch später nichts davonzurück. 1949 kauften sie sich aus eigenenMitteln eine Kuh.

Der Transport fand in Viehwaggons statt. unterwegs hielt der Zug mehrfach an. Unterwegs bekamen sie Brot und eingewecktes, geschmortes Fleisch amerikanischer Herkunft zu essen. Während der Fahrt gab es Diebstähle: die Mutter hatte 15 kg Mehl mitgenommen; es wurde gestohlen.

Von Krasnojarsk brachte man sie mit dem Dampfer „Majakowskij“ nach Krutoj Log. Um ein Uhr nachts mußten sie das Schiff verlassen und wurden nach Kargino geschickt.

In Kargino lebten sie in ärmlichen Verhältnissen. Eine einzige gesteppte Wattejacke für die ganze Familie. Die Kleidung wurde mit Asche gewaschen. Und dann tauschten sie sie gegen Kartoffeln ein (ein Mantel war zwei Eimer Kartoffeln wert). Im Gebiet Odessa hatten sie besser gelebt – dort hatten sie ein großes, solide gebautes Haus besessen, es gab eine Hofwirtschaft mit Kühen, Schweinen und einem Garten: Weintrauben, Pflaumen, Aprikosen.

Sie arbeiteten in einer Kolchose. Anstelle von Lohnzahlungen wurde dort eine Strichliste über geleistete Tagesarbeitseinheiten geführt. Sie wurden der staatlichen Dampfschifffahrtsorganisation in Schirokij Log zugewiesen und mußten Brennholz für die Dampfer beschaffen.

Sie waren verpflichtet, sich einmal pro Monat in der Kommandantur zu melden und dort registrieren zu lassen. Im Dorf verhielt man sich den Deutschen gegenüber gut.

1947 war ein schreckliches Hungerjahr.

Die Befragung erfolgte durch Swetlana Tschernousowa und Jewdokia Kuruschina

(AB – Anmerkungen von Aleksej Babij, Krasnojarsker "Memorial“)
Fünfte Expedition für Geschichte und Menschenrechte, Nowokargino 2008


Zum Seitenanfang