Nachrichten
Unsere Seite
FAQ
Opferliste
Verbannung
Dokumente
Unsere Arbeit
Suche
English  Русский

Verbannungs- / Lagerhaftbericht von Ella Adamowna Gelgorn (Gelhorn)

Geboren am 24.02.1938

Die Mutter, Maria Jegorowna Stak, starb im Alter von 80 Jahren.
Schwester Ida Markowa (geb. 1940) lebt in Podtjossowo
Schwester Maria Grauer (geb.1942) lebt in Podtjosowo

Früher lebten sie im Gebiet Saratow.

1941 wurden sie deportiert. Mit dem Zug fuhren sie nach Krasnojarsk, von dort mit einem Lastkahn bis zur Angara, in das Dorf Pentschuga. Alle Familien wurden in einem Haus untergebracht, und es wurde ein Schild geschrieben, auf dem stand „nicht ins Haus gehen, das Haus nicht verlassen“. Dort lebten sie einige Zeit. Unter ihnen gab es Leute, die ein wenig Russisch konnten; die begaben sich zum Dorfrat und erwirkten, dass sie aus dem Haus wieder ausziehen durften. Danach brachte man sie in russischen Familien unter.

1942 wurde der Vater zur Arbeitsarmee geholt.

Man ließ sie nicht in der Kolchose arbeiten; also ging die Mutter im Dorf von Haus zu Haus, reinigte Läufer, weißte Wände oder erledigte Arbeiten, die sonst noch anfielen. Sie bekam zu essen, während die Kinder hungernd zuhause saßen und vor Hunger weinten. Manchmal bekamen auch die Kinder von den Leuten etwas zu essen. E.A. war 12 Jahre alt; Die Mutter weckte sie frühmorgens, um Kartoffeln auszugraben. Man mußte sich ja irgendiwie etwas zum Essen beschaffen.

Mit der Schwester ging sie auch Ähren sammeln. Wenn der Kolchosvorsitzende dabei erwischte und sie nicht rechtzeitig in den Wald davonlaufen konnten, nahm er sie ihnen fort, auch wenn es nur zwei Ähren waren.

Später arbeitete die Mutter als Wächterin; sie bekam ein kleines Wärterhäuschen zur Verfügung gestellt,und sie zogen dorthin um. Wenn sie zur Arbeit ging, kamen die kleinen Jungen aus dem Dorf, kletterten auf das kleine Holzhäuschen, klopften an die Fenster und riefen „Faschisten, Faschisten, kommt raus“. Sie hatten schreckliche Angst, das Haus zu verlassen. Einmal gelang es der Mama, einen der Jungen festzuhalten; sie versohlte ihn, und danach kam er auch nicht wieder.

Einmal im Monat mußte die mutter sich melden und registrieren lassen.

Die ältere Schwester wurde mit 17 in die Arbeitsarmee einberufen; dort mußten sie Fläße bauen und bis nach Igarka bringen; zum Überwintern kam sie nach Podtjossowo und blieb dort. Mit 19 Jahren heiratete sie einen Lagerhäftling; er hatte 10 Jahre verbüßt und beim Dammbau gearbeitet. 1950 kam Becheid von der Schwester, dass sie zu ihr umziehen sollten; und das taten sie auch. Dort lebten sie mit 6 Personen in einem Zimmer von 12 Quadratmeter Größe. Sie ging dort zur Schule und absolvierte 5 Klassen. Die Mutter arbeitete in verschiedenen Internaten.

Ihre Familien erhielten nichts von dem zurück, was sie vor der Verschleppung besessen hatten; dazu hätten sie eine Heiratsbescheinigung benötigt, aber es lag ihnen keine vor, denn der Vater hatte sich aus dem Papier Zigaretten gedreht.

An den Vater kann sie sich nicht erinnern; er kehrte nicht zur Familie zurück. Er überanstrengte sich in der Arbeitsarmee und starb.

30 Jahre arbeitete sie als Köchin.

Die Befragung erfolgte durch Jelena Ponomarjowa und Tatjana Wasilichina

(AB . Anmerkungen von Aleksej Babij, “Memorial“ Krasnojarsk)


Zum Seitenanfang