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Ewald Ludwigowitsch Neimiller (Neumüller?)

Ewald Ludwigowitsch wurde am 22.07.1928 in der Ortschaft Karlstal, Gebiet Odessa, Beljajewsker Bezirk, geboren. Im Augenblick der Deportation setzte sich die Familie aus dem Vater, Ludwig Iwanowitsch (geb. 1902), der Mutter Polina (Pauline?) Jakowlewna (geb. 1907) und Schwester Frieda zusammen. Die Eltern waren in der Kolchose beschäftigt. Im Juli 1941 wurde ihr Dorf von den Deutschen besetzt, die dort bis 1944 blieben. Als die Rote Armee zum Angriff überging, nahmen die Deutschen sie zunächst mit nach Polen und dann nach Deutschland, in die Stadt Halle. 1945 teilten die Alliierten die deutschen Städte untereinander auf. Halle fiel den Russen zu, die mit ihnen genauso verfuhren, wie mit den Wolga-Deutschen – sie verschleppten sie nach Sibirien.

Bis nach Krasnojarsk gelangten sie in Viehwaggons, anschließend mit einem Schiff bis nach Jenisejsk, und bereits am zweiten Tag, ab dem 1. Oktober, mussten sie auf dem Gelände der Schiffswerft arbeiten, wo sie Häuser bauten. Ewald Ludwigowitsch war Bauarbeiter und Brigadeführer. Am Anfang war die Ukrainerin Miller Brigadeleitern; gemeinsam errichteten sie bis 1948 die Abteilung für Investitionsbau. Später wurde diese Abteilung geschlossen, und sie bauten Pausik-Lastschiffe – kleine Barken (hauptsächlich zum Übersetzen von Lebensmitteln). Sie führen eine Holzkarawane an, und am Heck des „Pausik“-Schiffes oder der Barke befinden sich kleine Häuschen für die Arbeiter. Bis zum Jahre 1953 war er Schiffsbauer. Nach einer Erkrankung konnte er nur noch leichtere Arbeiten verrichten. Nikolaj Nikandrowitsch Wolkow, der Ober-Ingenieur, wies ihn für vier Monate als Schüler einer Elektriker-Ausbildung zu. Der Unterricht fand direkt im Werk statt. Und schon bald darauf wurde er zum Diensthabenden am neuen Kraftwerk ernannt, wo er bis 1980 tätig war. Von 1980-1983 war er Meister im Kesselhaus. Das Schicksal der Eltern verlief nicht schlecht: der Vater lenkte die Pferde zur Holzfabrik, transportierte Material in die Schiffswerkshalle, und die Mutter war Hausmeisterin. Auch Schwester Frieda kam als Holzfällerin zur Holzfabrik. 1980 fuhr sie mit der Familie nach Kasachstan, später reiste sie nach Deutschland aus. Ehefrau Emilie Fjodorowna Weissenrurker wurde ebenfalls, zusammenmit ihren Eltern, aus dem Gebiet Odessa ausgewiesen (vor dem Krieg wohnten sie 40 km von Ewalds Dorf entfernt). Sie erinnerte sich, dass sie in Jenisejsk in einer Kirche wohnten und später in Baracken. Sie arbeitete auch in der Holzfabrik, wechselte dann aber als Sortiererin zum Fertigwaren-Lager. In den 1950er Jahren heirateten sie.

 

O. Kruschinskaja. Unfreiwillige Sibirjaken


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