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Verbannungs- /Lagerhaftbericht von Lidia Petrowna Ponkratowa

Mädchenname Pister

Wurde 1926 in der Region Saratow, Ortschaft Bolschoje, 20 km von Saratow entfernt, geboren. Die Familie besaß eine gesunde Hofwirtschaft.

1941 wurden sie deportiert. Einige Tage zuvor hatte man sie darüber informiert. Die allernotwendigsten Dinge durften sie mitnehmen. Sie erhielten eine Quittung für den zurückgelassenen besitz, aber sie erhielten gegen diese Bescheinigung nie wieder etwas zurück.

Zum Bahnhof gelangten sie mit dem Auto, weiter ging es in Güterwaggons. In einem Waggon waren jeweils 8-10 Familien. Auf dem Weg nach Krasnojarsk hielt der Zug und man gab ihnen etwas zu essen.

In Krasnojarsk verteilte der Aufseher, die mit ihnen gefahren war, die Familien auf die einzelnen Bezirke. Ihre Familie wurde nach Pirowskoje geschickt. Von Krasnojarsk nach Galanino beförderte man sie mit einem Lastkahn, den Weg von Galanino bis Pirowskoje legten sie mit Pferden zurück.

Man teilte ihnen Wohnraum bei einer russischen Familie zu. Sie lebten einvernehmlich miteinander, pflegten Umgang und freundeten sich schließlich an. Aber trotz des guten Verhältnisses aßen sie getrennt.

In der Ortschaft Bolschoje hatte L.P. 5 Klassen abgeschlossen; in Pirowskoje schlug man ihr vor zur Schule zu gehen, aber dort gab es nur vier Klassen.

Die Eltern arbeiteten in der Kolchose. Für eine geleistete Tagesarbeitseinheit erhielten sie 400 Rubel. Außerdem pro Person Brot, Mehl, Hafergrütze, aber auch nicht immer. Sie tauschten verschiedene Dinge gegen Kartoffeln ein – ein ganzes Kleid gegen einen Eimer Kartoffeln.

Bei ihrer Ankunft sollten sie sich melden und registrieren lassen. Die Kolchos überließ ihnen ein Kartoffelfeld, dort gruben sie 800-900 einmervoll aus.

Unter Stalin und auch später gestattete man ihnen nicht den Ort zu verlassen. Nach dem Krieg gab man ihnen eine Kuh; aber dies geschah nicht als Gegenleistung für die Quittung, die man ihnen in der ASSR der Wolgadeutschen ausgestellt hatte.

1951 heiratete sie einen Russen, die Eltern waren nicht dagegen.

Diese Deportation hält sie für eine große Dummheit.

Die Befragung erfolgte durch Swetlana Tschernousowa und Jewdokia Kuruschina

(AB – Anmerkungen von Aleksej Babij, Krasnojarsker „Memorial“)
Fünfte Expedition für Geschichte und Menschenrechte, Nowokargino 2008


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